Seit dem Spatenstich am 5. Mai 2023, sorgt die Absicht von Modepark Röther, im Horheimer Gewerbegebiet ein Projekt mit sechs Hallen umzusetzen, für teils große Aufregung in der Region. Ganz speziell in den Rathäusern von Lauchringen und Waldshut-Tiengen wird es argwöhnisch beäugt. Ein Gerichtsurteil stoppte das Vorhaben im vergangenen Jahr – inzwischen wurde vom Landratsamt die Genehmigung sogar entzogen.

Dass die Planungen für ein Outlet-Center mit den gleichen Dimensionen bereits 2019 genehmigt wurde, erfuhr diese Zeitung im Nachgang der Berichterstattung (6. März 2024) zur Erweiterung des Gewerbegebiets an der B314. Das Ehepaar Gabriela und Thomas Lüber aus Untermettingen plante seit 2016 an dieser Stelle das Outlet-Center „Wutach-Parc“ mit sechs Hallen in einer Größe von jeweils 800 Quadratmeter.

Von der Idee zur Planung

Im Gespräch mit dieser Zeitung mischt sich beim Ehepaar Enttäuschung mit Empörung über das Scheitern der Pläne – vor allem über die Art und Weise. Bereits im Jahr 2013 stellten sie ihr Vorhaben dem damaligen Wutöschinger Bürgermeister Georg Eble vor. Vom Fachanwalt für Verwaltungsrecht, Thomas Burmeister aus Freiburg, ließen sie das Projekt zwei Jahre später prüfen, um ein Jahr darauf die Vor-Planungen zu starten.

Das waren die Planungen für den Wutach-Parc, den Thomas und Gabriele Lüber im Gewerbegebiet Horheim planten. Bild/Repro: Gerald Edinger
Das waren die Planungen für den Wutach-Parc, den Thomas und Gabriele Lüber im Gewerbegebiet Horheim planten. Bild/Repro: Gerald Edinger | Bild: Gerald Edinger/Repro

Architekten, Tiefbauplaner, Brachschutzsachverständige, Statiker und der Kreisbaumeister im Waldshuter Landratsamt wurden kontaktiert. Eine Bauvoranfrage wurde im Juli 2018 positiv beschieden, im November ging der „Wutach-Parc“ in die konkrete Planungsphase. Rund 17 Millionen Euro sollte das Projekt kosten. Elf Monate später lag die Genehmigung zum Bau von sechs Hallen im zweiten Abschnitt des Gewerbegebiets „Markwiesen-Mausäckern“ vor.

Großes Interesse bei Firmen

Als die intensiven Gespräche mit potenziellen Mietern von Verkaufsflächen begannen, stoppten Corona-Lockdowns die Initiativen des Ehepaares. „Aber wir sind drangeblieben, im Mai 2021 hatten wir schon unterschriebene Verträge mit namhaften Unternehmen für 50 Prozent der Fläche“, berichten Thomas und Gabriela Lüber.

Die Vorteile dieses Projektes lagen für die beiden auf der Hand, was offenbar viele Manager überzeugte: 300 Parkplätze für die Firmen in den sechs Hallen, eine gute Verkehrsanbindung zur B314, ein großes Einzugsgebiet, das bis in die Schweiz reiche, die hohe Kaufkraft in der Region (Grenzgänger), und dieses Outlet habe ein Alleinstellungsmerkmal. „Es wäre wohl das kaufkraftstärkste Outlet in Deutschland geworden“, vermuten die Lübers. „Viele Fachleute sprachen sogar von einem weißen Fleck oder Deutschlands Elfenbeinküste“, erzählt Gabriela Lüber. Die Eröffnung des „Wutach-Parc“ war Ende 2022 geplant.

