Zu Pandemiezeiten liegt ein besonderer Fokus auf Ärzten und Pflegepersonal in den Krankenhäusern. Sie sind es schließlich, die an vorderster Front für die Patienten mit und ohne Corona-Infektion und das Virus Sars-CoV-2 inklusive seiner ansteckenderen Mutationen kämpfen.

Kritik an Teststrategie

Nach großem Beifall während der ersten Corona-Welle im Frühjahr 2020 scheint die Begeisterung über die Leistung und den Einsatz von Klinikmitarbeitern etwas eingetrübt. Zumindest wird das in den Kliniken des Landkreises Lörrach so wahrgenommen. Denn jüngst regten sich Zweifel, und das laut Medienberichten sogar aus den eigenen Reihen: Anonym kritisierte ein Arzt des Klinikums demnach die Teststrategie im Haus. Sie entspreche nicht den Bundes-Vorgaben des Robert-Koch-Instituts (RKI), da nicht in jedem Fall bei Neuaufnahmen von Patienten PCR-Tests zum Einsatz kämen, sondern in der Regel im hauseigenen Labor ausgewertete Antigen-Schnelltests. Nach Ansicht des anonymen Arztes ein Sicherheitsrisko auf das auch Ausbruchsgeschehen in den Kliniken zurückzuführen seien.

Schwere Vorwürfe, die die Kliniken des Landkreises Lörrach nicht unkommentiert stehen lassen wollen. In einem digitalen Pressegespräch am Mittwoch bezogen die Verantwortlichen um den Medizinischen Geschäftsführer Bernhard Hoch Stellung. Was unternehmen die Kliniken zum Schutz von Mitarbeitern und Patienten und welche Strategie liegt zu Grunde?

Corona in den Kliniken des Landkreises Lörrach

PCR-Ergebnisse erst nach ein bis drei Tagen

„Ich möchte betonen, dass es kein Sonderweg ist, den Lörrach einschlägt“, hob Hoch hervor. Er verwies auf zahlreiche Kliniken, die neue Patienten mittels Antigen-Schnelltests auf Corona testen, weil sie zum Teil auch – wie Lörrach – aufgrund der Gegebenheiten so vorgehen müssten. „Wenn ein Notfallpatient eingeliefert wird, brauchen wir schnell größtmögliche Klarheit darüber, ob er mit Corona infiziert ist. Da ist Zeit ein ganz entscheidender Faktor“, beschrieb Hoch.

Dr. Bernhard Hoch, Geschäftsführer Medizin der Kliniken des Landkreises Lörrach.
Dr. Bernhard Hoch, Geschäftsführer Medizin der Kliniken des Landkreises Lörrach. | Bild: Kreisklinken Lörrach

Denn die Auswertung eines in Lörrach genommenen PCR-Abstrichs dauere – je nach Auslastung des externen Labors, vor Ort sind PCR-Auswertungen nicht möglich – ein bis drei Tage. Zudem: „Wir haben als Haus der Grund- und Regelversorgung keine Kapazitäten, jeden neuen Patienten so lange einzeln zu isolieren, bis dieses Ergebnis vorliegt“, erklärte Hoch. Mit Bezug auf den Einsatz von im hauseigenen Labor ausgewerteten Schnelltests, sagte er: „Unser Handeln ist selbstverständlich richtlinienkonform.“

Richtiger Test für jeden Fall

Das bestätigte auch der externe Experte in der Runde. „Die Testvorgaben des RKI sehen einen gewissen Spielraum für die Krankenhäuser vor“, erklärte Thomas Hauer, ärztlicher Leiter und Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin des Deutschen Beratungszentrums für Hygiene in Freiburg. „Es gibt für jeden Fall den richtigen Test. Antigenschnelltests geben sofort ein Ergebnis, um Patienten richtig leiten zu können“, so Hauer.

PCR-Tests seien zwar am sensibelsten, doch die direkt vor Ort labortechnisch ausgewerteten Antigen-Schnelltests, wie sie in den Lörracher Kliniken eingesetzt werden, kämen hinsichtlich der Verlässlichkeit nahe heran. Und: „Wir setzen natürlich auch PCR-Tests ein“, führte Hoch aus. Und zwar immer dann, wenn es beispielsweise für die Diagnostik und Behandlung wichtig sei, wenn Patienten in andere Kliniken oder Heime verlegt werden würden, aber auch bei Entlassungen, wenn im häuslichen Umfeld Angehörige zur Corona-Risikogruppe gehörten – wie vom RKI empfohlen.

