Elektrische Fahrzeuge gehören mittlerweile zum normalen Bild auf den Straßen – beim Lastwagenverkehr sind sie aber noch eine echte Rarität. Einer der ersten elektrisch betriebenen Lastwagen am Hochrhein fährt seit einigen Wochen für die Spedition Eckert aus Albbruck.

„Es ist das erste elektrische Fahrzeug dieser Art, das wir an einen Kunden in der Region ausgeliefert haben“, bestätigt Tobias Wagner von der Niederlassung von Südstern-Bölle in Waldshut-Tiengen bei der Übergabe des Fahrzeugs.

Die Zugmaschine summt leise

Von der Zugmaschine ist nur ein leises Summen zu hören, als der Mercedes-Lastwagen auf das weiträumige Gelände der Spedition fährt. Das Lauteste sind die Rollgeräusche und das Knarren des Aufliegers, als er über eine Absatzkante gezogen wird. 65 Dezibel misst die Lärm-App bei einer Vorbeifahrt in etwa fünf Meter Entfernung, das entspricht dem Lärmpegel einer ruhigen Straße.

So leise ist ein elektrischer Lastwagen Video: Obermeyer, Justus

Zum Vergleich: Ein herkömmlicher Diesel-Lkw käme auf etwa 90 Dezibel. Selbst der Verkehr auf der 50 Meter entfernten Bundesstraße wirkt lauter.

Etwa 65 Dezibel zeigt die Lärmmessung bei der Vorbeifahrt.
Etwa 65 Dezibel zeigt die Lärmmessung bei der Vorbeifahrt. | Bild: Obermeyer, Justus

Der Vorteil der neuen Technik liegt also auf der Hand, zumal das elektrische Gefährt auch keine Abgase ausstößt und damit zu 100 Prozent CO2-neutral fährt – zumindest, wenn es mit Ökostrom geladen wird.

Ist der E-Antrieb tatsächlich schon alltagstauglich?

Wie fährt sich die neue Technik? Fahrer Christian Merkt ist seit etwa vier Wochen mit dem neuen Fahrzeug unterwegs und er ist begeistert: „Am Anfang war es schon eine Umgewöhnung.“ Mittlerweile hat er sich mit dem neuen Antrieb aber angefreundet: „Es ist ein sehr entspanntes Fahrgefühl. Das gefällt mir, ich bin ja selbst ein ruhiger Fahrer.“

Wie steht es um die Reichweite?

Und wie ist es mit der Reichweitenangst, die eigentlich jeden E-Anfänger beschleicht, wenn er den sinkenden Akkustand verfolgt? „Bei Geschwindigkeiten ab 90 Stundenkilometern merkt man schon, wie der Stromverbrauch durch die stärkeren Windverwirbelungen stark zunimmt, aber wenn ich konstant 82 Kilometer pro Stunde fahre, ist es eigentlich kein Problem“, beschreibt Merkt seine Erfahrungen.

Äußerlich kaum von einem Verbrenner-Lastwagen zu unterscheiden. Die Akkupakete liegen zwischen der ersten und zweiten Achse.
Äußerlich kaum von einem Verbrenner-Lastwagen zu unterscheiden. Die Akkupakete liegen zwischen der ersten und zweiten Achse. | Bild: Obermeyer, Justus

Laut Hersteller hat das Fahrzeug mit einer Akkukapazität von 300 Kilowattstunden eine Reichweite von 300 Kilometern. „In der Realität ist es weniger: Voll beladen und bergauf komme ich manchmal nur auf 180 Kilometer“, so Merkt. Wobei der Lastwagen bei einer Bergabfahrt sich durch die Rekuperation selbst wieder auflädt – auch dies sei ein Vorteil gegenüber dem Diesel.

Pionier in Sachen E-Mobilität

Für Alois Eckert, Geschäftsführer des Logistikunternehmens, ist die Elektromobilität kein Neuland, sondern eher die logische Weiterentwicklung der Firmenpolitik: „Seit mehreren Jahren haben wir E-Fahrzeuge in unserem Fuhrpark. Ob Hubfahrzeuge in den Hallen oder andere kleinere Firmenfahrzeuge“, erzählt er, der sich selbst als „sehr technikaffin“ bezeichnet.

So leise ist ein elektrischer Lastwagen Video: Obermeyer, Justus

Als der Förderaufruf des Bundeswirtschaftsministeriums für E-Lastwagen bekannt wurde, habe die Firma nicht lange gezögert und prompt den Zuschlag erhalten. 80 Prozent der Mehrkosten gegenüber einem herkömmlichen Antrieb werden dadurch gefördert. 480.000 Euro kostet das Modell, etwa vier Mal so viel wie ein vergleichbarer Diesel.

Das Problem mit der Ladeinfrastruktur

Natürlich seien der Firma Umwelt- und Klimaschutz wichtig, so Eckert, „am Ende muss es sich natürlich aber auch wirtschaftlich rechnen.“ Auf nahezu allen Dachflächen der Spedition befinden sich schon seit Jahren PV-Anlagen, mit denen Sonnenstrom ins Netz gespeist wird. Eine Trafostation auf dem Firmengelände konnte nun dazu genutzt werden, eine 150-KW-Ladesäule zu installieren, mit dem nun auch der neue E-Laster zügig geladen werden kann.

So leise ist ein elektrischer Lastwagen Video: Obermeyer, Justus

Mit der Ladeinfrastruktur speziell für Lastwagen sieht es aktuell noch nicht gut aus, der Ausbau geht hier nur zögerlich voran. So lange muss Fahrer Christian Merkt mit seiner Zugmaschine an Ladeparks für Autos seine Energie tanken – sofern dort ausreichend Platz ist. Dazu nutzt er spezielle Lade-Apps.

Tobias Wagner vom Mercedes-Händler Südstern-Bölle sieht die Zukunft in Megawatt-Ladesäulen auf Autobahnrasthöfen. „Der Fahrer muss ohnehin nach vier Stunden Fahrzeit eine Pause einlegen. In dieser Zeit könnte er seinen Akku wieder auf 80 Prozent aufladen“, so Wagner, der deshalb auch kein echtes Reichweitenproblem sieht.

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