Der letzte Schultag in diesem Jahr wird Dienstag, 15. Dezember, sein. Darauf haben sich Bund und Länder aufgrund der hohen Corona-Infektionszahlen geeinigt. Und auch die Kindergartenkinder bleiben ab dann bis zum 10. Januar zu Hause. Mindestens. Doch wie wird in dieser Zeit eine notwendige Betreuung gewährleistet und was müssen Eltern sonst noch wissen? Wir haben uns am Hochrhein umgehört.

Unkomplizierte Regelung an den Schulen

„Alle Eltern, die dringend arbeiten müssen und keine Betreuung für ihre Kinder haben, können die Schulleitung mündlich informieren“, erklärt Hans-Joachim Friedemann, Leiter des Staatlichen Schulamts Lörrach, welches auch für den Landkreis Waldshut zuständig ist. Bestätigungen vom Arbeitgeber müsse man keine einreichen. Denn: In diesem Lockdown wolle man die Notbetreuung pragmatisch, unkompliziert und vor allem lösungsorientiert nach dem, was die Eltern brauchen, organisieren.

„Wir rechnen jedoch nicht mit vielen Eltern, die die Notbetreuung in Anspruch nehmen“, so Friedemann. Viele Eltern seien froh, dass der Schulbetrieb runtergefahren werde und viele hätten ihre Kinder schon länger im Fernunterricht, berichtet der Schulamtsleiter. Friedemann macht aber klar, dass die Notbetreuung durchaus in gemischten Klassen stattfinden könne. „Wenn sich nur sechs Schüler aus den Klassen 1 bis 4 anmelden, können keine sechs Lehrer kommen“, so Friedemann.

Der Sinn der Maßnahme sei ja, dass die Mobilität, die Begegnungen abnähmen und damit auch nicht mehr alle Lehrer von A nach B fahren. Ohnehin hätte der Unterricht in getrennten Gruppen das Infektionsgeschehen nicht positiv beeinflusst, so Friedemann. „Das hat damit nichts zu tun“, sagt der Schulamtsleiter. „Wir hatten keine hohen Infektionszahlen an den Schulen“.

Hans-Joachim Friedemann, Leiter des Schulamtes Lörrach
Hans-Joachim Friedemann, Leiter des Schulamtes Lörrach | Bild: Privat/ Friedemann

Und dennoch sieht er die Maßnahme der Schulschließung als notwendig an. „Denn wir sind Teil des Geschehens, das Leben wird herunter gefahren und auch wir müssen unseren Teil dazu beitragen, dass die Mobilität sinkt“, so Friedemann. Nun liege es an der Politik, eine langfristige Strategie und einen klaren Weg zu finden. Wie die Busbeförderung für die Kinder der Notbetreuung im Landkreis ablaufen werde, müsse nun noch geklärt werden. Die Schulbus-Linien werden für diese Zeit eingestellt, die Kinder müssten zu anderen Zeiten fahren.

Heimunterricht und Notbetreuung

Sonja Dannenberger, Schulleiterin der Talschule Wehr, findet es generell gut, dass die Weihnachtsferien vorgezogen werden. Sie befürworte auch, dass die Notbetreuung einfacher gehandhabt werde als im Frühjahr. Dabei arbeite die Talschule mit der Stadt Wehr zusammen, um auch die Randzeiten und die Nachmittagsbetreuung abdecken zu können. Von den Eltern brauche die Schule schon eine Begründung, jedoch keine Bestätigung vom Arbeitgeber.

Sonja Dannenberger
Sonja Dannenberger | Bild: SK

Als Schulkreisvorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) sagt sie: „Die Schließung ist vor allem wichtig, um alle in allen Schularten zu schützen.“ Aber: „Alles ist wirklich kurzfristig“, so Dannenberger. Mit der Schließung falle außerdem eine ganze Schulwoche weg. Das bedeutet: Die Klassenarbeiten, die nun vor den Ferien noch geschrieben werden sollten, müssen, wenn möglich, verschoben werden.

Und schon kurz nach den Ferien halten die Lehrer bereits ihre Notenkonferenzen ab, denn ab dem 1. Februar beginnt bereits das zweite Schulhalbjahr. Sie hätte es als sinnvoller empfunden, wenn alle Schüler für die Woche Fernunterricht bekommen hätten und nicht nur die Abschlussschüler. „Wir hoffen, dass es am 11. Januar wieder mit dem Schulbetrieb weiter geht, in welcher Form auch immer“, so Dannenberger.

