„Das Wetter am Siebenschläfertag sieben Wochen bleiben mag.“ Das besagt die so genannte Siebenschläfer-Regel. Träfe das auch in diesem Jahr zu, könnten wir uns am Hochrhein wohl auf einen extrem durchwachsenen Sommer gefasst machen – einerseits mit freundlich-milden Temperaturen, jedoch auch mit krassen Unwettereinbrüchen, wie sie auch während der Nacht des 27. Juni über die Region hinweggezogen sind.

Aber stimmt das wirklich? Lässt sich so einfach das Wetter für einen so langen Zeitraum prognostizieren? Und ist die Regel generell überhaupt so zutreffend? Wie Wetter-Experte Helmut Kohler darstellt, lässt sich das nicht so pauschal sagen.

Großwetterlage stabilisiert sich Ende Juni

Meteorologen sehen im Zeitraum Ende Juni/Anfang Juli tatsächlich eine Stabilisierung der Großwetterlage, die meist über eine längere Zeitspanne anhält. Der Grund dafür sei die Besonderheit der Erdatmosphäre. In etwa zehn Kilometern Höhe wehen sogenannte Jetstreams im Zickzack um die Erde. Sie beeinflussen die Zugbahnen der Hoch- und Tiefdruckgebiete und sind damit wesentlich für die Wetterentwicklung verantwortlich.

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In der Zeit von Ende Juni bis Anfang Juli bleibt der Verlauf des Jetstreams relativ konstant, entsprechend stabil verhält sich die Wetterlage. Ob es sonnig oder regnerisch wird, hängt letztlich davon ab, ob der Wind in einer Süd- oder Nordkurve über Europa hinweg zieht. Wenn der Jetstream südlich verläuft, herrscht eher Tiefdruckeinfluss und unbeständigeres Wetter, ein nördlicher Verlauf hingegen bedeutet Hochdruck und Sonnenschein.

Das vorherrschende Wetter zwischen dem 27. Juni und Anfang Juli begleitet uns deshalb häufig durch durch den Hochsommer bis Ende August – also knapp sieben Wochen.

Was erwartet uns in diesem Sommer nach der Siebenschläferregel?

Es dürfte wieder einmal warm werden. Experten erwarten einen heißen, gewitterträchtigen Sommer 2022.
Es dürfte wieder einmal warm werden. Experten erwarten einen heißen, gewitterträchtigen Sommer 2022. | Bild: Wolfgang Kumm

Die erste Hitzewelle ist bereits bewältigt, aber pünktlich zum Siebenschäferzeitraum gingen die Temperaturen mit Gewittern und Schauern in den leicht überdurchschnittlichen Bereich zurück. Auch bis zum Monatsende bleibe die südwestliche Grundströmung erhalten, so Kohler.

„Mit Südwestlagen fließen normalerweise überdurchschnittlich warme, aber teilweise angefeuchtete Luftmassen zu uns“, erklärt der Experte. Würde die Bauernregel für den Siebenschläfer-Zeitraum zutreffen, ist mit einem überdurchschnittlich warmen, aber immer wieder von Gewitter durchsetzten Sommer zu rechnen.

Für die Vegetation wäre es natürlich von großem Vorteil, wenn es zu einem zu warmen Sommer wenigstes genügend Regen würde, aber wie so oft gilt: Keine Regel ohne Ausnahme. Es bleibt also abzuwarten, ob uns die zu warme und gewitterträchtige Witterung auch wirklich sieben Wochen begleiten wird.

Wie zutreffend ist die Siebenschläferregel?

Laut Meteo Schweiz liegt die Trefferquote in unserer Region bei etwa 60 bis 70 Prozent. Das passt beim Hochrheinwetter seit 1997 auch so ungefähr.

Denn von 23 Mal traf die Regel 17 Mal ins Schwarze. Vier Mal – 1997, 2006, 2016 und 2020 – war das Sommerwetter sonniger, wärmer und trockener. Drei Mal herrschte Schmuddelwetter.

Rückblick: Siebenschläferregel und Sommer seit 200

2000: das Sommerwetter war schlechter als die Siebenschläferregel

2001: das Sommerwetter war schlechter als die Siebenschläferregel.

2002: die Siebenschläferregel passte – normaler Sommer.

2003: die Siebenschläferregel passte – Jahrhundertsommer.

2004: das Sommerwetter war schlechter als die Siebenschläferregel.

2005: die Siebenschläferregel passte – warmer Sommer.

2006: das Sommerwetter war besser als die Siebenschläferregel.

2007:die Siebenschläferregel passte – sehr nass.

2008: die Siebenschläferregel passte – warmer Sommer.

2009: die Siebenschläferregel passte – sehr warmer Sommer-häufige Gewitter.

2010: die Siebenschläferregel passte – durchschnittlicher Sommer.

2011: die Siebenschläferregel passte – der Sommer war zu warm und zu trocken.

2012:die Siebenschläferregel passte – ein zu warmer Sommer bedingt durch häufige Gewittern zu nass, sowie kühle und heiße Abschnitte.

2013: die Siebenschläferregel passte – leicht überdurchschnittliche Temperaturen mit häufigen Gewittern.

2014:die Siebenschläferregel passte nicht – der 0,7 Grad zu kalte Juli war mit einem Niederschlagsüberschuss von 94Litern pro Quadratmeter der zweit nasseste Juli seit Messbeginn und der 2 Grad zu kalte August war 36,6 Liter pro Quadratmeter zu nass, beide Monate waren auch zu Sonnenscheinarm.

2015: die Siebenschläferregel passte – ein viel zu trockener und heißer Sommer.

2016: die Siebenschläferregel passte nicht – aus Sicht der Badefreunde und Sonnenanbeter war das Sommerwetter besser als die Siebenschläferregel.

2017: die Siebenschläferregel passte – der drittwärmsten Sommer der letzten 150 Jahre war zu sonnig und zu trocken.

2018: die Siebenschläferregel passte – mit einem Temperaturüberschuss von 2,6°C war der Sommer der zweitwärmste, drittsonnigste, dritttrockenste Sommer der letzten 150 Jahre.

2019: die Siebenschläferregel passte – auch der Sommer 2019 war zu warm, zu sonnig und zu trocken, es war der drittwärmste Sommer seit Messbeginn 1864.

2020:die Siebenschläferregel passte bei der Temperatur, aber es fiel zu wenig Regen.

2021: die Siebenschläferregel passte, es war wieder einmal ein zu feuchter und leicht zu kühler Sommer.

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