Rund zwölf Millionen Tonnen Lebensmittel landen alleine in Deutschland jedes Jahr im Müll – das zeigen Studien des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. Pro Person sind das im Schnitt 75 Kilo jährlich. Obst und Gemüse (34 Prozent), Brot und andere Backwaren (14 Prozent) und Milchprodukte (9 Prozent) sind neben bereits zubereiteten Essensresten die Nahrungsmittel, die am häufigsten in der Tonne landen.
Der Bad Säckinger Profikoch und „Fuchsladen“-Besitzer Michael Adler geben Tipps, wie jeder einzelne zu Hause Foodwaste vermeiden kann.
Initiativen gegen Lebensmittelverschwendung
Profi-Rezept-Tipps: Genuss statt Graus
Der Bad Säckinger Profikoch Michael Adler steht seit rund 50 Jahren am Herd, Backofen und Grill und weiß: „Vieles kann man noch essen, retten oder zu neuen leckeren Gerichten zubereiten.“

Adler hat bereits in der Ausbildung gelernt, möglichst alle Teile zu nutzen und kreativ mit Resten umzugehen: „Wir nutzen in der Profiküche alles, wenn möglich, zu 100 Prozent. Aus Gemüseabschnitten, Fleischknochen oder Fischgräten machen wir zum Beispiel Saucenansätze oder eine gute Brühe“, sagt er. „Das Schönste am Kochen ist doch, dass man mit ein bisschen Kreativität aus allem eine genussvolle Mahlzeit zubereiten kann.“ Hier verrät er, was er aus Resten zaubert und wie er missglückte Gerichte rettet:
Gemüsereste
In jedem Haushalt fallen Schalen, äußere Blätter und Abschnitte von Lauch, Sellerie, Karotten oder Zwiebeln an. Adlers Tipp: „Sammeln sie diese Reste in einem Tiefkühlbeutel, bis sie etwa ein Kilo zusammen haben.“ Dann gemeinsam mit einer Zwiebel, Knoblauch, Lorbeerblättern, Nelken und Pfefferkörner in 1 EL Öl anbraten, 1 Liter Wasser hinzufügen und rund eine Stunde reduzieren. „Nach dem Passieren kommt etwa ein dreiviertel Liter frische Gemüsebrühe heraus“, schwärmt Adler, „Garantiert ohne Geschmacksverstärker, Konservierungs- und Farbstoffe!“
Altes Brot
Egal Ob Roggenmischbrot, Zopf oder Weißbrot – selbst aus harten Brotresten zaubert Michael Adler leckere Gerichte. „Ich mache daraus zum Beispiel Serviettenknödel.“ Dazu Brotreste würfeln, eine fein gehackte Zwiebel in Butter andünsten, nach Belieben Speck dazu geben. Rund 200 Milliliter Milch aufkochen, mit Muskat würzen und alles über die Brotwürfel geben. Mit frischer gehackter Petersilie oder Schnittlauch und zwei Eiern verquirlen, in eine Serviette einrollen und rund 30 Minuten bei einer Temperatur unter dem Siedepunkt in Salzwasser oder Brühe ziehen lassen. Nach Belieben in Scheiben schneiden, anbraten und genießen.
Braune Bananen
„Die sind besonders süß und machen sich gut in Smoothies oder Bananenmilch“, sagt der Koch. „Man kann sie aber auch ideal für einen süßen Pfannkuchen oder zum Verdicken einer süß-scharfen Putencurry-Soße nutzen.“
Kartoffel- oder Reisreste
Aus übrig gebliebenem Reis macht Michael Adler gerne Nocken. Dazu: Reisreste mit Ei verquirlen und nach Belieben mit allerlei weiteren Resten wie Zwiebel, Paprika oder Speck vermengen, mit zwei Esslöffeln Nocken daraus formen und in Butter goldbraun anbraten. „Das Selbe kann man auch mit Resten von Kartoffelbrei oder Sauerkraut machen“, sagt er. „Sauerkraut-Nocken liebe ich persönlich besonders.“
Missglücktes Schnitzel
„Ist die Panade verbrannt, das Fleisch aber noch gut, kann man die Panade abkratzen, es klein hacken und daraus noch wunderbar ein sahniges Geschnetzeltes mit Weißwein oder eine tomatige Bolognese-Soße kochen“, sagt Michael Adler. „Die besten Köche sind die einfallsreichen!“
Verkochtes Gemüse
Matschige Karotten, zu weich geratener Brokkoli – „egal welches Gemüse missraten ist, mit etwas Brühe, Sahne oder Kokosmilch und einem Pürierstab hat man in wenigen Minuten eine frische Gemüsesuppe daraus gemacht“, weiß der Experte. „Am Schluss mit Salz und Pfeffer aus der Mühle abschmecken, nach Belieben Kräuter und Gewürze dazugeben, und das Menü ist gerettet.“ Wer die Suppe aus Versehen übersalzt oder zu viel Chili hinein gibt, kann mit Flüssigkeit oder etwas Zucker den Geschmack neutralisieren.
Restewunder Omelett
„Mit fast allen Resten aus der Küche kann man außerdem ein Omelett zaubern“, rät Adler. Für das Omelett Eier schaumig aufschlagen, Reste von Gemüse, Nudeln, Fleisch oder Wurst hinzugeben, frische Kräuter und Gewürze unterrühren und in Butter ausbacken. „Vor dem Zuklappen füge ich am Liebsten noch etwas geriebenen Käse hinzu – dann hat das Omelett einen wunderbar saftigen Kern!“
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