Kein Gedränge, kein Geschubse und Geschiebe. In Bussen und Zügen gibt es derzeit viel Platz. Auch in den Hauptverkehrszeiten morgens und nachmittags, wenn Schüler zum Unterricht müssen und wieder nach Hause fahren. Viele Berufspendler arbeiten in der Corona-Zeit im Homeoffice, an den Schulen gibt es Wechselunterricht. Viel weniger Fahrgäste steigen demzufolge in Bus und Bahn ein.
In Zügen auch mal mehr Plätze belegt
Das jedenfalls berichtet Lothar Probst, Geschäftsführer des Waldshuter Tarifverbunds (WTV) auf Nachfrage des SÜDKURIER. Nach seinen Schilderungen sind die Sitzplätze in Bussen in den Hauptverkehrszeiten nur zu 40 bis 50 Prozent ausgelastet. In den Zügen seien teilweise auch mal mehr Plätze belegt. „Zu den anderen Zeiten ist die Auslastung noch geringer“, sagt Probst.
Fälle wie in Birndorf sind die Ausnahme
Fälle wie jüngst im Albbrucker Ortsteil Birndorf seien die Ausnahme. Antoinette Berger erzählte in einer Mail von ihrer 15-jährigen Enkelin, die die zehnte Klasse im Hochrheingymnasium in Waldshut besucht und im Bus dicht an dicht mit anderen habe stehen müssen. In der Zeit von Corona für sie ein Unding, wenn im Bus die Abstände nicht eingehalten werden können.
Kürzeres Fahrzeug statt Gelenkbus
Offensichtlich ist dort statt des üblichen Gelenkbusses ein kürzeres Fahrzeug gekommen. Mit ihrer Beschwerde ans Landratsamt, beziehungsweise an den WTV, hatte sie schließlich Erfolg. Die Südbadenbus-Gesellschaft (SBG) habe reagiert und in den folgenden Tagen, wie ihr zugesagt, wieder den Gelenkbus eingesetzt.
Das komplette Fahrplanangebot besteht
Probst räumt ein, dass in Einzelfällen Schwächungen der Kapazitäten aufgrund von Betriebsstörungen nicht auszuschließen sind. Ansonsten gilt: Trotz Corona und geringerer Auslastung würden nicht weniger und keine kleineren Busse als fahrplanmäßig vorgesehen fahren. Das volle Fahrplanangebot besteht. Probst: „Mit den vollen Kapazitäten des Regelbetriebs.“
Andere Situation als im Herbst 2020
Im vergangenen Herbst, als noch regulär alle Klassen an der Schule unterrichtet wurden, sah die Lage noch ganz anders aus. Busse und Züge waren proppenvoll, die Fahrgäste mussten dicht gedrängt stehen. Die vorgeschriebenen Abstände einzuhalten, war schier unmöglich. Deshalb fuhren Verstärker- und Zusatzbusse. Vom Land gefördert. Damit sollte mehr Platz geschaffen werden.
Derzeit keine Verstärker- und Zusatzbusse
Aktuell würde das Zusatzangebot nicht benötigt, erklärt Probst. Er betont dabei: „Bei der derzeitigen Auslastung der Busse würden wir keine Förderung beim Land Baden-Württemberg erhalten.“ Weil das volle Fahrplanprogramm mit den vollen Kapazitäten bei Bus und Bahn gefahren würde, seien aktuell grundsätzlich keine Maßnahmen notwendig. Probst: „So kann derzeit ein entsprechend größerer Abstand zwischen den Fahrgästen erreicht werden.“
Die aktuellen Bestimmungen im Blick
Wenn die Fahrgastzahlen stiegen, bei Vollunterricht an den Schulen, würden die Verstärkerbusse ziemlich kurzfristig wieder eingesetzt. Besteller, beziehungsweise Aufgabenträger, sowie Bus- und Bahnunternehmen behielten die Lage stets im Blick. Sie reagierten möglichst flexibel auf die wechselnden Bedingungen und die Anpassungen in der Corona-Verordnung, wie Probst versichert. Besonders, was den Unterricht an den Schulen betrifft.
10 Prozent weniger Monats- oder Jahreskarten
Beim Waldshuter Tarifverbund (WTV) macht sich die Corona-Pandemie und die Entwicklung der Fahrgastzahlen indes bemerkbar. Es würden weniger Schüler-Jahres- und Monatskarten verkauft. Probst beziffert den Rückgang im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit mit zehn Prozent. Und er ist froh und den Eltern dankbar, die im Schüler-Jahresabo geblieben seien. Ein kleines Dankeschön des WTV: Der Monat April sei nicht abgebucht worden. Den Ausfall erstatte das Land Baden-Württemberg.
Bus auf der Linie 18 ist immer voll
Derzeit gibt‘s Platz in Bussen und Zügen. Doch Antoinette Berger bemängelt die allgemeine Situation. Sie bestätigt zunächst: „Im Moment, bei Wechselunterricht, können die Schüler im Gelenkbus mit Abstand sitzen.“ Aber: Wenn normal unterrichtet werde, würden die Schüler schon dicht stehen, wenn der Bus in Birndorf ankomme. „Ich finde es traurig, dass die Kinder im Bus stehen müssen“, sagt sie. Der Bus auf der Linie 18 hat, wenn er den Halt in Birndorf ansteuert, schon Schüler aus Buch und Birkingen an Bord.
Zwei Busse werktäglich nach Waldshut
Laut Probst fahren morgens zwei Busse zu den weiterführenden Schulen nach Waldshut. Nur einer halte in Birndorf. Ein Gelenkbus verfüge über 60 bis 65 Sitz- und 100 Stehplätze. Im Moment reicht das. Berger wünscht sich dennoch, dass die Schüler auch nach Corona mehr Platz im Bus hätten.