David Rutschmann

Am 19. September findet der jährliche Tag des Friedhofs statt. Zu diesem Anlass wollte der SÜDKURIER der Frage nachgehen, wie viel Sterben am Hochrhein überhaupt kostet. Wir haben dazu mit dem Tiengener Bestatter Manfred Indlekofer gesprochen, der uns die einzelnen Kostenpunkte eines Todesfalls durchgerechnet hat.

Leistungen des Bestatters

Im Todesfall wird zunächst ein Bestatter beauftragt, der den Verstorbenen mit einer Trage in den Leichenwagen transportiert und sie in eine Kühlzelle bringt – Manfred Indlekofer hat in seinem Bestattungshaus eine eigene.

Die Räumlichkeiten sind alle mit bunten, paradiesischen Gemälden bemalt. Es soll eine angemessene, würdevolle Atmosphäre für das letzte Geleit sein, so Manfred Indlekofer: „Ich zeige den Hinterbliebenen alle Räume, in denen die Verstorbenen leben. Bei uns leben die Toten bis zur Bestattung werden“, sagt er und meint, dass die Würde des Menschen trotzdem erhalten bleibt.

Manfred Indlekofer in der Aufbahrungshalle seines Bestattungshauses in Tiengen. Während des Corona-Lockdowns ließ er die Wände im ...
Manfred Indlekofer in der Aufbahrungshalle seines Bestattungshauses in Tiengen. Während des Corona-Lockdowns ließ er die Wände im New-Age-Stil bemalen. | Bild: David Rutschmann

Als Bestatter kümmert er sich dann zunächst darum, dass eine Sterbeurkunde ausgestellt wird. Diese werden von den Gemeinden ausgestellt: Zwei sind kostenlos, wenn ein dritter Angehöriger eine erhalten will, kostet dies 12 Euro. Der Bestatter organisiert dann die Abmeldung der Rente für den Verstorbenen und beantragt die dreimonatige Witwenrente.

Nur Erbschaften können Bestatter nicht koordinieren – die Hinterbliebenen müssen beim Nachlassgericht einen Erbschein beantragen. Manfred Indlekofer verlangt für seine Leistungen 2000 Euro. Neben der Bürokratie und dem Organisieren des Begräbnis umfasst seine Leistung die hygienische Totenversorgung.

Darüber hinaus bietet er auch die Thanatopraxie an: die ästhetische Wiederherstellung der Toten, zum Beispiel nach einem Unfalltod, um Hinterbliebenen eine pietätvolle Abschiednahme am offenen Sarg zu ermöglichen. Die Thanatopraxie umfasst allerdings auch die Einbalsamierung von Toten, die ins Ausland überführt werden. Diese werden dann mit Passagierflugzeugen als Sarg im Frachtraum transportiert.

Särge und Urnen

Selbst bei Kremationen gilt in Deutschland eine Sargpflicht: Allerdings sind die Särge für Feuerbestattungen günstiger und schlichter als Särge für Erdbestattungen. Die billigste Variante bei Indlekofer ist ein Umweltsarg zur Feuerbestattung – der 200-Euro-Sarg ist aus Pappe und damit deutlich umweltfreundlicher als ein Sarg aus Vollholz; Indlekofer hat ihn zum Patent angemeldet.

Bei Feuerbestattungen wird die Asche in Urnen umgefüllt. Auch Urnen variieren in den Preisen zwischen sehr einfachen Modellen unter 100 Euro und schmuckvollen Varianten im mittleren dreistelligen Bereich. Särge für Erdbestattungen können preislich in den vierstelligen Bereich gehen.

Gräber in Waldshut-Tiengen haben eine Ruhezeit von 25 Jahren. Je nachdem, ob es sich um ein Reihengrab oder ein Familiengrab handelt, ...
Gräber in Waldshut-Tiengen haben eine Ruhezeit von 25 Jahren. Je nachdem, ob es sich um ein Reihengrab oder ein Familiengrab handelt, variieren die Kosten. | Bild: David Rutschmann

Erdbestattung

Meist innerhalb einer Woche nach dem Todesfall findet die Bestattung statt. Für die Bestattung erheben die Gemeinden Gebühren, schließlich muss erst einmal ein Loch ausgehoben und dann wieder zugeschüttet werden. Im Landkreis Waldshut rangiert die Preisspanne hierfür von 360 (Herrischried – jedoch soll die Gebühr auch hier steigen) bis 1110 Euro (Bad Säckingen).

Viele Gemeinden unterscheiden bei den Bestattungen zwischen Erwachsenen und Kindern – die Bestattungsgebühren bei Personen unter zehn Jahren liegen tiefer. Einige Gemeinden, zum Beispiel Albbruck und Murg, erheben für die Bestattung von Kindern keine Gebühren.

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Urnenbestattung

„Erdbestattungen sind heute eigentlich nicht mehr relevant“, sagt Manfred Indlekofer. Einäscherungen seien viel weiter verbreitet, denn sie sind billiger. Auch der Unterhalt von Urnengräber ist einfacher: Meist werden sie einfach mit Gesteinsplatten und nicht mit Bepflanzungen versehen. Einzelne Gemeinden haben auch Urnenwandnischen.

