Die Corona-Pandemie hat am Hochrhein den Personenverkehr auf der Schiene stark gebremst. Nach Zahlen des Ministeriums für Verkehr Baden-Württemberg ging auf der Bahnstrecke zwischen Basel Badischer Bahnhof und Singen die Zahl der Fahrgäste in den Interregio-Verbindungen (IRE) 2020 gegenüber dem Vorjahr um 41 Prozent zurück.

Der Zahl der Passagiere in den Regionalbahnen (RB) sank um 27 Prozent. Im ersten Corona-Jahr war Bad Säckingen die Station mit den meisten IRE-Passagieren, Waldshut die mit den meisten RB-Passagieren.

Wahrscheinlich auch als Ergebnis der dreimonatigen Grenzschließung ab dem 16. März war der Rückgang der Zahl der IRE-Passagiere besonders stark an jenen Stationen der Hochrheinstrecke, die in der Schweiz liegen oder eine Umsteigemöglichkeit zum Schweizer öffentlichen Verkehr bieten. So wurden in Schaffhausen wurden 50 Prozent weniger IRE-Fahrgäste gezählt, in Basel Badischer Bahnhof ging ihre Zahl um 44 Prozent zurück, in Erzingen bestiegen 43 Prozent weniger Menschen den IRE.

Mit Bad Säckingen, Waldshut und Rheinfelden hatten drei weitere grenznahe Stationen Rückgänge um mehr als 40 Prozent zu verzeichnen: Bad Säckingen 43 Prozent, Waldshut und Rheinfelden je 41 Prozent. Vergleichsweise wenig ging das Passagieraufkommen beim IRE-Verkehr mit minus 30 Prozent in Singen, sowie jeweils minus 29 Prozent in Tiengen und Lauchringen zurück.

Bild 1: Corona sorgt für leere Züge: Wesentlich weniger Menschen benutzen seit dem ersten Lockdown die Bahn
Bild: Kerstan, Stefanie

Gezählt wurden laut Ministerium jeweils die Anzahl der Montag bis Freitag während Schultagen an einer Station einsteigenden Fahrgäste. Dies waren 2020 an allen neun IRE-Stationen zwischen Basel Badischer Bahnhof und Singen im Schnitt täglich 3803 Passagiere – im Jahr zuvor waren es noch 6408. 741 Passagiere stiegen täglich in Waldshut in den Hochrhein-IRE, im Badischen Bahnhof Basel 723. Alle anderen Stationen hatten wesentlich geringere Fahrgastzahlen vorzuweisen: Singen 490, Bad Säckingen 471, Tiengen 429. Am wenigsten Passagierverkehr hatten die IRE-Stationen Schaffhausen mit 353, Erzingen mit 279, Rheinfelden mit 286 und Lauchringen mit einem Tagesdurchschnitt von 31.

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Mit werktäglich 12.762 Fahrgästen wurde die Regionalbahn 2020 entlang des Hochrheins von mehr als dreimal soviel Menschen genutzt wie der IRE. Im Jahr davor waren es im Durchschnitt sogar 17.554 gewesen. Davon stiegen 1443 in Waldshut zu, 17 Prozent weniger als im Vorjahr. Bad Säckingen verbuchte mit 1312 (-28 Prozent) die zweitgrößte Zahl an täglichen Bahnkunden. Knapp dahinter folgt der Badische Bahnhof in Basel, wo 1310 Fahrgäste die Regionalbahn Richtung Hochrhein bestiegen – 33 Prozent weniger als 2019. Auch Rheinfelden mit 1051 Passagieren (-8 Prozent) und Singen mit 1031 (-43 Prozent) lagen 2020 noch über der Grenze von 1000 zusteigenden Fahrgästen.

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Auffällig sind die großen Unterschiede bei der Veränderung der Fahrgastzahlen. Wie bei den IRE-Verbindungen verloren vor allem Stationen mit Umsteigemöglichkeit auf den Schweizer öffentlichen Personennahverkehr Fahrgäste: Am meisten der Grenzort Erzingen mit 47 Prozent, Thayngen im Kanton Schaffhausen mit 44 Prozent und Singen mit 43 Prozent. Besonders drastische Rückgänge mussten auch Herten mit 40 Prozent, Laufenburg-Ost mit 37 Prozent, Schaffhausen mit 36 Prozent, Tiengen mit 37 Prozent, Bietingen mit 34 Prozent sowie der Badische Bahnhof in Basel mit 33 Prozent verzeichnen. Nur eine einzige Station am gesamten Hochrhein verbuchte 2020 mehr Fahrgäste als 2019: Das war Beuggen mit 172 Bahnreisenden, knapp 3 Prozent mehr als die 167 im Jahr zuvor.

Bild 2: Corona sorgt für leere Züge: Wesentlich weniger Menschen benutzen seit dem ersten Lockdown die Bahn
Bild: Kerstan, Stefanie

Die regionale Entwicklung der Fahrgastzahlen im Corona-Jahr 2020 entspricht der bundesweiten. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) Anfang April mitteilte, waren in ganz Deutschland bedingt durch die Pandemie 2020 etwa 30 Prozent weniger Fahrgäste im Linienverkehr mit Bussen und Bahnen unterwegs wie 2019. Besonders betroffen war der Fernverkehr, wo das Fahrgastaufkommen um 49 Prozent sank.

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Die relativ meisten Passagiere verlor der Fernbuslinienverkehr, wo die Fahrgastzahl um 71 Prozent zurückging. Die Fernzüge in Deutschland verbuchten 46 Prozent weniger Passagiere. Weniger stark, aber dennoch deutlich war laut Destatis der Rückgang in den viel von Berufspendlern und Schülern genutzten Nahverkehrsverbindungen. Die Linienbusse in Deutschland verzeichneten 24 Prozent weniger Fahrgäste, die Straßenbahnen 31 Prozent weniger, die Eisen- und S-Bahnen 39 Prozent weniger. Unter dem Strich ging das Fahrgastaufkommen im deutschen Nahverkehr 2020 um 30 Prozent zurück.

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Besonders extrem waren laut Destatis die Rückgänge 2020 im zweiten Quartal nach dem ersten Lockdown ab März und im vierten Quartal nach den erneuten deutschlandweiten Beschränkungen ab Ende Oktober. So waren im zweiten Vierteljahr 75 Prozent weniger Personen im Fernverkehr unterwegs und im vierten Vierteljahr 63 Prozent weniger.

Wieder verloren Fernbusse in viel stärkerem Maße Passagiere als Fernzüge. Im Liniennahverkehr sank die Zahl der beförderten Personen im zweiten Quartal gegenüber dem Vorjahr um 47 Prozent und im vierten Quartal um 35 Prozent. Im Nahverkehr wurden Züge mehr gemieden als Busse.