Mehrere Strategie-Bausteine

Doch die Coronatests an sich sind nur ein Baustein der Klinikstrategie: „Unser Schutzkonzept sieht vieles mehr vor“, sagte Hoch und verwies neben den allgemeinen Hygienevorgaben, wie das Tragen von FFP-2-Masken, Desinfektion und Lüftungskonzept, besonders auf die ausführliche Befragung bei der Aufnahme auch von Corona-Symptomfreien Patienten auf Risikoanzeichen einer Sars-CoV-2-Infektion und daraus folgend je nach Situation auch direkt ein PCR-Abstrich.

Während des Krankenhausaufenthalts stehe jeder Patient, untergebracht wann immer umsetzbar durchgehend im selben Zimmer, mit seinem Befinden im Fokus von Medizinern und Pflegekräften. „Sobald auch nur der geringste Verdacht besteht, beispielsweise bei leichtesten Symptomen, handeln wir sofort“, so der Medizinische Geschäftsführer. Handeln bedeutet in diesem Fall isolieren und auf Corona testen – „dann natürlich auch mittels PCR-Test“, so Hoch.

Entscheidend: Wachsamkeit des Personals

Hierzu äußerte sich auch Hygieniker Hauer: „Ich muss eine Lanze für krankenhaushygienische Fußarbeit brechen, trotz Technik und Tests. Die Wachsamkeit der betreuenden Pflegekräfte und Ärzte ist absolut unersetzlich.“

Kathrin Knelange, Geschäftsführerin Pflege der Kliniken des Landkreises Lörrach
Kathrin Knelange, Geschäftsführerin Pflege der Kliniken des Landkreises Lörrach | Bild: Kliniken des Landkreises Lörrach

Ein Aspekt, auf den auch die Pflegerische Geschäftsführerin Kathrin Knelange verwies: „Ich spreche für alle Pflegekräfte bei uns im Haus, wenn ich versichere, dass wir versuchen, jeden Tag das Beste für jeden einzelnen Patienten herauszuholen. Uns ist es nicht egal, was unseren Patienten passiert.“

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Das Virus selbst verglich Bernhard Hoch mit einem Chamäleon: „Die zum Teil symptomlose Weiterverbreitung, die lange Inkubationszeit, die Schwierigkeit, zum richtigen Zeitpunkt die Viruslast mittels Test nachweisen zu können – all das macht den Umgang damit immens schwer.“

Ständige Anpassungen

Darum seien sämtliche Maßnahmen zur Vorbeugung von Infektionen, insbesondere die Teststrategie, immer wieder und würden weiterhin in Gremienarbeit, insbesondere im Krisenstab der Kreiskliniken besprochen und im Verlauf der Pandemie weiterentwickelt. „Wir sind seit einem Jahr am Dazulernen und passen unsere Strategien fortlaufend an“, so Bernhard Hoch. Dabei würden insbesondere Hinweise und Anliegen von Mitarbeitern geschätzt werden. Hoch ergänzte: „Sollte es weitere Entwicklungen geben, oder Verfahren, die beispielsweise PCR-Auswertungen in unserem Labor möglich machen, dann gehen wir da natürlich mit.“ Die Sicherheit erhöhe außerdem, dass mittlerweile 1400 Klinikmitarbeitende gegen das Coronavirus geimpft seien, so Hoch.

Und eine weitere Anpassung der Strategie ist bereits in Sicht: Das Testangebot für Klinikmitarbeiter soll erhöht werden auf, je nach Einsatzbereich, mindestens einen anlasslosen Corona-Schnelltest in der Woche. Darüber hinaus haben Klinikmitarbeiter seit Herbst 2020 die Möglichkeit, sich bei Symptomen oder Besorgnis jeden Tag im eigens eingerichteten Corona Infection Control Center (CiCC) im Lörracher Klinikum testen zu lassen. Patienten werden in Lörrach laut Hoch seit der Zulassung von Schnelltests standardmäßig bei Aufnahme auf das Virus getestet.

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