In der Regel sind die Urnenbestattungen in den Gemeinden zwischen 50 und 60 Prozent günstiger als Erdbestattungen. In St. Blasien ist der Unterschied gewaltig: Eine Erdbestattung für Menschen ab 1,20 Meter kostet 1024 Euro, eine Urnenbestattung 144 Euro. Mit nach Hause nehmen darf man Urnen in Deutschland übrigens nicht: Hierzulande herrscht eine Bestattungspflicht.

Nebenkosten für Bestattungen

Sowohl bei Erd- als auch bei Urnenbestattungen kommen weitere Kosten hinzu: Einzelne Gemeinden erheben Kosten für Sargträger, Nutzungen der Kühlzelle und der Einsegnungshalle – Gebührenerhebungen, die Manfred Indlekofer ärgern, da manche dieser Leistungen nicht vom Gesamtpreis abgezogen werden, selbst wenn sie nicht in Anspruch genommen werden. Hinzukommen Blumenschmuck für Aufbahrungen und andere Sargschmuck für die Trauerfeier.

Eine aufgebahrte Urne für eine Trauerfeier. Die Kerzen im Hintergrund brennen nicht herunter.
Eine aufgebahrte Urne für eine Trauerfeier. Die Kerzen im Hintergrund brennen nicht herunter. | Bild: David Rutschmann

Traueranzeigen

Oftmals wollen Familien den Trauergästen der Beerdigungen für ihr Erscheinen und ihre Anteilnahme danken. Traueranzeigen in Zeitungen kosten je nach Größe zwischen 240 und 600 Euro.

Grabnutzungs-Gebühren

Doch nicht nur die Bestattung selbst kostet Geld, sondern auch die Nutzung der Grabfläche. Die Ruhezeit von Gräbern beträgt meist 20 oder 25 Jahre, oft ist die Ruhezeit von Urnen mit 15 Jahren geringer. Für diesen Zeitraum werden die Kosten für die „Überlassung“ der Grabfläche berechnet.

Die Gebühren variieren von Fall zu Fall stark im dreistelligen Bereich, können aber auch die 3000 Euro überschreiten – je nachdem ob es sich um ein gewöhnliches Reihengrab oder ein Wahlgrab, ein Einzel- oder Mehrpersonen-Grab, eine Erdbestattung oder eine Urne handelt. Die meist günstigste Variante ist die Beigabe einer Urne in ein bestehendes Grab.

Grabpflege

Die Grabstätte soll in der Regel schön hergerichtet sein – Blumen und Bepflanzungen müssen regelmäßig gegossen und vielleicht saisonal ausgewechselt werden. Manfred Indlekofer schätzt die Kosten für die Grabpflege im gesamten Zeitraum einer 25-jährigen Ruhezeit auf 4000 bis 8000 Euro: „Grabpflege kostet Geld und Zeit – ein weiterer Grund, warum viele Leute sich heute lieber einäschern lassen.“

Grabsteine können individuell gestaltet werden und je nach Geschmack schlichte Grabplatten oder schicke Gedenkstätten sein.
Grabsteine können individuell gestaltet werden und je nach Geschmack schlichte Grabplatten oder schicke Gedenkstätten sein. | Bild: David Rutschmann

Verlängerung der Ruhezeit

Wer ein Grab länger als die ortsübliche Ruhezeit behalten möchten, kann eine jährliche Gebühr zahlen, die meist im zweistelligen Bereich liegt, damit das Grab weitergeführt wird. Das Grab kann quasi unendlich verlängert werden. Wenn die Ruhezeit vorbei ist und das Grab aufgelöst wird, müssen sich die Angehörigen um die Entsorgung des Grabsteins kümmern. Diese werden dann in der Regel geschreddert.

Grabstein

Bevor ein Grab einen Grabstein erhält, wird zur Erinnerung an den verstorbenen Menschen vom Bestatter ein Holzkreuz aufgestellt. Die Preise der Grabsteine variieren auch wieder nach Größe, Gesteinsart und Steinmetz. Manfred Indlekofer sagt, ein nackter Grabstein würde 1000, die Gravur nochmal 800 Euro kosten. Übrigens: Einzelne Steinmetze bieten bereits die Einarbeitung von QR-Codes in die Grabsteine an.

Der digitale Fußabdruck

QR-Codes auf Grabsteinen signalisieren: Nicht nur das Leben, sondern auch der Tod wird immer digitaler. Auf Facebook und weiteren sozialen Medien ist quasi ewiges Leben möglich, denn die Konten bleiben weiterhin bestehen. Aber auch die Anmeldungen bei digitalen Dienstleistern wie Google und Amazon.

Familienmitglieder können unter Vorweisen der Geburts- oder Sterbeurkunde der verstorbenen Personen bei den Seitenbetreiber die Löschung des Kontos beantragen. Facebook und Instagram bieten zusätzlich an, dass die Profile der Verstorbenen durch Familienmitglieder in einen „Gedenkzustand“ versetzt werden können. Dies verhindert, dass sich Fremde auf diesen Konten anmelden können. Auf der Seite des Profils wird vor dem Namen dann der Schriftzug „In Gedenken an“ angezeigt.

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