Wie sehen das die Eltern?

Celina Geiger, Elternbeiratsvorsitzende der Gemeinschaftschule Rheinfelden, ist in einer komfortablen Lage, was die Betreuung ihrer Kinder angehe, wie sie sagt. Diese seien mit 14 und 16 Jahren schon ziemlich selbstständig, hinzu komme, dass sie im Homeoffice arbeite. „Aber ich weiß von vielen Eltern, die nun unter einer enormen Herausforderung stehen, gerade auch jene mit kleinen Kindern“, erzählt sie. Die Schließung finde sie jedoch richtig. Doch, dass sie so kurzfristig komme, mache es besonders schwierig für die Eltern.

Celina Geiger
Celina Geiger | Bild: Photographer: Rainer Keser

Celina Geiger ärgert sich: „Das zeigt, dass unsere Politik es mal wieder geschafft hat, ein halbes Jahr zu verschlafen. Sie schicken die Schüler in die Ferien, um davon abzulenken, dass die Voraussetzungen für einen digitalen Unterricht einfach noch nicht gegeben sind.“ Die Schließung hätte außerdem vermieden werden können, wenn die Politik schon im Herbst reagiert hätte, etwa mit Wechsel- oder Digitalunterricht.

Notbetreuung der Kindergärten: Wie läuft es hier?

Waldshut-Tiengen: Ingrid Eble von der Stadt Waldshut-Tiengen war am Montagmorgen schwer beschäftigt. Schon in den frühen Morgenstunden hatte sie zahlreiche Anfragen von Eltern zur Notbetreuung in den Kindergärten der Stadt erhalten. Dabei hatte die Stadt selbst gerade erst von der neuen Regelung erfahren. Und im Laufe des Tages kamen immer neue Informationen rein. „Es ist wieder abenteuerlich“, so die Hauptamtsleiterin.

Doch wesentlich einfacher als im Frühjahr gestaltet sich die Notbetreuung der Kindergartenkinder. Auf der Homepage der Stadt finden die Eltern einen Antrag, den sie ausfüllen, einscannen und dann an Ingrid Eble per Mail schicken können. (ieble@waldshut-tiengen.de). „Für die Kitas können wir die Notbetreuung sofort umsetzen“, so Eble.

Die Notbetreuung sei keine so große Herausforderung mehr, da sie auf die Erfahrungen des Frühjahrs zurückgreifen könne. Die Kinder werden dabei in den Einrichtungen betreut, in denen sie ohnehin schon sind, eben in gewohnter Umgebung. Eine Durchmischung von Gruppen soll vermieden werden. Die Notbetreuung soll zu den gewöhnlichen Öffnungszeiten der jeweiligen Einrichtung angeboten werden. Einige Einrichtungen in Waldshut-Tiengen hätten eigentlich ohne Lockdown – bis auf die Feiertage – keine Ferien gehabt.

Im Kindergarten Rappenstein in Laufenburg musste bisher zweimal eine Gruppe in Quarantäne.
Im Kindergarten Rappenstein in Laufenburg musste bisher zweimal eine Gruppe in Quarantäne. | Bild: Kanele, Susanne

Laufenburg: „Wir machen kein Büro auf“, sagt Susanne Wehrle, Mitarbeiterin des Hauptamts in Laufenburg. So sei auch hier die Notbetreuung ganz unkompliziert organisiert. Die Eltern müssten sich einfach bei der Kindergartenleitung melden, wenn sie eine Betreuung bräuchten.

Es gehe ohnehin nur um fünf Tage, da die Laufenburger Einrichtungen auch ohne Lockdown alle vom 23. Dezember bis zum 10. Januar geschlossen gewesen wären. In der Notbetreuung sollen die Gruppen nicht gemischt werden. „So kann es also auch sein, dass in einer Gruppe nur zwei Kinder betreut werden“, so Wehrle. „Wir appellieren aber an die Vernunft der Eltern, dass sie ihre Kinder zuhause betreuen, wenn es ihnen möglich ist.“ Wie es dann im Januar weiter gehe, sei momentan aber noch völlig offen.

Das könnte Sie auch interessieren
Das könnte Sie auch interessieren