Ein Besuch in der Ukraine legte 1996 den Grundstein für weltweite Hilfe: „Als ich damals das erste Mal in der Ukraine war, habe ich das Elend der dortigen Straßen- und Waisenkinder mit meinen eigenen Augen gesehen und beschlossen, mich für diese Kinder einzusetzen“, erzählt Maria Fritz, stellvertretende Vorsitzende des Kinderhilfswerks worldwide, von den Anfängen eines Projektes, das rund 30 Jahre später zu einer bedeutenden Hilfsorganisation geworden ist.
Als sie nach ihrem Besuch in Bad Säckingen einen Vortrag über die Not der Kinder in der Ukraine gehalten habe, konnte sie Marian Heinz, den heutigen Vorsitzenden des Kinderhilfswerks, für ihre Sache gewinnen. Gemeinsam blicken die beiden Hauptverantwortlichen des Kinderhilfswerks im Gespräch mit unserer Zeitung im zentralen Lager des Vereins bei den Schluchseewerken in Laufenburg auf die Entwicklung ihres Vereins zurück und berichten über die Gründe, warum sie sich in den vergangenen Jahren dazu entschieden haben, die Arbeit des Vereins auszuweiten.
Die Arbeit beginnt in Mariupol
Die Arbeit des Kinderhilfswerks hat in Mariupol begonnen, einer ukrainischen Stadt, die heute unter russischer Besatzung steht. Die späteren Gründungsmitglieder des Kinderhilfswerk-Vereins waren dorthin gereist, um notleidenden Waisen und Witwen eine bessere Zukunft zu ermöglichen.
„Ich war selbst in der Kanalisation, um dort das Vertrauen der Kinder zu gewinnen“, erzählt Maria Fritz. Sie begann, die Not der Kinder zu dokumentieren und am Hochrhein, in Deutschland und der Schweiz, Patenschaften für diese Kinder zu vermitteln. Über diese Patenschaften konnten die Kinder mit allem Nötigen wie Lebensmittel- und Hygienepaketen oder Kleidern ausgestattet werden.

Damit für die Patenschaften auch Spendenbescheinigungen ausgestellt werden konnten, erfolgte im Jahr 2008 die Gründung des Vereins „Kinderhilfswerk Ukraine e.V.“. Im Laufe der Zeit habe sich die Arbeit auf ländliche Regionen in der Westukraine verlagert, da besonders im dortigen ländlichen Bereich die Infrastruktur sehr schwach ausgebaut sei und es nicht viele Arbeitsplätze gebe.
Um dem entgegenzuwirken, wurden mithilfe der finanziellen Unterstützung des Kinderhilfswerks und den engagierten Helfern vor Ort über die Jahre hinweg Bauprojekte wie ein Waisenhaus oder ein Ausbildungszentrum für handwerkliche Berufe realisiert und Projekte wie ein Sommerferienprogramm für benachteiligte ukrainische Kinder ins Leben gerufen.

Nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine im Jahr 2022 hat sich das Kinderhilfswerk auch für die vom Krieg betroffenen Menschen in der Ukraine eingesetzt und beispielsweise Kleiderspenden am Hochrhein gesammelt und in Kriegsgebiete geschickt. Das neueste Projekt in der Ukraine ist die Schaffung eines Zentrums für kriegstraumatisierte Kinder, das aus der großzügigen Spende einer Privatperson aus München an das Kinderhilfswerk realisiert werden soll. Auf diese Weise fördert das Kinderhilfswerk aktuell etwa 180 Mädchen und Jungen und rund 30 Projekte in der Ukraine. Die Ukraine ist damit der Schwerpunkt der Vereinstätigkeit.
„Die vergangenen Jahre haben uns aber leider gezeigt, dass es Kriege, Not und Vertreibung nicht nur in der Ukraine gibt. Hinzukommen Klima- und Umweltkatastrophen, die ganze Volksgruppen in Armut stürzen“, erläutert Marian Heinz. Da Maria Fritz sich gerne selbst ein Bild vor Ort macht und dabei ihr Herz für hilfsbedürftige Menschen öffnet, sind die Hilferufe an das Kinderhilfswerk aus anderen Teilen der Welt immer mehr geworden.
Der Verein
So sind zur Arbeit in der Ukraine auch Projekte in den Ländern Guatemala, Indien und zuletzt Mali hinzugekommen. In Guatemala und Indien steht das Ermöglichen von Schulbildung im Vordergrund der dortigen Vereinstätigkeit. Dies meint konkret den Bau und den Unterhalt einer Schule in Guatemala, die Versorgung der Kinder in der Schule und deren Familien, der Bereitstellung von Stipendien für Schulabgänger und die Vermittlung von Patenschaften für Schulkinder.

Vor einem Jahr kam dann das Projekt Frauen für Frauen in Mali dazu, das die medizinische Betreuung für schwangere Frauen in Mali abdeckt. Zudem wird in Mali auch gegen die Folgen der Überschwemmungen im Juli 2024 gekämpft, indem beispielsweise in einem Dorf zur Wiederherstellung der Trinkwasserversorgung mithilfe des Kinderhilfswerks ein Brunnen gebaut werden konnte.
Um einen rechtlich sicheren Rahmen für die Projekt-Finanzierungen außerhalb der Ukraine zu haben, haben Marian Heinz und Maria Fritz ihr „Kinderhilfswerk Ukraine“ nun in „Kinderhilfswerk worldwide“ umbenannt und ihre ausgeweitete Tätigkeit auch in der Vereinssatzung festgehalten. Ein wichtiger Schritt in eine leider besorgniserregende Zukunft.
Vor kurzem war Maria Fritz auf Besuch in der Ukraine, um dort betreuten Familien einen Besuch abzustatten. „Ich freue mich immer, zu sehen, was aus den Kindern geworden ist“, sagt Maria Fritz. „Viele können sich durch unsere Hilfe zur Selbsthilfe aus ihrer misslichen Situation befreien und etwas aus ihrem Leben machen“, fasst Marian Heinz zusammen. Dies soll auch in Zukunft mit dem Kinderhilfswerk worldwide möglich sein.