Es ist stiller geworden um die Reformbewegung, die Frauen in der katholischen Kirche nach vorne bringen will. Stiller, aber nicht ruhig. Nach den Protesten vom Mai 2019, die im Kirchenstreik gipfelten, machen die Frauen weiter. Ihr Motto könnte lauten: Steter Tropfen höhlt den Stein – und er modelliert eines Tages auch den harten Felsen, auf dem die katholische Petrus-Kirche steht.
Eine regionale Gruppe arbeitet in Lauchringen im Kreis Waldshut. Gertrud Bernauer-Eckert, Karin Höhl und Ulrika Schirmaier haben sich als kleiner und doch mächtiger Haufen zusammengefunden. Sie werben auf lokaler Ebene für das Anliegen von Maria 2.0. Die Forderungen sind weitreichend, sie wären der Beginn einer sanften Revolution: Die Bewegung Maria 2.0 tritt für den Diakonat und das Priestertum der Frau ein. Gleichberechtigung soll für den Zugang zu sämtlichen Ämtern in er katholischen Kirche gelten. Außerdem soll der Skandal um die Missbrauchsfälle schonungslos aufgeklärt werden – was bisher nach Ansicht der katholischen Frauen nicht der Fall war. Hier sehen sie erheblichen Nachholbedarf.
Das Trio aus Lauchringen hat seitdem viel Zuspruch erfahren. Es wird eingeladen und angehört. Für 2019 zieht Ulrika Schirmaier deshalb eine positive Bilanz für die Initiative. Der Ortspfarrer unterstützt sie. Viele Männer kommen zu den Versammlungen, die Maria 2.0 einberuft. Das zeigt, dass die Initiative nicht als verlängerter Arm des Feminismus gesehen wird, sondern als nachgeholte Gerechtigkeit.
Nur der Kontakt zum eigenen badischen Bischof will nicht zustande kommen, stellen die Drei mit Bedauern fest. Trotz mehrfacher Anfrage erhielten sie bisher keinen Termin, um Erzbischof Stephan Burger ihre Punkte und Nöte vorzutragen. Seine Begründung: Es gebe zu viele ähnliche Initiativen, die unter der Überschrift Maria 2.0 in der Erzdiözese unterwegs sind. Er könne nicht alle persönlich anhören.
Dafür hatte Kardinal Marx Zeit für die drei Katholikinnen. Für ihre Anliegen hatten sie nämlich 5000 Unterschrift gesammelt und waren mit ihren Ordnern nach Fulda gefahren, wo sich die deutschen Bischöfe immer im späten Herbst jährlich treffen. Der Münchner Kardinal nahm die Unterschriften entgegen, sie konnten mit ihm reden. Er habe aufmerksam zugehört und sich offen gezeigt, berichtet Schirmaier über das Gespräch. Reinhard Marx übergab die Unterschriften wiederum seinem Kollegen Stephan Burger. Das Ordinariat hat den Eingang der Unterschriften bestätigt. Nun hoffen die Frauen aus Lauchringen, dass noch mehr passiert. Der Eingangsstempel allein ist etwas mager.