Was war für Sie bis jetzt der eindrucksvollste Ort auf Ihrer Reise?
Einen zu bestimmen ist schwierig. Aber zu den Favoriten zählen zweifelsfrei die historischen Zentren von Triest (IT), Split und Sibenik (HR), die Serpentinen der Dolomiten (IT) und dinarischen Gebirgszüge (HR) sowie die Fußballarena von Udine (IT) und die Zipline im Tara-Canyon (MNE). Doch die prägendsten Orte waren die, an denen ich ganz besondere Gastfreundschaft erfuhr. So zum Beispiel im beiderseitigen Tirol (AT/IT), im Appenzeller Land (CH) sowie in der Herzegowina (BiH).

An welche Begegnung Ihrer bisherigen Reise denken Sie gerne zurück?
Sagen wir Begegnungen. Am herzergreifendsten waren die Fürsorglichkeiten in Südbosnien, die aufgrund von Regenstürmen zustande kamen. Die Familien hatten jeweils nur einen Raum in einfachsten Häusern, der sowohl als Ess-, Schlaf und Wohnzimmer diente, und doch teilten sie ihn mit mir, als wäre ich ein Familienmitglied. Herzlich und aufopfernd. Doch auch die kulturpolitischen Empfänge von Triest und Rijeka sind besondere Momente gewesen.

Sie wollen ein 16 Kilometer langes Freundschaftsband knüpfen. Was hat es mit dieser Sache auf sich und wie funktioniert das genau?
Mit diesem symbolischen Teamwerk möchte ich ein völkerverständigendes Zeichen für mehr globalen Zusammenhalt in der Welt setzen – wie es beispielsweise in der aktuellen Klimaschutz- und Infrastrukturpolitik wichtig wäre. Die aus aller Welt herkommenden Einzelstücke werde ich aber erst in Japan zusammenknüpfen und es dann dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) als Geschenk überreichen. Das Wichtigste dabei, und das darf als Aufruf an alle Menschen in Deutschland und der Welt verstanden werden: Um damit auch einen Weltrekord zu erzielen, braucht es rund 100 000 Stück. Um den Reiz zum Mitmachen zu erhöhen, wird das außergewöhnlichste Einzelstück mit einer Reise nach Tokio prämiert. Als zentraler Sammelort für ganz Deutschland steht das Familienzentrum Lauchringen bereit.

Wo stießen Sie auf Ihrer bisherigen Reise auf Probleme?
Halbseitig sch(m)erzhaft: im Urwald auf dem Höhenweg Via Dinarica. Dort sorgte ein ‚Kungfu-Ast‘ bei mir für einen Nasenbeinbruch. Viel schlimmer waren aber manche Autofahrer in Italien und Kroatien, für die ein Sicherheitsabstand von zehn Zentimeter ausreichend erscheint. Die größte Herausforderung entstand jedoch mit Paypal, dessen Sicherheitssystem mir meine letzten Haare raubte.

Welche Fortbewegungsmittel nutzten Sie? Sie waren ja nicht nur zu Fuß unterwegs.
Bei bisher zurückgelegten 2200 Kilometern sind es rechnerisch rund 95 Prozent Fußmarsch. An meinen ‚freien Tagen‘ zur Erkundung von besonderen Gegenden habe ich dann auch getrampt oder bin mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder Mitbikes gefahren. Von daher weiß ich nicht, ob das für eine anerkennungswürdige Wanderreise genügt.
Sind Sie im Zeitplan, dass Sie pünktlich in Asien ankommen werden?
Es musste ja die Frage kommen. Nein. Ich bin rund zwölf Tage im Verzug. Aber andererseits auch wieder nicht. Ich bin zufrieden und habe viele erinnerungsschöne Ereignisse erlebt. Im Vergleich zu meinem letzten 2600-Kilometer-Trip (in 66 Tagen von Lauchringen nach Santiago de Compostela) habe ich neben de m Laufen aber auch noch etwas zu arbeiten. Ich richte auf diesem aus Seidenstraßen zusammengesetzten Wanderweg einen kontinentübergreifenden Weltweg namens ‚1. Worldtrail‘ ein, was einiges an Administration mit sich bringt. Wer das übrigens unterstützen möchte, findet auf meinen Homepages (www.1man1way.com/www.1mann1weg.de) entsprechende Spendemöglichkeiten.
Christian Adelers Reise
- Zur Person: Christian Adeler (36) aus Lauchringen ist Mitte März unter dem Motto „Ein Mann – ein Weg“ seinen 16-monatigen Fußmarsch von Lauchringen nach Tokio gestartet. Innerhalb von 16 Monaten möchte er zu Fuß 16 Länder durchqueren und dabei 16 000 Kilometer zurücklegen. Mit einem länderübergreifenden Freundschaftsband möchte er einen Weltrekord schaffen und außerdem will er den „1. Worldtrail“ einrichten. Als Ziel setzte er sich, am 14. Juni 2020 in Tokio einzutreffen, wo er die Olympischen Spiele besuchen will, die im Juli beginnen. Solch eine Tour geht er nicht das erstes Mal. Er hat schon Deutschland und die Benelux-Länder durchwandert und ist vor drei Jahren auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela gelaufen. Er arbeitet als Coach in der Schweiz.
- Wo Christian Adeler bereits war: Lauchringen, Winterthur (Schweiz), St. Gallen (Schweiz), Feldkirch (Österreich), Landeck (Österreich), Mals (Italien), Bozen (Itallien), Canazei (Italien), Longarone (Italien), San Daniele de Fruita (Italien), Udine (Italien), Triest (Italien), Rijeka (Kroatien), Zrce/Pag (Kroatien), Zadar (Kroatien), Sibenik (Kroatien), Split (Kroatien), Medjugorje (Bosnien/Herzegowina) Mostar (Bosnien/Herzegowina) Lukomir Bosnien/Herzegowina) Sarajevo Bosnien/Herzegowina), Palé (Bosnien/Herzegowina), Gorazde (Bosnien/Herzegowina), Pljevlja (Montenegro).
- Wo Christian Adeler auf seiner Reise noch hinwill: Nis (in Serbien), Sofia (Bulgarien), Istanbul (Türkei), Tiflis (Georgien), Jerewan (Armenien), Teheran (Iran), Asgabat (Turkmenistan), Taschkent (Usbekistan), Almaty (Kasachstan). Der ursprüngliche Plan war 30. Mai 2020 in Shanghai (China) einzutreffen, wo er sechs Monate bleiben will. Am 14. Juni möchte er in Tokio eintreffen, wo er die Olympischen Spiele besuchen will, die im Juli beginnen.