Nachdem es immer wieder zu Beschwerden beim Klinikum Hochrhein in Waldshut aufgrund des Besuchsverbotes kommt und auch Anfragen an den SÜDKURIER gerichtet wurden, klärt Geschäftsführer Hans-Peter Schlaudt nun detailliert auf, was erlaubt ist.
Grundsätzlich gilt Besuchsverbot
Grundsätzlich hat das Klinikum Hochrhein aufgrund des dynamischen Corona-Infektionsgeschehens im Landkreis Waldshut derzeit ein Besuchsverbot erlassen. Klinikum-Geschäftsführer Hans-Peter Schlaudt: „Wir bedauern diese Regelung auf menschlicher Ebene sehr, aber in erster Linie sind wir dem Schutz unserer Patienten verpflichtet.“
Ausnahme 1: Abschied nehmen
Auch wenn im Krankenhaus ein Besuchsverbot herrscht, gibt es aktuell auch Ausnahmen. Schlaudt: „Von Patienten, die sich auf ihre letzte Reise begeben, darf natürlich Abschied genommen werden. Die Angehörigen bekommen in diesem Fall zwei Besucherausweise, die sie jedoch weitergeben dürfen. Zeitgleich können sich also zwei Angehörige im Klinikum befinden.“
Ausnahme 2: Besuch von Patienten mit Pflegestufe 5
Eine weitere Ausnahme gibt es bei Patienten, die die Pflegestufe 5 aufweisen, worunter auch Demenzkranke fallen. Schlaudt: „Die Angehörigen beziehungsweise Betreuer von Patienten mit Pflegegrad der Stufe 5 dürfen das Klinikum uneingeschränkt betreten, werden jedoch regelmäßig getestet. Auch für Begleitpersonen von Kindern gibt es Ausnahmen. Diese dürfen von einem Erwachsenen ohne zeitliche Einschränkungen begleitet werden.“
Ausnahme 3: Geburten
Zudem ist es auch werdenden Vätern (oder eine anderweitig benannten Begleitperson) erlaubt, bei der Geburt eines Kindes dabei zu sein und im Anschluss für die Verweildauer der Mutter zu Besuch zu kommen. Die Väter oder Begleitpersonen werden im Klinikum zum Zeitpunkt der Aufnahme auch einem Coronatest unterzogen. „Eigene Schnelltests werden dabei jedoch nicht anerkannt, da sie dem Krisenstab des Klinikums zu unsicher erscheinen. Die Väter oder Begleitpersonen werden auch in den Folgetagen regelmäßig getestet“, informiert Schlaudt.
1000 Besucher am Tag unter normalen Umständen
Rund 300 Patienten werden im Klinikum täglich stationär versorgt. Da es unter normalen Umständen keine Einschränkungen bei den Besuchen gibt, kommen im Schnitt 1000 Besucher, um Angehörige, Freunde oder Arbeitskollegen dort zu besuchen. „Man muss hierbei bedenken, dass viele Patienten nicht nur von einer Person täglich besucht werden, sondern oft von mehreren“, so Schlaudt. Derzeit kommen durchschnittlich rund 20 Besucher täglich ins Klinikum Hochrhein, je nach Anzahl der ausnahmepflichtigen Patienten.
Auch, wenn es oft Beschwerden von Angehörigen wegen des Besuchsverbots gibt, seien viele auch dankbar, dass das Klinikum sehr stringent agiere. Der Geschäftsführer: „Natürlich, und auch verständlich, gibt es auch Angehörige, die verärgert und wütend sind. Gerade wenn Patienten länger im Haus verweilen, ist dies für die Patienten und natürlich auch für die Angehörigen eine sehr schwierige und belastende Situation. Das Klinikum hat aus diesem Grund eine Angehörigenhotline eingerichtet. Zuvor muss der Patient allerdings einen Angehörigen benennen. Die Nummer erhalten die Patienten im Zuge der Aufnahme.“
Digitale Möglichkeiten
Um Kontakt mit Familie und Freunden halten zu können, stehe allen Patienten das kostenlose WLAN des Krankenhauses zur Verfügung, das beispielsweise auch für Videotelefonie genutzt werden kann.
Teststrategie und Vorgaben
Belastende Situation – auch für Mitarbeiter des Klinikums
Schlaudt gibt außerdem zu bedenken: „Dennoch ist diese Situation auch für unsere Mitarbeiter sehr belastend. Eine Vielzahl an Angehörigen ruft mehrfach am Tag auf den Stationen an, oft sprechen sich die Angehörigen untereinander nicht ab, sodass die Pflegekräfte zeitweise nur noch am Telefon sind, dies geht dann von der Betreuungszeit ab. Hierbei muss man bedenken, dass sich bis zu 300 Patienten im Haus befinden können. Erhält jeder dieser Patienten pro Tag drei Rückfragen zum Allgemeinwohl seitens Angehöriger, dann wird ersichtlich, wie viel Zeit hierfür von Nöten ist.“
Schlaudt weiter: „Oft wird auch nicht anerkannt, dass wir uns in einer Pandemie befinden. Unsere Mitarbeiter arbeiten nunmehr seit über einem Jahr unter starken Ausnahmenbedingungen, hinzu kommt der psychische Druck, den die Pandemie mit sich bringt und die Enttäuschung, dass diese Mehrbelastung außerhalb des Krankenhauses nicht gesehen wird. Deutschlandweit kämpfen die Krankenhäuser daher derzeit auch stark mit dem Personalschwund. Denn auf der einen Seite sollen sie die Pandemie abfangen, die Menschen versorgen – auf der anderen Seite werden viele der Sicherheitsvorkehrungen bemängelt und die Überlastung als Unfreundlichkeit ausgelegt.“