Ob der Interregio-Express (IRE) nach der Elektrifizierung der Hochrheinbahn zusätzliche Halts einlegen wird, ist längst nicht sicher. Erst müsse analysiert werden, ob dies möglich und sinnvoll sei, erklärte Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg (NVBW) auf Anfrage unserer Zeitung. Wann die NVBW danach über einen weiteren Halt entscheiden kann, steht gegenwärtig noch nicht fest. In den vergangenen Jahren haben sich immer wieder Wehr wie Laufenburg als mögliche weitere IRE-Destination ins Spiel gebracht.

Der IRE hält zwischen Basel und Erzingen derzeit sechs Mal

Derzeit legt der IRE3 am Hochrhein im Stundentakt in beide Fahrtrichtungen sechs Stopps in Basel Badischer Bahnhof, Rheinfelden, Bad Säckingen, Waldshut, Tiengen und Erzingen ein. Mit der für Ende 2027 vorgesehenen Aufnahme des elektrifizierten Zugverkehrs könnte aufgrund des leistungsfähigeren Antriebs unter Umständen ein weiterer IRE-Halt eingerichtet werden.

Wehr will als drittgrößte Stadt im Landkreis einen Halt

Seine Stadt habe in den vergangenen 20 Jahren immer auf die Notwendigkeit zusätzlichen eines IRE-Halts am Haltepunkt Brennet hingewiesen, erklärt der Wehrer Bürgermeister Michael Thater. „Wehr ist die drittgrößte Stadt am Hochrhein und hat mit der Umgebung ein bedeutendes Einzugsgebiet.“ Daher seit es sehr sinnvoll, neben dem IRE-Halt in Säckingen und Waldshut auch im 13.300 Einwohner zählenden Wehr den dritten Halt im Landkreis Waldshut einzurichten.

Laufenburg verweist auf sein Umland und die Schweiz

Dies wird in Laufenburg anders gesehen. „Wenn es tatsächlich einen zusätzlichen Halt gibt, bietet Laufenburg sich an“, sagt Bürgermeister Ulrich Krieger. Seit die Stadt 2001 ihren Express-Halt an Tiengen verloren habe, bemühe man sich, dass auf dem langen Streckenabschnitt zwischen Bad Säckingen und Waldshut wieder solch ein Stopp eingerichtet werde. Neben dem großen Einzugsbereich des Mittelzentrums führt er die besonders gut mögliche Anbindung an das Netz der Schweizerischen Bundesbahn als Argument an. Laufenburg hart rund 9100 Einwohner.

Die Entscheidung wird in Stuttgart von der NVBW getroffen

Die Entscheidung über die Einrichtung weiterer Halts trifft die NVBW in Abstimmung mit dem Landesverkehrsministerium und den Landkreisen. „Es sind die technisch-zeitlichen Randbedingungen ebenso zu berücksichtigten wie die Sinnhaftigkeit weiterer Halte für das Gesamtangebot, also für alle Fahrgäste der Hochrheinstrecke (nicht nur für jene an den potenziellen zusätzlichen Halten)“, heißt es.

Zusätzliche IRE-Stopps: Was muss berücksichtigt werden?

  • Das Zeitfenster: Es ergibt sich aus der zur Verfügung stehenden Zeit zwei Bahnknoten, in denen man nicht früher abfahren oder später ankommen kann, ohne dort Anschlüsse zu verpassen.
  • Die Infrastruktur: Der eingleisige Abschnitt Waldshut-Erzingen etwa muss berücksichtigt werden, wo sich die Züge zeitlich passgenau begegnen müssen.
  • Die Zeitbilanz: Nicht jeder Halt, der zeitlich möglich ist, ist in der Gesamtbetrachtung auch sinnvoll, da sich für durchfahrende Reisende die Fahrzeit verlängert.
  • Das sonstige Angebot: In Grenzach-Wyhlen etwa fährt wenige Minuten vor oder nach dem IRE die Regionalbahn.

Ob und wie viele zusätzliche Stopps auf der Hochrheinbahn möglich seien, könne erst nach einer genauen Analyse gesagt werden, so die NVBW. Zurzeit stehe aber nicht einmal fest, welches Rollmaterial zum Einsatz komme. Erst wenn die Fahrzeuge bestimmt seien, könne anhand deren technischer Eigenschaften berechnet werden, ob und wie viele Halte möglich seien.

Auch überregionale Aspekte müssen berücksichtigt werden

Bei der Entscheidung über deren Einrichtung müssten auch überregionale Aspekte berücksichtigt werden, erklärt die NVBW. Die Vorteile für die zusätzlichen Fahrgäste müssten höher sein als die Nachteile, die durch die längere Reisezeit bei den durchreisenden Fahrgästen oder durch die Konkurrenzierung der parallel fahrenden Regionalbahn einträten. Schlussendlich sei auch die Attraktivität gegenüber dem Straßenverkehr, insbesondere beim geplanten Weiterbau der Hochrheinautobahn zu berücksichtigen. Hier müsse der Schienenverkehr konkurrenzfähig bleiben.

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