Noch keine Lösung gibt es im so genannten „Jestetter Zipfel“ (den Gemeinden Lottstetten, Jestetten und Dettighofen im Kreis Waldshut) für den Schülerverkehr und je mehr Schüler an den Schulen wieder an ihren Schulen unterrichtet werden, desto drängender ist das Problem. Denn zahlreiche Schüler aus dem östlichen Kreis Waldshut besuchen eine Schule in Singen im Hegau. Und seit der Schließung der Grenzen halten die Schweizer S-Bahnen nicht mehr an den deutschen Bahnhöfen, sondern fahren nur durch.
Jana Smija lebt mit ihrer Familie in Lottstetten, der Nachbargemeinde von Jestetten. Ihre Tochter ist Abiturientin an einem Gymnasium in Singen und seit 4. Mai wieder täglich in der Schule. Smija erklärt: „Bis zu der Schließung der Schulen fuhren die Schüler aus dem Jestetter Zipfel mit der SBB (S9) nach Schaffhausen, ab dort mit der DB nach Singen. Dies ist nicht mehr möglich.“
Der neue Schulweg
Jana Smija beschreibt: „Eine Busverbindung ab Lottstetten – Abfahrt Lottstetten Grundschule um 5.53 – bringt die Schülerinnen und Schüler erstmal nach einer rund halbstündigen Fahrt in die entgegengesetzte Richtung nach Erzingen.“ Von diesem direkt an der Grenze gelegenen Ortsteil der Gemeinde Klettgau gehe es weiter – nun in die richtige Richtung – mit dem Zug nach Singen. „Ankunft in Singen ist um 6.59 Uhr, fast eine Stunde vor dem Unterrichtsbeginn um 7.55 Uhr“, so die Lottstetterin.
Auch der Rückweg sei schwierig, denn nach dem Unterrichtsende gebe es zwar stündliche Zugfahrten ab Singen, „allerdings nach der Fahrt des IRE um 14.02 Uhr ab Singen gibt es keine Anschlussverbindung in Richtung Jestetten/Lottstetten„, so Smija. Für Jana Smija ist es unverständlich, dass so ein Schulweg den Schülern zugemutet wird. „Der Unterricht ist noch sehr eingeschränkt“, beschreibt sie und ergänzt: „An manchen Tagen verbringt dann meine Tochter doppelt so viel Zeit in Bussen, Zügen und mit Warten auf den Bahnhöfen als im Klassenzimmer.“

Ein Zustand, den auch Singens Oberbürgermeister Bernd Häusler kritisiert. Er fordert eine bessere Schülerbeförderung im öffentlichen Nahverkehr in der Grenzregion: „Es sollte auch gewährleistet sein, dass unsere auswärtigen Schülerinnen und Schüler, die aus dem Umland anreisen, auf dem direktesten Weg nach Singen kommen können und nicht weite Umwege in Kauf nehmen müssen.“ Vor allem für die Schüler, die vor ihren Abiturprüfungen stehen, sei das nicht zumutbar, so Häusler weiter.
Was sagt die die Bundespolizei?
„Für die Organisation und Durchführung von Schülertransporten ist die Bundespolizei nicht zuständig und nicht der richtige Ansprechpartner“, ist in einem Antwortschreiben auf die Bürgeranfrage von Jana Smija zu lesen. Außerdem wird darauf verwiesen, dass Zugstrecken nicht als zugelassene Grenzübergangsstellen gelten, „daher ist dort aktuell kein grenzüberschreitender Zugverkehr möglich.“

Hinsichtlich der Einrichtung eines grenzüberschreitenden Schulbusses erklärt die Bundespolizei: „Ob ein Transit von Deutschland durch den Bereich Schaffhausen nach Deutschland in Richtung Singen zugelassen wird, liegt in der Entscheidung der Eidgenössischen Zollverwaltung.“ Wann es eine bessere Lösung für die Schüler geben wird, ist bislang nicht abzusehen.
Singens OB fordert daher eine Nachbesserung des Schülerverkehrs und eine Lockerung der derzeitigen Situation an der Grenze. Damit schließt er sich dem Appell der beiden Waldshuter CDU-Bundestagsabgeordneten Felix Schreiner und Sabine Hartmann-Müller an, die die baden-württembergische Kultusministerin Dr. Susanne Eisenmann und die zuständige Bundespolizei über diesen Missstand informiert hatten.
Ob und wann es eine bessere Lösung – beispielsweise in Form eines Schulbusses der die Schweiz durchqueren darf – geben wird, ist bislang nicht abzusehen.