Ob zum Einkaufen, zur Schule oder für einen Wochenendausflug – die Nutzung von Bus und Bahn ist auch im Landkreis Waldshut für viele Menschen eine Selbstverständlichkeit. Allerdings zeigt es sich, dass gerade Senioren durchaus Schwierigkeiten mit der Nutzung des Angebots haben. Schon der Ticketkauf am Automaten stellt häufig eine erste Hürde dar. Um in dieser Hinsicht Barrieren abzubauen und daraus resultierende Verunsicherungen zu vermeiden, hat der Waldshuter Tarifverbund (WTV) in Kooperation mit der Deutschen Bahn Regio (DB) und der Südbadenbus GmbH (SBG) ein Mobilitätstraining für ältere Personen veranstaltet.
Drei Schulungsmodule: Fahrkartenkauf, Sicherheitstraining, Orientierung im Bus

Aus drei Modulen besteht die interaktive Schulung: Es geht um die richtige Nutzung des Fahrkartenautomaten, dazu gibt es ein ein Sicherheitstraining im und am Bus und zum Abschluss einen Vortrag. „Für uns ist es ein großer Vorteil, die Kollegen von DB Regio und der SBG an Bord zu haben“, sagt Kerstin Studinger, Assistentin der Geschäftsleitung des WTV. Das Konzept sei bewusst als Kooperation ausgerichtet. Das hat einen einfachen Grund: „Wir sind natürlich alle Experten auf unserem Gebiet, da macht das am meisten Sinn.“
Acht Teilnehmer pro Schulung sind vorgesehen. Die geringe Gruppengröße erlaubt es den Leitern, individuell auf die Anliegen der Senioren einzugehen. Für Manuela Koch, Zugbegleiterin bei DB Regio, ist dieses Projekt eine tolle Sache, wie sie im Gespräch mit unserer Zeitung betont: „Die älteren Menschen möchten sich sicher fühlen – gerade wenn sie mit Bus und Bahn unterwegs sind.“
Gegenseitige Rücksicht ist wichtig
Am Fahrkartenautomaten erklärt sie den Teilnehmern der Schulung, wie sie ein Ticket lösen können, wie ein Verbindungsplan gedruckt werden kann und wie sie die günstigste Verbindung finden. Das große Ziel hinter allem ist, Senioren ein möglichst mobiles Leben zu ermöglichen. Wichtig ist dabei natürlich auch die Rücksichtnahme und Unterstützung von jüngeren Mitfahrern. „Wenn sich eine Schlange hinter ihnen bildet, müssen sie das gekonnt ignorieren“, sagt sie schmunzelnd an die Teilnehmer gerichtet.

In der SBG-Busschule erläuterte der Leiter des Kundencenters, Dominik Hässig, das Thema Sicherheit. Im Niederflurbus drehte stellte er die grundsätzlichen Funktionen des Busses und beantwortete zugleich Fragen wie: Wie komme ich im Notfall aus einem Bus heraus? Wo befindet sich der Feuerlöscher? Und wirkt sich das Stehen der Gäste im Bus auf die zulässige Fahrtgeschwindigkeit aus?
„Ich gehe immer davon aus, dass die Teilnehmer seit 20 bis 30 Jahren nicht mehr gefahren sind“, sagt Hässig. Denn häufig seien die Senioren bis vor Kurzem noch mit dem eigenen Auto gefahren und dann auf den ÖPNV umgestiegen. Auch die Corona-Pandemie habe die Situation noch einmal verschärft, wie Kerstin Studinger erörtert.
Ziel: Möglichst lang anhaltende Mobilität auch ohne Auto
„Viele Senioren haben sich in Bussen und Bahnen nicht mehr wohl gefühlt“, doch nun seien viele geimpft und die Passagierzahlen steigen wieder. Gerade die Niederflurtechnik der Busse mache diese zu einem optimalen Fortbewegungsmittel für ältere Personen, ist sich Hässig sicher: „Beim Ein- und Aussteigen senkt sich der Bus ab, dadurch müssen sie nur einen kleinen Schritt machen.“

Damit die Senioren ihr erlerntes Wissen erproben können, gab es im Anschluss ein kostenloses Tagesticket für den Nahverkehr im WTV. „Wir möchten, dass die Teilnehmer ein positives Erlebnis haben und sich mehr trauen auf Bus und Bahn umzusteigen“, so Studinger.
Für Erika Ehlen, eine Teilnehmerin der Runde, war die Schulung ein „einmaliges Erlebnis“. Sie habe sehr viel gelernt und empfand alle drei Ansprechpartner als sehr kompetent. „Am Fahrkartenautomat konnten wir alle Fragen stellen und uns ein Ziel wünschen“, sagt sie. Sie fühle sich nach den drei Modulen rundum gut informiert. Derzeit fahre sie noch mit dem Auto, doch auch für sie komme die Zeit, in der sie auf Bus und Bahn umsteigen müsse. Veranstaltungen wie diesen Kooperations-Lehrgang, erleichterten einem diese Entscheidung erheblich.