Das schrankenlose elektronische Gebührensystem in den Bad Säckinger Parkhäusern ist seit dem 18. März im Betrieb. Doch immer noch ist zu beobachten, dass manche Nutzer an den Kassenautomaten in der Lohgerbe und beim Kursaal überfordert sind. Andere würden das Zahlungssystem aber immer besser durchschaut haben, wie die Stadt und die Betreiberfirma Wemolo GmbH auf Nachfrage berichten. Unsere Recherche zeigt, wie unterschiedlich das System bewertet wird.
Die Umstellung bringt Unsicherheiten
Alles Neu macht der März: Bei den Ein- und Ausfahrten wurden die gewohnten Schranken entfernt und Kameras angebracht. Die erfassen seither alle Nummernschilder der einfahrenden Fahrzeuge elektronisch, um deren Parkdauer festzustellen. Den jeweiligen Geldbetrag machen Nutzer dann am Ende ihres Aufenthalts aus, indem sie ihr Nummernschild am Kassenautomat eintippen, dann mit Bargeld oder elektronisch zahlen.
Soweit die Theorie, die in der Praxis oft missverstanden wurde oder auch mal nicht funktionierte, wie unsere Zeitung zuletzt im Juli berichtete. Schwierigkeiten bei der Nutzung der Kassenautomaten und kein Wechselgeld an Bargeldautomaten sind nur einige Kritikpunkte, die auch knapp fünf Monate später beklagt werden.
So kommen ältere Nutzer zurecht
„Man sieht ja die Menschentraube vom Automaten“, erzählt Otmar Butz, der hinten ansteht. Er habe schon früher das Parkhaus Lohgerbe genutzt, kenne noch das alte System mit Parkticket. Das habe ihm besser gefallen, weil Bezahlen schneller ging. Heute hänge es an den Nutzern vor ihm in der Schlange, die mit der Eingabe ihres Nummernschilds und dem Bezahlvorgang oft nicht klarkämen, sagt Butz, während eine Frau ein paar Köpfe vor ihm am Automaten ins Stocken gerät.
Gerät man vor den Automaten ins Straucheln, kann bei der Wemolo per Telefon oder Mail Hilfe angefragt werden. Seit Inbetriebnahme im März zählt Tamara Oertel, Sprecherin des Unternehmens, rund 120 Anrufe und 60 Mails aus Bad Säckingen. Parkhausnutzer in der Lohgerbe oder beim Kursaal fragten zum Beispiel nach Unterstützung bei Zahlung am Automaten.
Die insgesamt 180 Anfragen seien in Bezug auf die beiden Parkhäuser mit rund 123.000 Parkplätzen seit Systemstart eine sehr zufriedenstellende Anzahl und zeige, dass das System gut angenommen werde, so Oertel. Das schließe auch Luisa Abend, die zuständige Fachbereichsleiterin für Bauverwaltung Bad Säckingen. Rückfragen bei der Stadt zur Funktionsweise des Systems seien mittlerweile abgeklungen – wohl, weil sich Parkhausnutzer an die neue Technologie gewöhnten.
Oder, weil die Frau am Kassenautomaten in der Lohgerbe Hilfe von anderen Menschen hinter ihr bekommt und ein Serviceanruf gar nicht mehr nötig ist, zeigt eine Beobachtung vor Ort, während Otmar Butz auf sein Drankommen wartet.

Doch nicht immer bremsen unwissende Nutzer, manches Mal ist es auch die Technik selbst. Butz erinnert sich an einen Kassenautomaten, der einfach nicht funktionieren wollte. Anfänglich technische Herausforderungen seien mittlerweile gemeistert worden, schreibt Luisa Abend, die zuständige Fachbereichsleiterin für Bauverwaltung der Stadt Bad Säckingen.
Gemeistert hat auch Renate Spaniel ihre anfänglichen Probleme mit dem Bargeld-Automaten in der Tiefgarage beim Kursaal. Weil der Automat kein Wechselgeld herausgebe, versuche sie, immer passend Bargeld zur Parkdauer aus ihrem Portemonnaie zu fischen. Das ärgert sie.

Dass es kein Wechselgeld gebe, wurde schon häufig kritisiert. Trotzdem stehe derzeit keine Veränderung im Plan, schreiben Tamara Oertel von der Wemolo und Luisa Abend von der Stadt. Denn Nutzer hätten auch die Möglichkeit bargeldlos zu bezahlen, ergänzt Abend. Das will Spaniel nur ungern: „Man kommt sich komisch vor, kleine Geldbeträge für die kurze Parkdauer mit Karte zu bezahlen.“
Bargeld-Freunde müssen sich wohl nach und nach umgewöhnen. Digitale Bezahlmöglichkeiten seien zukunftsfähig und werden vor allem von jüngeren Nutzern geschätzt, so Wemolo-Sprecherin Oertel und bezieht sich dabei auf Umfragen eigener Mitarbeiter aus Einführungsphase des Systems in Bad Säckingen.
So kommen Jüngere zurecht
Mit Karte zahlen, das findet eine 24-jährige Schweizerin. Sie trägt kaum Euros mit sich herum, auch keine Franken. „Es ist praktischer für mich“, sagt sie zu dem Gebührensystem, bei dem sie sogar mit Handy oder über die Website des Anbieters unter pay.wemolo.de bezahlen kann – Letzteres auch noch 24 Stunden nach Verlassen des Parkhauses ohne eine Strafe zu kassieren. Es droht ein Bußgeld von 40 Euro, bei Fahrzeugen mit ausländischen Kennzeichen sogar 60 Euro.
„Wir stellen fest, dass viele Nutzer die neuen erweiterten Bezahlmöglichkeiten schätzen und als äußerst positiv empfinden, da diese schnell und bequem sind“, schreibt Luisa Abend von der Stadt und führt mit der Beobachtung fort, dass Nutzer nun mehrheitlich bargeldlos bezahlen.
„Jüngere Menschen können sich wahrscheinlich schneller anpassen“, sagt Renate Spaniel. Für sie selbst aber sei die Technik immer noch eine Herausforderung. „Man gewöhnt sich schon irgendwie dran“, sagt Spaniel. Auch Otmar Butz ist optimistisch: „Wenn man den Kassenautomaten ein paar mal bedient, dann wird das schon besser klappen.“
Das sagen Stadt und Wemolo
Besser klappe mittlerweile auch wieder die Auslastung der Parkhäuser. Denn zu Beginn der System-Umstellung im März sei die Zahl der Parkvorgänge etwas zurückgegangen, seit zwei Monaten sei die Zahl wieder gestiegen, stellt Tamara Oertel von der Wemolo fest. „Wir gehen davon aus, dass dies ein Zeichen für die zunehmende Akzeptanz des Systems nach der Umstellung ist“, so die Sprecherin.
Auch Luisa Abend von der Stadt sieht Verbesserung und betont, dass das Gebührensystem im Interesse aller Beteiligten, auch der Nutzer, sein sollte, weil die Betriebskosten entsprechend niedrig seien – insbesondere mit Blick auf die Parkgebühren, die bei 50 Cent pro halbe Stunde liegen.