Die böse Hexe zieht die Maske vor dem Gesicht weg und ruft „Buh!“ Die Kinder erschrecken. Wir sind im Grusel-Schocker 'Nightbooks', ein Netflix-Film. Er läuft seit September und ist eine Adaption aus einem Kinder-Horrorbuch. Die Maske, die die Hauptdarstellerin Krysten Ritter in den Händen hält, hat niemand Geringerer geschnitzt als der Holzbildhauer Simon Stiegeler aus Grafenhausen. Eine Schwarzwälder Maske in einem internationalen Film. Cool, oder?

Die Maske von Simon Stiegeler im Netflix-Film „Nightbooks“.
Die Maske von Simon Stiegeler im Netflix-Film „Nightbooks“. | Bild: Anastasia Masaro

„Ich wundere mich selbst, wie die Leute zu mir finden“, sagt der 45-Jährige in seiner Werkstatt mitten im Schwarzwald ziemlich bescheiden. Die Produktdesignerin sei im Internet auf ihn gestoßen und habe eine Maske entdeckt, die er vor mehreren Jahren frei entworfen habe. Aus dieser wurde die Maske für die Ulmer Hopfenhexen abgewandelt. Im Film hängen von diesen in einem mystischen Zimmer vier Weitere.

Die Masken von Simon Stiegeler im Netflix-Film „Nightbooks“.
Die Masken von Simon Stiegeler im Netflix-Film „Nightbooks“. | Bild: Anastasia Masaro

Der Clou: Stiegeler hat der kanadischen Produktionsfirma zuerst eine Maske geschickt. „Die haben ihnen so gut gefallen, dass sich die Regisseurin und andere von der Filmcrew noch für sich privat Masken bestellt haben.“ Am Ende sendet Stiegeler zehn Masken an das Filmteam. „Die Kanadier kennen sowas eben nicht.“

Mystisch und gruselig: „Nightbooks“ mit Hauptdarstellerin Krysten Ritter.
Mystisch und gruselig: „Nightbooks“ mit Hauptdarstellerin Krysten Ritter. | Bild: Anastasia Masaro

Vom Schwarzwald ging es für ihn und seine Werke schon hinaus in die große weite Welt: Stiegeler kreierte schon Masken für Bands und Youtube-Stars, 2020 hat er seine Kunst sogar auf der Expo in Shanghai ausgestellt. Und er schnitzte einen einäugigen Zyklopen für eine Operette in Belgien. Für ein Elsässisches Museum hat er jüngst Karikaturen in Masken adaptiert.

Nicht zu vergessen: Er entwickelte das gestalterische Gesamtkonzept des Mitmachmuseums „Schwarzwaldhaus der Sinne“ in Grafenhausen. Das Besondere: Mit seinen Masken vereint er eine alte Schwarzwälder Tradition mit der Moderne. Und dabei experimentiert er auch gerne, kombiniert das Holz mit anderen Materialien, etwa Teilen von einem Uhrwerk oder einem Reißverschluss. Und genau deshalb seien sie auch bei den jungen, neuen Fasnachtsgruppen so beliebt.

Vielfalt der Masken Video: Verena Wehrle

Sie grinsen fies, strecken die Zunge raus, manche haben Hörner oder leuchtende Augen, andere spitze Zähne, wiederum andere lachen freundlich. Einige sind gruselig. „Ja, es gibt auch Freundliche, aber die neueren Gruppen wollen gerne etwas Dämonischeres“, sagt Stiegeler.

Bild 4: Schwarzwälder Masken in internationalem Netflix-Film: Ein Besuch in der Werkstatt von Holzbildhauer Simon Stiegeler (mit Videos)
Bild: Wehrle, Verena

Mit sieben Jahren hat Stiegeler die erste Maske gezeichnet, mit zwölf folgte die erste Auftragszeichnung, die sein Vater – selbst auch Holzbildhauer – dann umgesetzt hat. Stiegeler ist mit dieser Kunst aufgewachsen. Von seiner Familie seien mindestens 7.000 Masken im Umlauf, erzählt er. Zwar lernte er an der Holzbildhauerschule in Österreich, für Stiegeler ist seine Tätigkeit aber viel mehr als nur ein Beruf: „eine totale Leidenschaft“.

Heute tragen auch viele Vereine der Region und von weiter entfernt seine Masken.

Bild 5: Schwarzwälder Masken in internationalem Netflix-Film: Ein Besuch in der Werkstatt von Holzbildhauer Simon Stiegeler (mit Videos)
Bild: Wehrle, Verena

Zuerst zeichnet Stiegeler die Maske.

Bild 6: Schwarzwälder Masken in internationalem Netflix-Film: Ein Besuch in der Werkstatt von Holzbildhauer Simon Stiegeler (mit Videos)
Bild: Wehrle, Verena

Dann wird gehämmert und geschnitzt. Für Einzelstücke braucht er drei bis fünf Tage. Für Serienanfertigungen etwa eineinhalb Tage pro Stück. Wenn er loslegt, fliegen die Späne. Und dann ist Stiegeler in seinem Element und kann – wie er sagt „sich erden“ und dabei entspannen.

So arbeitet Simon Stiegeler Video: Verena Wehrle

Wenn Stiegeler fertig ist, ist das Werk noch nicht vollendet. Seine Frau Lilli kümmert sich anschließend um die Bemalung.

Bild 7: Schwarzwälder Masken in internationalem Netflix-Film: Ein Besuch in der Werkstatt von Holzbildhauer Simon Stiegeler (mit Videos)
Bild: Wehrle, Verena

Stiegelers Masken sind alles andere als gewöhnlich und vom Stil her nicht ganz so traditionell – untypisch eben. Und: Ihnen darf man gerne auch in die Augen schauen. Wenn man sich traut.

Schau mir in die Augen Video: Verena Wehrle

Neben Masken findet man noch viel mehr Kunst aus Holz im Atelier. Dazu gesellt sich ein ziemlich cooler Typ: Schorsch. „Eine Anlehnung an die alten Schwarzwälder, die so kernig, frech und doch liebenswürdig sind.“

Schorsch Video: Verena Wehrle

Ein Teil des Erlöses dieser gegossenen Figur für den Garten geht an den Bundesverband Kinderhospiz.

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