Der Höhepunkt der zweiten Corona-Welle könnte in diesen Tagen den Hochrhein erreichen. Darauf deuten die aktuellsten Zahlen hin, die die Landratsämter Waldshut und Lörrach sowie Gesundheitsdepartements der grenznahen Kantone veröffentlicht haben. Zur Vergleichbarkeit haben wir aus den täglich veröffentlichten Fallzahlen die 7-Tage-Inzidenz errechnet. Diese zeigt die aktuelle Dynamik der Epidemie.

Die zweite Corona-Welle: Die 7-Tage-Inzidenz in den Landkreisen und Kantonen entlang des Hochrheins im Vergleich. Stand: 11.November 2020.
Die zweite Corona-Welle: Die 7-Tage-Inzidenz in den Landkreisen und Kantonen entlang des Hochrheins im Vergleich. Stand: 11.November 2020. | Bild: Bernhardt, Alexander

Die gute Nachricht zuerst: Der exponentielle Anstieg der Neuinfektionen scheint gebrochen. Noch vor einigen Tagen zeigten die Inzidenz-Kurven sowohl in Deutschland als auch in der Schweiz besorgniserregend steil nach oben. Seit Anfang November ist zunächst in den Schweizer Grenzkantonen zumindest tageweise eine Trendwende zu bemerken. Die spannende Frage ist: Folgen auch diesmal die Landkreise Lörrach und Waldshut dieser Entwicklung in der Schweiz?

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Sowohl im Frühling als auch im Herbst war der Anstieg der Infektionszahlen zunächst in der Schweiz spürbar, erst mit einem Abstand von zehn bis 14 Tagen stiegen die Zahlen auch in den Kreisen Lörrach und Waldshut an. Sollte sich die These vom etwa zehntägigen Abstand zwischen der Schweiz und Deutschland bestätigen, müsste nun auch der vorläufige Höhepunkt am deutschen Hochrhein erreicht sein.

Noch keine Entwarnung

Dennoch: Die aktuellen Zahlen aus der Schweiz sind bestenfalls ein Silberstreif am Horizont, beruhigend sind sie noch nicht. Nach dem starken Anstieg in der zweiten Oktoberhälfte schwankt die Inzidenz in den Schweizer Grenzkantonen nun auf hohem Niveau um 300. Besonders virulent war das Infektionsgeschehen der zweiten Welle im Aargau, wo fast ein Wert von 400 erreicht wurde. Noch weitaus schlimmer wütet die Pandemie allerdings im Rest der Schweiz.

In den Landkreisen Waldshut und Lörrach verlaufen die Kurven seit Oktober nahezu parallel und gipfelten am Donnerstag, 12. November, in Rekordwerten: Waldshut kratzte zuletzt an der 200er-Marke, in Lörrach wurde sie am Donnerstag, 12. November, erstmals übersprungen. Die Inzidenz in den beiden Landkreisen liegt damit noch deutlich über dem Landesschnitt (134,4; Stand 11. November).

Warten auf den Effekt des Lockdowns

Mit 576 beziehungsweise 461 aktiven Infektionen (Stand: Donnerstag, 12. November) bewegen sich die Zahlen aus den Kreisen Lörrach und Waldshut auf hohem Niveau. Von einer abflachenden Kurve ist bislang nichts zu sehen. Das ist allerdings auch leicht nachvollziehbar: Bis die Beschränkungen des seit November geltenden Teil-Lockdowns in den Fallstatistiken einen Effekt zeigen können, dauert es etwa zwei Wochen. Virologen gehen nämlich davon aus, dass etwa fünf Tage vergehen, bis nach einer Infektion erste Krankheitssymptome bemerkbar sind. Oftmals dauert es dann noch zwei weitere Tage bis ein Corona-Test veranlasst wird, dessen Ergebnis dann noch bis zu eine Woche auf sich warten lässt. Das bedeutet: Viele der aktuell gemeldeten Neuinfektionen beruhen noch aus der Zeit vor dem 2. November, also bevor die Corona-Beschränkungen in Kraft traten.

Wie geht es weiter?

Im Umkehrschluss ist zu erwarten, dass der Teil-Lockdown ab kommender Woche Wirkung zeigen wird und damit die Zahl der Neuinfektionen in den Landkreisen Waldshut und Lörrach zurückgeht – vermutlich sogar deutlicher als in den Nachbarkantonen. Denn in Deutschland gelten härtere Beschränkungen als in der Schweiz. Dies könnte auch eine stärkere Wirkung entfalten. Die Zahl der aktiven Infektionen sinkt vermutlich aber erst mit Verzögerung.

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Bleibt die Zahl der Neuinfektionen allerdings auf dem aktuellen Niveau, wie das in der vergangenen Woche in der Schweiz zu beobachten war, bleibt die Lage besorgniserregend und der Lockdown könnte noch einmal bis in den Dezember verlängert werden.

Wie ist die Situation in den Krankenhäusern?

Die Lage in den Schweizer Kantonen Basel-Stadt, Baselland und Schaffhausen ist derzeit vergleichbar mit der Situation im April, als der Höhepunkt der ersten Welle die Zahl der Patienten nach oben trieb. An seine Kapazitätsgrenzen stößt aktuell noch keiner der Kantone. Am schlimmsten betroffen ist derzeit der Kanton Aargau, wo in dieser Woche fast 150 Covid-19-Erkrankte in den Hospitälern registriert wurden, davon 32 mit intensivmedizinischer Betreuung. Aktuell meldet der Kanton noch 18 freie Betten in den Intensivstationen. Zum Vergleich: Zum Höhepunkt der ersten Welle Anfang April verzeichnete der Aargau knapp 100 Patienten, davon 23 Intensivpatienten.

Der Anstieg der Corona-Todesfälle begann im Frühling mit mehrwöchiger Verzögerung Mitte April. Die Zahl der Neuinfektionen nahm da schon ...
Der Anstieg der Corona-Todesfälle begann im Frühling mit mehrwöchiger Verzögerung Mitte April. Die Zahl der Neuinfektionen nahm da schon wieder ab. | Bild: Obermeyer, Justus

Wie der Landkreis Lörrach mitteilt, werden 29 Personen mit Covid-19-Infektion behandelt. Fünf Personen werden intensivmedizinisch betreut, davon müssen drei Personen beatmet werden. Im Kreis Waldshut werden insgesamt sechs Personen stationär in Kliniken behandelt. Beide Landkreise liegen damit noch deutlich unter den Zahlen vom April. Aufgrund der Erfahrungen der ersten Welle ist in den nächsten Wochen noch mit einer weiteren Zunahme zu rechnen. Denn die Zahl der schweren Krankheitsverläufe und Todesfälle wird wohl erst mit einiger Verzögerung ihren Höhepunkt erreichen.

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