Seit Beginn der Corona-Pandemie haben allein in Baden-Württemberg rund 100.000 Kinder das Schwimmen nicht gelernt. Im Schnitt können in Deutschland sechs von zehn Grundschulkinder nicht schwimmen. Das sagte der Geschäftsführer des Badischen Schwimmverbandes, Holger Voigt, bereits 2021. Doch wie ist die Situation heute und wie sieht es mit Schwimmkursen am Hochrhein aus? Wir haben bei einem lokalen Experten nachgefragt.

Warum gibt es zu wenig Schwimmkurse?

„Es gibt zu wenig Schwimmkurse für Kinder“, sagt Helmut Weber, Vorsitzender des DLRG-Bezirks Hochrhein. „Das liegt daran, dass es Schwimmbäder, am besten Hallenbäder, braucht, um Schwimmkurse zu geben. Die Schulen können ohne Schwimmbäder keinen Schwimmunterricht anbieten und wenn ein Bad vorhanden ist, fehlt es meist an ausreichend ausgebildeten Sportlehrern“, so Weber. Somit habe sich die Schwimmausbildung auf die ehrenamtliche Tätigkeit der DLRG und private Anbieter verlagert.

Helmut Weber, Vorsitzender des DLRG-Bezirks Hochrhein.
Helmut Weber, Vorsitzender des DLRG-Bezirks Hochrhein. | Bild: Eva Baumgartner

Aber auch da sei ein Schwimmbad – am besten ein Hallenbad – für eine wetterunabhängige Ausbildung Voraussetzung für eine Schwimmausbildung.

Wo werden überhaupt Schwimmkurse angeboten?

Eine Übersicht des Angebots 2022 haben wir hier für Sie zusammengestellt:

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Wie ist die Situation mit Schwimmbädern am Hochrhein?

Der DLRG-Bezirk, dem Helmut Weber vorsteht, umfasst das Gebiet des Landkreises Waldshut sowie Rheinfelden. „Uns stehen in diesem Bereich zwei öffentliche Hallenbäder zur Verfügung. In Waldshut bestehen optimale Bedingungen mit einem 25-Meter-Becken und einem Hubboden, mit dem man die Wassertiefe regulieren kann.

Das Waldshuter Hallenbad eignet sich laut DLRG gut für Schwimmkurse.
Das Waldshuter Hallenbad eignet sich laut DLRG gut für Schwimmkurse. | Bild: Schlichter, Juliane

Das Bad in Rheinfelden aus den 60-ziger Jahren hat nur drei Bahnen mit 20 Metern, davon liegt auf der Hälfte die Wassertiefe zwischen 90 Zentimetern und 1,20 Meter. In den meisten größeren Städten finden wir Freibäder vor.“

Wie groß ist die Nachfrage nach Kursen?

Die acht Ortsgruppen im Bezirk Hochrhein würden entsprechend ihrer Kapazitäten Schwimmkurse anbieten, sagt Weber. Aber: „Da wir ehrenamtlich tätig sind, sind die Angebote auf die Freizeitmöglichkeiten der Mitglieder beschränkt.“ Allein 2019 wurden im Bezirk Hochrhein mit 105 Mitgliedern eine Schwimmausbildung angeboten. Damit seien 728 Nichtschwimmer zu Schwimmern ausgebildet worden und 267 Personen nahmen an Kursen für Fortgeschrittene teil. Doch die Nachfrage ist enorm: „Schon vor der Pandemie waren die Schwimmkurse ausgebucht und es gab in einigen DLRG-Gruppen Wartelisten.“

Eine Gruppe des Schwimmkurses der DLRG OG Bonndorf im November 2021.
Eine Gruppe des Schwimmkurses der DLRG OG Bonndorf im November 2021. | Bild: Ralph Seifermann

Dann kam Corona. Die Pandemie habe vor allem im Jahr 2020 für einen großen Einbruch in der Schwimmausbildung gesorgt. Im Jahr 2021 sei es dann wieder möglich gewesen, in den geringen Öffnungszeiten der Bäder mit Hygieneeinschränkungen Schwimmkurse anzubieten. Es konnten 275 Nichtschwimmer zu Schwimmern ausgebildet werden.

Gibt es einen Abwärtstrend?

„Die Bäderschließung macht der Schwimmausbildung und der DLRG schwer zu schaffen“, sagt Helmut Weber. So wären die Ausbildungszahlen im Landesverband der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft von 2017 mit 4.500 Schwimmausbildungen bis 2019 auf 4.055 Ausbildungen gesunken. Nach dem Einbruch in der Pandemie 2020 mit 1.175 Ausbildungen waren es 2021 wieder 3.795 Ausbildungen.

Weber sagt: „Aber ein abnehmender Trend ist zu erkennen.“ Und begründet dies auch gleich: „Wir führen dies auf die abnehmende Zahl an Schwimmbädern zurück.“

Was soll dagegen helfen?

Das Kultusministerium legte 2021 ein Sofortprogramm zur Verbesserung der Schwimmfähigkeit auf. Dadurch seien laut Weber 2021 bis März 2022 landesweit von der DLRG 549 Kurse mit 4703 Kindern angeboten worden. Er betont aber: „Dies war nur dadurch möglich, dass die ehrenamtlichen Ausbilder zusätzliche Stunden ihrer Freizeit geopfert haben.“

Sicher sei so ein Programm förderlich, so Weber. Aber, so seine Forderung: „Aber das Land sollte den Bau und Unterhalt von Schwimmbädern besser fördern.“ Denn: „Jedes Kind sollte das Recht und die Möglichkeit haben schwimmen zu lernen.“

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