1. Wie viel Biomüll wurde im Jahr 2019 in den braunen Tonnen entsorgt?

Bis Ende 2019 wurden über die Biotonne, die alle zwei Wochen geleert wird, rund 6.360 Tonnen Bioabfälle erfasst, so das Landratsamt Waldshut. Dies entspricht einer Menge von etwa 37 Kilogramm pro Einwohner und Jahr.

2. Wo und wie werden die Bioabfälle verwertet?

Die Bioabfälle aus dem Kreis Waldshut werden in die Bioabfallvergärungsanlage der Firma Reterra in Singen gebracht. Dort werden sie in einem zweistufigen Verfahren nach dem Kaskadenprinzip energetisch und stofflich verwertet. In der 1. Stufe werden aus dem gewonnenen Methangas Strom und Wärme erzeugt. In der 2. Stufe wird aus dem Gärsubstrat ein Kompost und Flüssigdünger hergestellt.

3. Wie viel Strom und Gas wurde 2019 aus den Bioabfällen des Kreises produziert?

Aus der im Landkreis Waldshut im Jahr 2019 erfassten Bioabfallmenge von rund 6.360 Tonnen wurden nach Angaben des Landratsamts insgesamt 1.932.232 Kilowattstunden Strom erzeugt. Das entspricht dem jährlichen Stromverbrauch von rund 644 Haushalten mit einem durchschnittlichen jährlichen Stromverbrauch von 3.000 Kilowattstunden.

Greifer im Einsatz bei der Materialverteilung. Einblick in die Bioabfallverwertung der Firma Reterra. Diese Aufnahme entstand vor ...
Greifer im Einsatz bei der Materialverteilung. Einblick in die Bioabfallverwertung der Firma Reterra. Diese Aufnahme entstand vor einiger Zeit in der Reterra-Anlage in Singen, wo der Biomüll aus dem Landkreis Waldshut entsorgt wird. | Bild: Sabine Tesche

Der Gasertrag habe 130 Kubikmeter pro Tonne Bioabfall betragen und der Methangehalt lag bei 57 Prozent. Die entstehende Wärme werde von cer Firma Reterra zur Beheizung der Biogasanlage und der übrigen Gebäude des Betriebsstandortes in Singen verwendet.

4. Was kostet die Entsorgung des Biomülls?

Die Bioabfallbehandlung in der Bioabfallvergärungsanlage der Reterra in Singen kostete laut Angaben des Landratsamts im Jahr 2019 rund 660.000 Euro, ohne Berücksichtigung der Transportkosten.

5. Was lässt sich über die Qualität der Bioabfälle aus dem Kreis Waldshut sagen?

Etwa acht bis zehn Prozent des Inhalts, der 2019 in Biotonnen entsorgt wurde, gehört hier nicht hinein. Es handelt sich um so genannte Störstoffe, wie beispielsweise Plastiktüten oder auch kompostierbare Kunststoffbeutel. Die Höhe dieses Anteils an Fehlwürfen sei laut Auskunft des Landratsamts vergleichbar mit der anderer Landkreise.

6. Wie teuer ist das Entfernen von Störstoffen?

Bislang seien Störstoffe aus den Bioabfällen in der Anlage technisch aussortiert und getrennt entsorgt worden. Diese Trennungs- und Entsorgungskosten der Störstoffe beliefen sich 2019 auf rund 130.000 Euro, so das Landratsamt.

7. Wie soll die Qualität des Biomülls verbessert werden?

Der Landkreis Waldshut setzt seit März 2020 Detektionsgeräte ein, um Störstoffe in den Bioabfällen zu erkennen und den Störstoffanteil zu senken. Denn nur bei einem Anteil von weniger als einem Prozent Störstoffen ist die Verarbeitung zu hochwertigem Kompost möglich. Im Kreis Waldshut gibt es rote Verwarnkarten für gefundene Störstoffe und die beanstandeten Biotonnen, die Störstoffe enthalten, bleiben stehen.

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„Mit dem Einsatz des Detektionsgeräts wird dafür gesorgt, dass diese Kosten nicht mehr der Allgemeinheit aufgebürdet werden, sondern von den Verursachern getragen werden“, heißt es in einer Mitteilung des Landratsamts.

8. Ist mit der Biotonne die Hausmüllmenge im Kreis gesunken?

Im Jahr 2019 reduzierte sich die erfasste Hausmüllmenge um 4.900 Tonnen von ca. 25.100 Tonnen (im Jahr 2018) auf rund 20.200 Tonnen im Jahr 2019. Die Gesamtmenge der brennbaren Abfälle reduzierte sich laut Landratsamt dadurch um 4.500 Tonnen von insgesamt rund 31.400 Tonnen im Jahr 2018 auf etwa 26.900 Tonnen 2019. „Der geringere Rückgang der gesamten brennbaren Abfälle ist dadurch zu erklären, dass aufgrund der guten Baukonjunktur insgesamt ein erhöhtes Aufkommen brennbarer Abfälle aus dem gewerblichen Bereich zu verzeichnen war“, so die Erklärung.

Zu viele Störstoffe: Diese Biotonne im Landkreis Waldshut ist bei der Leerung stehen geblieben. Die rote Karte macht deutlich, dass der ...
Zu viele Störstoffe: Diese Biotonne im Landkreis Waldshut ist bei der Leerung stehen geblieben. Die rote Karte macht deutlich, dass der Eigentümer den Müll nun korrekt trennen oder komplett kostenpflichtig bei der Restmüllabfuhr entsorgen muss. | Bild: Obermeyer, Justus

Der Rückgang beim Hausmüll entspreche nicht genau der erfassten Bioabfallmenge, da in den Biotonnen auch Grünschnitt und Beet-Abraum aus den Hausgärten entsorgt werden würden, die bislang über die Grünschnittcontainer der Recyclinghöfe und die Grünschnittsammelstellen entsorgt worden waren.

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9. In welchem Umfang sind die Kosten durch die sinkende Hausmüllmenge gesunken?

Der Restmüll aus dem Landkreis Waldshut wird in der Schweiz verbrannt. Die Verbrennungskosten Ende 2018 bei rund 4,2 Mio. Euro und reduzierten sich durch die getrennte Bioabfallerfassung im Jahr 2019 um etwa eine halbe Million Euro auf rund 3,7 Mio. Euro. Hierbei sind allerdings keine Transportkosten enthalten.

10. Ist ein Reinigungsdienst für die Biotonnen angedacht?

Immer wieder war in der Vergangenheit von Bürgern Wunsch geäußert worden, gerade in der heißen Jahreszeit einen Reinigungsdienst für Biotonnen anzubieten. Da hier laut Landratsamt allerdings Kosten in Höhe von rund 400.000 Euro für eine einzige Reinigungstour im gesamten Landkreis anfallen würden, hatte sich der Kreistag gegen einen Reinigungsservice für Biotonnen ausgesprochen, um weitere Gebührensteigerungen zu vermeiden.

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