Die Kreisverwaltung steht bei der Unterbringung von Flüchtlingen mit dem Rücken zur Wand. 2320 Ukrainer leben derzeit im Landkreis Waldshut, dazu belegen 436 Migranten aus Afrika und dem arabischen Raum die Gemeinschaftsunterkünfte zu 93 Prozent. Bevor wieder Sporthallen umgenutzt werden, wollen die Sozialbehörden freie Kapazitäten in Hotels belegen und Container nutzen.
43 Ukrainer leben in einer Unterkunft
Von mehr als 2300 Ukrainern leben nur 43 in einer Unterkunft des Landkreises, berichteten Landrat Martin Kistler und Sozialdezernent Ulrich Friedlmeier jüngst dem Kreistag und dankten der Bevölkerung für die große Aufnahmebereitschaft.
Zudem wären ohne Ehrenamtliche die Probleme nicht zu bewältigen, denn mitten in den Flüchtlingsströmen fehlt den Sozialbehörden auch noch das nötige Fachpersonal – auch für die unbegleiteten Kinder und Jugendlichen, die vom Land mehrmals im Monat zugewiesen werden. Arbeitskräfte sind nicht verfügbar.
Bei der Unterbringung der Ukrainer ist der Kreis Waldshut derzeit noch im Plus, rechnet aber bald mit Zuweisungen vom Land und verhandelt mit Vermietern. Freier Wohnraum werde kaum mehr gemeldet, berichtet Friedlmeier. Neben belegten Unterkünften in Bernau und Hohentengen steht jetzt noch das Schulhaus in Niederwihl zur Verfügung. Dann könnten, je nach Bedarf „kurzfristig Reserven in Hotels kommen“.
Die Zahl der Flüchtlinge aus dem arabischen und afrikanischen Raum wächst laut Bericht „dramatisch“. Im September kamen 3727 in Baden-Württemberg an, im Oktober wieder über 3000 Menschen. Das Land drängt die Landkreise, weil die Aufnahme-Einrichtungen voll sind.
Hallenbelegung soll vermieden werden
Die Waldshuter Kreisbehörde rechnet mit monatlich 70 bis 100 Zuweisungen. Nach neuen Unterkünften in Rickenbach, St. Blasien und Birkendorf denkt die Sozialbehörde wieder an Wohncontainer in der Tiengener Badstraße, bezugsfähig im Dezember. Ansonsten bleiben „Hotel-Lösungen“, um die unpopuläre Blockade von Turnhallen zu vermeiden, zumal nach der Corona-Zwangspause Schulsport und Vereinsfeste wieder die Regel wurden.
Neben den praktischen Problemen gibt es auch eine finanzielle Seite. Die Personalkosten beim Landkreis steigen im nächsten Jahr um 3,2 Millionen Euro, „vor allem aufgrund der massiv gestiegenen Fallzahlen im Sozialbereich“, so der Landrat. Dabei habe man sich „auf das absolut Notwendigste“ beschränkt.