Sozialminister Manfred Lucha war auf seiner Sommertour durch Baden-Württemberg am Freitag zu Gast in Jestetten. Drei Wochen lang besucht er zahlreiche Projekte und Einrichtungen im Land, um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen und sich ein umfassendes Bild über die vielfältigen Angebote aus den Bereichen Integration, Inklusion, Medizin, Pflege, Gesundheit, Kinderschutz und Jugendhilfe zu machen.

Er habe ein offenes Ohr für auftretende Probleme, freue sich aber natürlich über gelungene Projekte, Ideen und Fortschritte, erklärt der Minister über seine Intention.

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Eine besonders prekäre Situation der medizinischen Versorgung besteht in Jestetten, Lottstetten, Dettighofen sowie im erweiterten Raum Klettgau und Stühlingen – im letztgenannten Raum durch die Schließung des Stühlinger Krankenhauses am 31. Juli 2022.

Noch vor einigen Jahren waren sechs Allgemeinmediziner in Jestetten ansässig. Aktuell sind es nur noch zwei. Ende des Jahres wird die Praxis Dr. Dietermann aus Altersgründen ohne Nachfolger schließen. Somit verbliebe alle Verantwortung zur medizinischen Grundversorgung bei der Praxis Dr. Asael.

Beim Eintrag ins Goldene Buch der Gemeinde (von links): Der Grünen-Landtagsabgeordnete Niklas Nüssle, Sozial- und Gesundheitsminister ...
Beim Eintrag ins Goldene Buch der Gemeinde (von links): Der Grünen-Landtagsabgeordnete Niklas Nüssle, Sozial- und Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne), Jestettens Bürgermeister Dominic Böhler und Dettighofens Bürgermeisterin Marion Frei. | Bild: Ingrid Ploss

„10.000 Menschen aus dem Jestetter Zipfel erhoffen medizinische Hilfe, mit zu erwartendem Zuwachs aus dem Umkreis, 2500 Einwohner können pro Arzt vernünftig versorgt werden“, erklärt Dr. Thomas Asael.

„Es ist unzumutbar und unmöglich, sowohl für die Patienten als auch für mich, als verantwortungsbewussten Mediziner, diese Aufgabe allein zu schultern.“ Als einer von sieben Standorten im Landkreis ist Jestetten als „robuster Standort“ ausgewiesen und somit müsse alles unternommen werden, diesen zu erhalten und auszubauen.

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Ein Schritt in die Richtung „Verantwortungs-Teilung“ wurde mit der Gründung der Genossenschaft für ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) Jestetten unternommen.

Als Dach und Fundament, mit juristischer und vertragsrechtlicher Absicherung, soll dieses die Basis bilden für verschiedene Gestaltungsmöglichkeiten von Arbeits(zeit)-Modellen, Formen von Delegations- und Substitutionsprojekten, um vordergründig die Primärversorgung zu sichern aber auch die Lebensqualität, Sicherheit und Attraktivität eines Lebensraumes zu erhalten. Damit ist klar, dass auch die Gemeinden in der Verantwortung stehen.

An aktuellen Beispielen wurden dem Minister die aktuell drängendsten Probleme vorgetragen, wie beispielsweise der „nicht praxisorientiere Bürokratismus“. Die Anwesenden forderten außerdem eine neue Betrachtung der Patienten- und Versorgungssteuerung angesichts des demografischen Wandels und erörterten Lösungen zu Fragen des Personalmangels.

„Wir können Fehler aus der Vergangenheit im großen Rahmen nicht von heute auf morgen korrigieren, aber wir werden alles in Bewegung setzen, schnellstmöglich für die Region eine Lösung zu finden“, versicherte Minister Lucha.