Die historische Stahlgitter-Eisenbahnbrücke in Oberlauchringen soll abgerissen und durch eine neue Stabbogenbrücke ersetzt werden. Dies hat jüngst die Deutsche Bahn bekanntgegeben. Der Beginn des Neubaus ist für das Jahr 2024 vorgesehen. Das Projekt soll der Öffentlichkeit bei einer Informationsveranstaltung am Mittwoch, 14. November, vorgestellt werden.
Der 1909 errichtete Stahlüberbau der Brücke könne nicht mehr saniert werden, erklärt Carla Duffner, Projektleiterin bei der Bahn. Dies habe eine eingehende Prüfung der Bausubstanz ergeben. Um welche Mängel es sich genau handelt, sagte sie allerdings nicht. Auf Fragen über die Kosten des Projekts beziehungsweise einer möglichen Förderung sowie über den Umgang mit dem bestehenden Denkmalschutz wollte die Bahn im Vorfeld der öffentlichen Informationsveranstaltung nicht antworten.

Laut Bürgermeister Thomas Schäuble sei die Gemeindeverwaltung bereits über die technische Notwendigkeit der Erneuerungsmaßnahme informiert worden. „Es ist sicherlich gut, dass die Pläne und Überlegungen der Öffentlichkeit im Rahmen einer Informationsveranstaltung bereits in einem sehr frühen Stadium vorgestellt werden können“, sagt Schäuble. Brücke und Grundstück befinden sich im Besitz der Bahn.
Die alte Stahlgitter-Brücke ist für Oberlauchringen ortsprägend – und das bereits seit mehr als 150 Jahren. Am 18. Dezember 1862 wurde sie offiziell eröffnet. Sie ist Teil der kurze Zeit später in Betrieb gegangenen Hochrheinbahn zwischen Basel und Konstanz, wie der Oberlauchringer Hochrheinbahn-Experte Dietmund Schwarz berichtet. „Das gewohnte Bild wird sich verändern“, so Schwarz.

Dennoch dürfte der eine oder andere Oberlauchringer ihre Erneuerung begrüßen. Denn bis ins 20. Jahrhundert befand sich das markante, aber für jene Epoche typische Bauwerk ein gutes Stück außerhalb der Ortschaft. Doch auch Oberlauchringen wächst. Mittlerweile reicht die Wohnbebauung an beiden Wutachufern direkt bis an Bahndamm und Brücke heran. Mit dem Neubau könnte es hier in Zukunft etwas ruhiger werden. Im Gegensatz zum bislang offenen Gleisbett soll das zukünftige Schotterbett weniger Schall abstrahlen, wenn ein Zug darüber fährt, so Bahn.

An derselben Stelle errichtet, soll auch die Neukonstruktion die Wutach sowie die Wutachstraße und den Mühleweg überspannen. Die bisherige Verkehrsführung soll hierdurch beibehalten werden. Die Pfeiler, welche die bisherige Brücke stützen, werden für ihre Nachfolgerin aber nicht mehr benötigt und deshalb entfernt. Die Informationsveranstaltung zu dem Projekt wird am Mittwoch, 14. November, um 19 Uhr in der Gemeindehalle Oberlauchringen stattfinden.
Die Brücke und ihr Erbauer
- Eisenbahnbrücke Oberlauchringen: Die Oberlauchringer Eisenbahnbrücke ist 71,6 Meter lang und besitzt ein fünf Meter breites genietetes Stahl-Fachwerk. Ihre Höhe über dem Flussbett der Wutach beträgt 11,2 Meter. Die Durchfahrtshöhe der Tonnengewölbe zu beiden Seiten beträgt 3,8 Meter. Die Widerlager wurden von Steinmetzen der Region aus verschiedenen Bundsandsteinen angefertigt. Die Brücke selbst besteht aus Schmiedeeisen und wurde in „parallelgurtiger Fachwerkträgerbausweise“ genietet zusammengefügt. Die Widerlager der Brückenkonstruktion sind deutlich breiter als die Brücke selbst. Sie waren ursprünglich für eine Doppelbrücke ausgelegt, da man damals von einem zweispurigen Ausbau der Hochrheinbahn ausgegangen war.
- Geschichte: Die Brücke wurde 1862 vom Karlsruher Bauingenieur Robert Gerwig (1820 bis 1885) gebaut. Sie war Teil der im Folgejahr eröffneten Hochrheinbahnstrecke zwischen Basel und Konstanz. Die Strecke wurde am 13. Juni 1863 feierlich eingeweiht. Der damalige Badische Großherzog, Friedrich von Baden, machte an diesem Tag in jedem der neuen Bahnhöfe und an jeder der neuen Brücken Station – so auch in Oberlauchringen. 1909 wurde die Stahlkonstruktion erneuert. Verschiedene Absplitterungen zeugen von nicht erfolgreichen Versuchen der Alliierten, die Brücke zum Ende des Zweiten Weltkriegs zu treffen. Markierungen an den Widerlagern zeugen von den Hochwassern von 1882 und 1990.
- Robert Gerwig: Der Karlsruher Bauingenieur Robert Gerwig war Bauleiter des Hochrheinbahn-Abschnitts Waldshut – Konstanz (1860 bis 1863). Zuvor hatte er die Rheinbrücke Waldshut-Koblenz (1858 bis 1859) gebaut. Sie war die erste Brücke, die unterhalb des Bodensees den Rhein überspannte und sie ist die letzte noch vollständig erhaltene Vorkriegsbrücke über das Gewässer. Darüber hinaus leitete Gerwig unter anderem den Bau der Schwarzwaldbahn (1863 bis 1873) und des Baden-Badener Friedrichsstollens (1868 bis 1871) und war ebenfalls an der Gotthardbahn und am Gotthardtunnel sowie an der Höllentalbahn mit Ravennabrücke beteiligt.