Wie teuer wird Gas noch werden? Eine eindeutige Antwort gibt es nicht. Einige Experten gehen beim Gas von einer Verfünffachung bis zu Verzehnfachung der Preise aus. Doch ob eine solche Erhöhung wirklich kommt, hängt davon ab, ob das Gas nach der elftägigen Wartung von Nord Stream I, der wichtigsten Pipeline aus Russland, wieder fließt oder abgestellt bleiben könnte. Die Wartung beginnt am 11. Juli und das Risiko sorgt auch für Vorkehrungen bei den Versorgern. Wie ist hier die Lage am Hochrhein? Wir haben uns umgehört.
Stadtwerke Bad Säckingen: Externe Kunden werden abgelehnt
Neukunden einfach abzulehnen sei für Grundversorger nicht zulässig, wie Udo Engel, Geschäftsführer der Stadtwerke Bad Säckingen, erklärt. „Wir sind in Bad Säckingen in der Grund- und Erstversorgung tätig und dazu verpflichtet, zu liefern“, erläutert Engel.
Seit Beginn der Energiekrise im Frühjahr 2021 hätten die Stadtwerke Bad Säckingen die Akquise in Gebieten außerhalb Bad Säckingens zurückgefahren. Externe Kunden werden seitdem nicht mehr aufgenommen.
Denn: Nur in Bad Säckingen, Wallbach, Rippolingen und Harpolingen habe man eine Versorgungsverpflichtung, außerhalb habe man diese als freier Anbieter nicht, wie Engel erklärt. In Rippolingen und Harpolingen gebe es jedoch keine Gasversorgung, dort und im gesamten eigenen Versorgungsgebiet gelte das Gleiche jedoch auch für die Stromversorgung.
Während Grundversorger keine Neukunden in ihrem Gebiet ablehnen dürften, könnten dies private Anbieter jedoch schon, so Engel.
Keiner weiß, was passiert
„Die Risiken sind momentan da, aber man kann sie nicht bewerten, wir wissen nicht, ob es zu einer Komplettabschaltung kommt und ob es zur Mangellage kommt“, so Udo Engel. Die Preise seien die vergangenen Wochen nur in eine Richtung gegangen und zwar nach oben. Diese Entwicklung gebe es, seit Russland mit der Drosselung begann.
Die Stadtwerke Bad Säckingen würden sich – wie alle anderen Versorger auch – auf eine mögliche Abschaltung vorbereiten mit internen Maßnahmen und Vorsorge, so Engel. Welche Maßnahmen dies genau seien, könne er jedoch nicht öffentlich machen.

Badenova beliefert weiter Neukunden
Die Badenova beliefert nach wie vor Neukunden, im eigenen Marktgebiet aber auch darüber hinaus, wie Pressesprecherin Yvonne Schweickhardt auf Anfrage mitteilt.
Aufgrund vieler Neukunden habe die Badenova im Frühjahr aber einen gesonderten Grundversorgungstarif aufgelegt. Dieser hatte einen anderen Preis als der ursprüngliche Grundversorgungstarif. „Denn wir mussten im letzten Winter zu deutlich höheren Preisen einkaufen und mussten diese höheren Kosten natürlich auch in diesen Tarif einpreisen. Geschützt wurden so auch unsere alten, treuen Kunden vor übermäßigen Preissteigerungen“, erklärt Schweickhardt.
„Bestimmte Versorger stellten einfach die Belieferung ihrer Kunden ein und diese fielen – so will es das Gesetz – in die Grundversorgung. Hier nahm badenova diese ‚heimatlos‘ gewordenen Kunden auf.“ Dass andere private Versorger ihre Belieferung einstellten, sei vor allem im vergangenen Herbst besonders häufig vorgekommen.
Die Badenova ist in einigen Orten der Landkreise Waldshut und Lörrach Grundversorger, etwa auch in Lörrach selbst. „Dort haben wir dann den Versorgungsauftrag und dürfen Neukunden gar nicht ablehnen“, informiert Schweickhardt.
Neubaugebiete ohne Gas
Wie Udo Engel von den Stadtwerken Bad Säckingen erklärt, werde das Unternehmen künftig keine Neubaugebiete mit Gas mehr erschließen. Eine Infrastruktur mit Gas sei einfach nicht mehr wirtschaftlich, allein schon, weil die hochwertig gedämmten Neubauten einen viel geringeren Energieverbrauch hätten. Zudem seien Neubaugebiete mit Gas nicht von der Regierung gewollt, viel mehr wolle man ja einen Ausstieg aus Gas und plane ab 2024 den Einbau von neuen reinen Gasheizungen nicht mehr zu erlauben. So mache eine Erschließung mit Gas keinen Sinn mehr.
Auch die Badenova verlegt laut Yvonne Schweickhardt in Neubaugebieten kein klassisches Erdgas mehr. „Es wird auch nicht mehr so nachgefragt“, sagt Yvonne Schweickhardt. In Neubaugebieten seien eher Wärmepumpen oder Pellets nachgefragt. Wegen der sinkenden Nachfragen sie die Wirtschaftlichkeit auch nicht mehr gegeben.