Kritik, Besorgnis und Zweifel bezüglich des geplanten Klinik-Neubaus in Albbruck reißen im öffentlichen Diskurs nicht ab. Die sogenannte „Lauterbach-Reform“ im Krankenhauswesen schürt selbst bei Experten des Gesundheitswesens Bedenken, ob die Planung in der aktuellen Form überhaupt realisierbar ist. Die Verantwortlichen für das Vorhaben konstatieren nun: „Die Sorgen sind unbegründet.“ Weder stelle das Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHVVG) stelle eine Gefahr für den Bestand oder den Neubau dar, noch sei Skepsis bezüglich Landesfördermitteln angebracht. Das betonen Landrat Martin Kistler, Klinikum-Geschäftsführer Hans-Peter Schlaudt, sowie die beiden Aufsichtsratsmitglieder des Klinikums, Manfred Weber und Stefan Weyhenmeyer, bei einem Pressegespräch.
Krankenhaus-Träger und Klinik-Geschäftsführung: „Bislang alles richtig gemacht“
Zur Erinnerung: Der niedergelassene Mediziner und Kreisrat Olaf Boettcher hatte kürzlich in einer Stellungnahme die Befürchtung geäußert, die bisherige Neubauplanung und konzeptionelle Ausrichtung des Klinikums Hochrhein könnten den neuen Rahmenbedingungen, die durch die Krankenhausreform geschaffen werden, nicht mehr genügen. Hinzu kommen nach Boettchers Einschätzung der eklatante Fachkräftemangel sowie die Konkurrenz durch andere Häuser im Umland – alles Faktoren, die den Neubau als fragwürdig erscheinen ließen.

Ebendiesen Bedenken widerspricht Klinik-Chef Schlaudt nun vehement: „Unser Klinik-Standort wie auch das Neubauvorhaben sind sicher. Unser Spektrum passt zu 100 Prozent zu dem Leistungsspektrum, das die Reform fordert.“ Auch Landrat Kistler zeigt sich überzeugt: „Wir sehen uns eins zu eins im Zielbild abgebildet.“
Das habe auch damit zu tun, dass in den vergangenen Jahren einige wichtige und für das Klinikum vorteilhafte Entscheidungen getroffen worden seien, so Kistler weiter. Dazu zählt er unter anderem die Übernahme der Pneumologie der früheren Lungenfachklinik in St. Blasien, die das Portfolio sehr gut ergänze.

Abgesehen davon sei die gesamte Planung in enger Abstimmung mit dem Sozialministerium in Stuttgart erfolgt. Damit verbindet die Kreisverwaltung im Übrigen auch die Hoffnung, dass die Landeszuschüsse, die für den Neubau zu erwarten sind, am Ende üppiger ausfallen könnten als die üblichen 50 Prozent. „Es gibt überhaupt keinen Grund zur Sorge, dass wir in irgendeiner Weise schlechter gestellt werden könnten als andere Kreise, die sich in einer ähnlichen Situation befinden“, sagt Manfred Weber.
Krankenhausreform: Vor allem bei Finanzierung sollte nachgebessert werden
Trotz allem: Die Verantwortlichen im Kreis sind bei weitem nicht mit allen Aspekten der Krankenhausreform zufrieden, wenngleich noch nicht alle Details abschließend geklärt seien: „Vieles ist noch in der Schwebe, denn die Bundesländer müssen die Regelungen noch auf die jeweiligen Gegebenheiten herunterbrechen“, verdeutlicht Kistler.
Absehbar sei für ihn aber, dass die neue Regierung die Reform insbesondere unter finanziellen Gesichtspunkten noch einmal angehen müsse, so Kistler: „Es braucht eine auskömmliche Finanzierung.“ Denn Verluste von jährlich bis zu zehn Millionen Euro, wie sie das Klinikum etwa für das laufende und die kommenden Jahre veranschlagt hat, könne kein Krankenhaus-Träger auf Dauer schultern.

Fachkräftemangel: Bringen Standortschließungen eine Lösung für das Problem?
Als wesentlichen Faktor für diese Verluste identifiziert der Klinik-Geschäftsführer insbesondere den Fachkräftemangel – mithin eine der ganz großen Herausforderungen für das regionale Gesundheitswesen und dessen Zukunft, wie er darstellt: „Die Kosten durch Arbeitnehmerüberlassungen sind einer der größten Faktoren, die für die finanziellen Probleme unseres Hauses verantwortlich sind.“
Hier könnte dem Hochrhein wiederum ein anderer Aspekt der Krankenhausreform zum Vorteil gereichen. Denn demnach sollen deutschlandweit an die 100.000 Krankenhausbetten abgebaut, Standorte geschlossen und damit Arbeitskräfte entlassen werden.
Dass der Kreis Waldshut davon betroffen sein könnte, erwartet Schlaudt nach den Einschnitten der vergangenen Jahre nicht. Vielmehr hegen die Verantwortlichen im Kreis Waldshut die Hoffnung, dass die frei werdenden Fachkräfte in großer Zahl am Hochrhein eine neue berufliche Heimat finden könnten.
Entsprechende Bemühungen seien bereits im Gange und Erfolge bei der Akquisition von Chefärzten in den vergangenen Jahren stimmten ihn durchaus zuversichtlich, dass das Klinikum Hochrhein als attraktiver Arbeitgeber gerade auch „nördlich des Weißwurst-Äquators“ wahrgenommen werde, so Schlaudt.
Klinik-Neubau für Erhalt der medizinischen Versorgung unerlässlich
„Das Wichtigste ist aus unserer Sicht, dass es nun genauso planmäßig weitergeht, und wir das Projekt zum Abschluss bringen, um aus der Enge herauszukommen.“ So lautet Hans-Peter Schlaudts Position.

Diese Ansicht vertritt auch Stefan Weyhenmeyer, neben seiner Kreisratstätigkeit selbst niedergelassener Arzt in Lauchringen: „Wir brauchen den Klinik-Neubau an diesem Ort und in dieser Dimension.“ Um den Patienten die hochwertige und wohnortnahe Versorgung zu bieten, die sie verdienten, zumal der jetzige Standort zunehmend an Grenzen stoße. Um für die Beschäftigten einen attraktiven Arbeitsort auf zeitgemäßem Niveau zu bieten. Letztlich auch als Faktor für die Zukunft der gesamten medizinischen Versorgung generell, denn: „Junge Ärzte erwägen die Übernahme einer Praxis am Hochrhein nur dann, wenn sie eine moderne Infrastruktur in zumutbarer Entfernung im Rücken haben.
Wie geht es jetzt weiter?
Aktuell sind bereits Bauarbeiten am Rande des künftigen Klinik- und Gesundheitspark-Gelände in Albbruck im Gange. Diese haben allerdings nichts mit dem Neubauvorhaben zu tun, sondern stehen im Zusammenhang mit dem Ausbau der Wasserstoffpipeline entlang der Hochrhein-Strecke, so Landrat Kistler.
Ansonsten befinde sich das Projekt derzeit in der Leistungsphase III des Partnerring-Verfahrens. Dieses soll im Herbst abgeschlossen werden und einerseits Grundlage für den Bauantrag als auch für den Förderantrag beim Land sein. Schon im Sommer sollen Beschlüsse bezüglich der Infrastruktur getroffen werden, sodass bereits im kommenden Jahr mit deren Ausbau begonnen werden kann.
Um das Vorhaben für die Bevölkerung „greifbar“ zu machen, plant das Klinikum die Einrichtung von Musterzimmern, die ein realistisches Bild davon vermitteln sollen, was die Patienten im Neubau erwartet.