Wie sollen die Ehrenamtlichen des Hospizdienstes Hochrhein damit umgehen, wenn sie schwerstkranke Menschen begleiten, die den Lebenswillen verloren haben und den Wunsch nach einem assistierten Suizid äußern?
Damit sie Orientierungshilfe bekommen, hat der Hospizdienst Hochrhein jetzt mit seinen Ehrenamtlichen und Mitgliedern ein Leitbild erarbeitet.
So gehen die Ehrenamtlichen mit dem Thema um
Kernpunkte sind: Die Ehrenamtlichen stehen weder für die Information, Beratung und Vermittlung von Angeboten der Beihilfe zum Suizid zur Verfügung noch verweisen sie auf Sterbehilfeorganisationen. Sie urteilen nicht über entsprechende Angebote und potentielle Sterbewünsche.
Ihre grundsätzlich unvoreingenommene, offene und wertschätzende Begleitung schließt aber Gespräche über Suizidwünsche ein mit dem Ziel, den Sterbewunsch zu klären. Damit steigt der Hospizdienst Hochrhein nicht sofort aus der Sterbebegleitung aus, wenn der Wunsch zum assistierten Suizid geäußert wird, wie es teilweise andere Hospizdienste handhaben würden.
Konkrete Erfahrungen mit Todeswünschen
Hinter dieser Entscheidung stehen konkrete Erfahrungen: „Die meisten Todeswünsche sind keine konkreten Todeswünsche, sondern Klagen über die jetzige Situation“, sagt Sabine Budde, eine der vier Koordinatorinnen des Hospizdienstes Hochrhein.
Koordinatorin Dorothea Flaig drückt es so aus: „Hinter Suizidwünschen steht meistens ein ‚so möchte ich nicht mehr weiterleben‘, es gibt vor dem assistierten Suizid noch Möglichkeiten, die Situation zu verbessern.“
Möglichkeiten, die aktuelle Situation zu verbssern
Als Beispiel nennt der Hospizdienst eine bessere palliative Versorgung bei Schmerzen oder Maßnahmen gegen Einsamkeit. Sollte bei Schwerstkranken dennoch dauerhaft der Wunsch nach einem assistierten Suizid weiter bestehen, entscheiden die Ehrenamtlichen mit Einbindung der zuständigen Koordinatorin wie es weitergeht, ob sie die Begleitung fortführen oder abgeben möchten.
Die Anwesenheit von Mitarbeitern des Hospizdienstes während einer Beihilfe zum Suizid soll nach dem Leitbild die absolute Ausnahme bleiben.
Ehrenamtliche mit Thema nicht alleine lassen
Für Martin Riegraf, stellvertretender Vorsitzender des Hospizdienstes, ist das Leitbild ein Gebot der Stunde: „Wir wollen die Ehrenamtlichen mit dem Thema nicht allein lassen und ihnen die Möglichkeit geben, es zusammen mit den hauptamtlichen Koordinatorinnen kritisch zu reflektieren, assistierter Suizid ist ein gesellschaftliches Thema, das noch relevanter werden wird.“
Riegraf sieht gerade ambulante Hospizdienste gefordert, eine klare Position zu beziehen und entsprechende Kompetenzen zu entwickeln, weil die meisten Schwerkranken zu Hause gepflegt und sterben würden. Er geht davon aus, dass sich dies im Zuge fehlender Heimplätze weiter verstärken wird.
Maria Singh ist seit fünf Jahren Sterbegleiterin. Hier berichtet sie von ihren Erfahrungen.
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