Enttäuschung über Absagen

Auf der Suche nach einem Anbieter für Sportartikel, wurden offenbar auch Gespräche mit Vertretern eines Geschäfts aus Waldshut-Tiengen geführt. Es wurde sogar ein konkreter Mietvertrag mit einem „All-Inklusive-Paket“ (Thomas Lüber) zugeschickt. Nach anfänglichem Interesse kam aber eine Ab sage, die aus Sicht der Investoren „teilweise nicht nachvollziehbar war“. Sie vermuten sogar, dass aufgrund dieses Gesprächs, Einzelhändler aus Waldshut-Tiengen und Lauchringen ihren Einfluss bei Interessenten geltend machten, anders sei der Umfang der Absagen nicht zu erklären. „Damit gab es keine Chance mehr, unser Projekt umzusetzen.“

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Verkauf an Modepark Röther

Am 14. Juni 2021 hatten der ehemalige Bauunternehmer Thomas Lüber und seine Frau Gabriela verstanden, dass die verbleibenden drei Hallen nur schwer zu vermieten seien. „Danach fassten wir den Entschluss, das Gelände samt Baugenehmigung zu verkaufen, obwohl wir fünf Jahre und viel Geld in dieses Projekt gesteckt haben.“ Sie machten dem Geschäftsführer Michael Röther von Modepark Röther ein Angebot für das 6000 Quadratmeter große Grundstück samt der geplanten Verkaufsfläche von 4800 Quadratmetern und der seit Oktober 2019 bestehenden Baugenehmigung.

Röther sah es wohl als einmalige Gelegenheit, in der Region ein Projekt zu verwirklichen. Das Ehepaar Lüber sieht es jedenfalls als Chance für die gesamte Region – auch für Lauchringen. „Man kann die Bevölkerung durch das Verhindern des Projekts von Modepark Röther nicht dazu zwingen, in Lauchringen und Waldshut-Tiengen einzukaufen.“ Sie fragen sich, wo der Fehler liege, denn Michael Röther habe schließlich ein Gewerbegrundstück samt gültiger Baugenehmigung erworben.

Hält Röther am Projekt fest?

„Das Verwaltungsgericht in Freiburg und der Verwaltungsgerichtshof in Mannheim haben im Eilverfahren die Baugenehmigung, auf Betreiben von Lauchringen und Waldshut-Tiengen, als unrechtmäßig beurteilt. Das Landratsamt Waldshut hat daraufhin im März 2024 die Baugenehmigung für unwirksam erklärt“, erklärt Geschäftsführer Michael Röther. Mit dem Projekt „hätten wir den Wettbewerb in der Region bereichert“, so Röther weiter. „Erst als unser Wettbewerber den Bürgermeister der Gemeinde Lauchringen aktiviert hat, wurde das Projekt zum Politikum und hart bekämpft.“

Die Realisierungschancen seien nun nicht mehr sehr hoch. „Trotzdem werden wir jede Möglichkeit nutzen, um in Horheim an den Start zu gehen.“ Es gebe noch keine konkreten Pläne für eine alternative Ansiedlung am Hochrhein. „Wir sondieren den Markt und versuchen einen alternativen Standort zu finden.“ Derzeit denkt Michael Röther mit seinen Anwälten über die Möglichkeiten nach, Schadensersatz geltend zu machen, um den Schaden in Höhe von mehreren Millionen Euro einzuklagen.

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Das sagen die betroffenen Bürgermeister

Thomas Schäuble, Bürgermeister Lauchringen

„Anmerken möchte ich, dass ich es sehr bedauerlich finde, dass aus der Bürgerschaft dauerpräsent zu hören ist, dass sich die Gemeinde Lauchringen aus Neid und Missgunst der Ansiedlung dieses Einkaufszentrums in Wutöschingen verschließt. Ich möchte ausdrücklich betonen, dass es hier allein um die Einhaltung geltenden Rechts geht. Hier wurde eine Baugenehmigung unerlaubt erteilt und hiergegen sind wir aus berechtigten Gründen vorgegangen. Dies entspricht unserem demokratischen Rechtsempfinden und sollte deshalb auch ausschließlich so eingeordnet werden.“

Bürgermeister Thomas Schäuble, Lauchringen
Bürgermeister Thomas Schäuble, Lauchringen | Bild: Herbert Schnäbele

Schäuble bestreitet, dass es Pläne gab, im Riedpark ein Outlet-Center anzusiedeln. Gemäß der geltenden Raumordnung wäre es nicht genehmigungsfähig. Gegen den geplanten Wutach-Parc gab es keinen Einspruch „da die Gemeinde Lauchringen die Pläne nicht kannte“, deswegen konnte man auch nicht reagieren. Bei Projekten wie von Modepark Röther geplant, sei es unausweichlich, dass die Geschäfte der umliegenden Gemeinden Kaufkraftabflüsse zu befürchten haben. Die „raumordnerische Planung“ besage, dass solche Vorhaben in Gemeinden ohne zentralörtliche Funktion, nicht realisiert werden können.

