Wenn die Corona-Pandemie eine positive Konsequenz gehabt haben sollte, so war es zumindest der deutliche Rückgang des Verkehrs auf den Straßen. Weniger Schülerbeförderung, der Verbleib vieler Arbeitnehmer im Home-Office, der Wegfall der Ströme von Einkaufstouristen: All das hat zu einer deutlichen Verringerung des Verkehrsaufkommens auf den Straßen und damit auch der Staus gerade auf der Hauptverkehrsachse B34 geführt.

Doch das hat sich in den vergangenen Wochen erheblich geändert. Längst habe eine Rückkehr zu den Vor-Pandemie-Verhältnissen auf den Straßen stattgefunden, wie Verkehrsexperten der Städte und des Landkreises Waldshut auf Nachfrage darstellen. Besonders betroffen davon sind freilich die beiden Nadelöhre Waldshut-Tiengen und Bad Säckingen.

Bad Säckingen: Verkehrsaufkommen hebelt Maßnahmen in den Stoßzeiten aus

„Im Grunde liegt das Problem besonders in der Verkehrsmenge, die durch unsere Stadt fährt“, bringt Christian Hausin, zuständig für die Verkehrsangelegenheiten in der Verwaltungsgemeinschaft Bad Säckingen, die Ursachen für die seit Jahrzehnten währende Stauproblematik auf den Nenner.

In Bad Säckingen komme das Problem des einmündenden Verkehrs hinzu. So wurde zwar vor einigen Jahren massiv auf Basis von Verkehrsmessungen bei Ampelschaltungen auf der B34 optimiert. „Die Ampeln sind alle Kamera gesteuert und reagieren auf die Verkehrsmenge.“ Hinzu kommen spezielle Beschleunigungen bei den Grün-Phasen, um dem ÖPNV das Durchkommen zu erleichtern.

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All diese Maßnahmen stoßen aber spätestens an den Knotenpunkten Eggbergkreuzung und der Kreuzung am Brennet-Areal an ihre Grenzen. Denn hier fahren vom Hotzenwald und aus Richtung Schweiz die Autos ohne Ampelregelung auf die B34 ein. Ähnlich sieht es beim Bahnübergang Obersäckingen aus. Dies seien laut Hausin auch die berüchtigten Stellen, an denen sich der Verkehr staue.

Dabei genügen aufgrund der schieren Menge an Fahrzeugen schon „kaum ersichtliche Gründe“, wie ein nicht angepasstes Fahrverhalten, um gewaltige Rückstaus zu erzeugen und somit auch die ergriffenen Maßnahmen zur Steigerung des Verkehrsflusses auszuhebeln, so Hausin.

Waldshut: „Verkehrsinfrastruktur kann Verkehrsmengen nicht vollständig aufnehmen“

Auch in Waldshut stehen vor allem an den Ortseinfahrten die Verkehrsteilnehmer oft im Stau. Einen der neuralgischen Punkt gibt es in Höhe des Krankenhauses an der Einmündung der B 500 auf die B 34. Jürgen Wiener, stellvertretender Leiter des Ordnungsamtes: „Hier fahren aus Richtung B 500 immer wieder Autofahrer auf die B 34, sodass der Verkehrsfluss während der Grünphase auf der B 34 nicht mehr gewährleistet ist, was den Rückstau auf der B 34 verstärkt. Verkehrsteilnehmer aus Richtung B 500 sollen am besten die Rotphase der B 34 nutzen, um ebenfalls auf die Straßen zu fahren“, erklärt Wiener.

Eine neue Ampel soll jetzt an der Kreuzung B 500/B 34 dafür sorgen, dass eben diese Grünphase auf der B 34 ausgenutzt werden kann. „Die Ampel schaltet auf rot, wenn es sich auf der B 34 staut. Verkehrsteilnehmer können so erst von der B 500 auf die B 34 fahren, wenn die Rotphase auf der B 34 startet. „Diese Maßnahme soll den Verkehrsfluss an diesem neuralgischem Punkt verbessern“, erklärt Wiener.

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Eine neue Ampel wurde ebenfalls an der Bismarckstraße eingerichtet, um den ÖPNV zu entlasten. „Diese schaltet auf rot, wenn ein Bus entweder in Richtung Busbahnhof fährt oder vom Busbahnhof in Richtung B 34. Grundsätzlich soll so der Bereich vor der Einmündung auf die B 34 für Verkehrsteilnehmer vom Busbahnhof her kommend frei gehalten werden.“ Denn in der Vergangenheit hätten Verkehrsteilnehmer immer wieder die Einmündung zum Busbahnhof blockiert. Jürgen Wiener: „Maßnahmen wie Ampeln werden die Stauproblematik in Waldshut aber nicht lösen, weil gerade zu Stoßzeiten die vorhandene Verkehrsinfrastruktur nicht in der Lage ist, diese Verkehrsmengen vollständig aufzunehmen.“

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Weil ein Teil des hohen Verkehrsaufkommens auch an dem Park-Such-Verkehr in Waldshut liege, appelliert Wiener, die beiden Parkhäuser zu nutzen. „Wenn erst minutenlang in der Stadt nach einem Parkplatz gesucht wird, ist das nicht förderlich für den Verkehrsfluss.“

Stau auch aus Richtung Tiengen

Doch auch aus Richtung Tiengen nach Waldshut staut es sich oft. Das liege zum großen Teil an den vielen Lastwagen. Deshalb gibt es Pläne vom Regierungspräsidiums Freiburg, die Bundesstraße zwischen der Anschlussstelle Tiengen-West der A 98 und dem Kreisverkehr auf Höhe des Obi-Baumarkts auf drei Streifen zu erweitern. Geplant ist, einen zusätzlichen Streifen in Fahrtrichtung von Tiengen nach Waldshut einzurichten. Dadurch soll eine eigene Spur Richtung Gewerbepark und Zollhof geschaffen werden. Der Durchgangsverkehr Richtung Waldshut könnte so an den Lastwagen vorbeifahren, wie es bereits in der Kupferschmidstraße der Fall ist.

Ein weiterer neuralgischer Punkt ist zwischen Waldshut und Tiengen in Höhe des Obi-Kreisel von der Abfahrt aus Richtung Küssaberg. Hier soll eine Abbiegespur entstehen zwischen der L 161 und der A98, um den Verkehrsfluss zu verbessern. Unabhängig davon laufen Planungen für einen zusätzlichen Vorstauraum im Gewerbepark Hochrhein in unmittelbarerer Nähe zum bestehenden Vorstauraum.

Landkreis: „Verhalten jedes einzelnen Fahrers kann Einfluss haben“

Nach Einschätzung des Landratsamts Waldshut und der dortigen Straßenverkehrsbehörde kann jeder einzelne dazu beitragen, die Situation im Straßenverkehr zu verbessern – oder eben das Gegenteil zu bewirken. Denn Verbesserungen der Gesamtsituation wären allenfalls durch bauliche Eingriffe möglich.

„Durch vorausschauendes Fahren mit konstantem Tempo“ könnten Autofahrer die in vielen Ortsdurchfahrten geschaltete „grüne Welle“ ausnutzen, erklärt der Sprecher des Landratsamts, Tobias Herrmann. Auch ein Umstieg auf ÖPNV oder gegebenenfalls auf das Fahrrad „könnte einen positiven Beitrag leisten, die Lage zu entspannen“, so Herrmann weiter.

Abgesehen davon werde nach Einschätzung von Christian Hausin eine wirkliche Entlastung der durch die Städte verlaufenden Verkehrsachsen wohl erst dann zu erwarten sein, wenn es leistungsfähige Umfahrungen gebe.

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