Der Rathauschef bestreitet, dass es im Riedpark einen „konzentrierten Einzelhandel“ gebe. „Es gibt hier so gut wie keine Konkurrenzsituationen zum alteingesessenen, bestehenden Handel.“ Deshalb seien keine Geschäftsaufgaben in der Hauptstraße zu befürchten. Bei der interkommunalen Zusammenarbeit stehe man in gutem Austausch dem Wutöschinger Kollegen Rainer Stoll, da es neben dem Thema Modepark Röther weitere Themen zu behandeln gebe. Er sei gesprächsbereit, über Projekte zu sprechen, die aufgrund geltenden Rechts realisierbar sind.

Martin Gruner, OB Waldshut-Tiengen

OB Martin Gruner bestreitet, dass es eine Absprache mit Gemeinde Lauchringen in Sachen Modepark Röther bezüglich der Klage gegen die Planung in Horheim gab. „Die Stadt Waldshut-Tiengen hat dies – ebenso wir die Gemeinde Lauchringen – selbstständig zu werten und die Entscheidung zu treffen, inwieweit sie hier von ihren Rechtsmitteln Gebrauch macht.“

Oberbürgermeister Martin Gruner
Oberbürgermeister Martin Gruner | Bild: Ursula Freudig

In diesem Fall unterscheide sich dies schon deshalb, weil Waldshut-Tiengen Mittelzentrum ist. Auch er stellt fest, dass „ein Projekt Wutach-Parc“ unter diesem Namen nicht bekannt sei, folglich konnte auch keine Klage eingereicht werden. Aufgrund der klaren Rechtslage, erscheint OB Gruner ein Gespräch mit allen Beteiligten „daher entbehrlich und führt derzeit für den Antragsteller nicht zum Ziel“.

Rainer Stoll, Bürgermeister Wutöschingen

„Nachdem nun selbst eine Konzentration von vier Einzelhandelshallen in Horheim von Seiten der Baurechtsbehörden als nicht genehmigungsfähig angesehen wird, stellt sich grundsätzlich schon die Frage, ob bei dieser stringenten Auslegung auch die Zulässigkeiten des im Riedpark konzentrierten Einzelhandels aktueller baurechtlicher Prüfung standhalten würden.“

Rainer Stoll, Bürgermeister Wutöschingen.
Rainer Stoll, Bürgermeister Wutöschingen. | Bild: Edinger, Gerald

Die von der Gemeinde Lauchringen beauftragten Erstellung einer Standort- und Potenzialanalyse sehe die Baurechtskanzlei der Gegenseite des augenblicklichen Verfahrens erhebliche Zweifel, sodass zumindest die Baugenehmigung für den letzten dort in Betrieb gegangenen Einzelhändler im Rahmen eines Widerspruchsverfahren zurückgenommen werden könnte. Der Gemeinderat Wutöschingen habe im Einklang mit der Verwaltung kein rechtliches Überprüfungsverfahren in die Wege geleitet.

„Auge um Auge, Zahn um Zahn... ist Inhalt der Bibel, nicht jedoch Inhalt der Arbeitsweise unseres Gemeinderates und unserer Verwaltung. Infrastrukturelle Verbesserungen der Region in der Form von Projekten durch Nachbarkommunen werden wir nicht torpedieren, sondern unterstützen, zumal diese einen Mehrwert für uns alle bringen.“

Bei der Verwaltung, Gemeinderäten und vielen anderen bleibe hängen, „dass durch die Widersprüche aus Lauchringen und Waldshut-Tiengen die Umsetzung einer tollen Einkaufsmöglichkeit verhindert wurde, von der ganz viele Menschen unserer Region profitiert hätten.“ Es bleibe „Unmut, Frust, Kopfschütteln – vermutlich von allem etwas davon...“ Mit Lauchringen werde seit vielen Jahren im sehr gut funktionierendes Regionalwerk Hochrhein kooperiert. Baurechtlichen Auseinandersetzungen um das Röther-Projekt spielten hier keine Rolle. „Das bekommen wir gut getrennt.“

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