Lauchringen – Herr Büslimann steht sogar an Silvester auf der Bühne. Es ist eine der vielen tollen Rollen, in die Johannes Hog schlüpft. Der Sänger und Musicaldarsteller ist ein echter Publikumsliebling im Bad Säckinger Gloria-Theater. In der neuen Produktion „Musical Karussell“ ist er nicht nur der Herr Büslimann, sondern auch die Omi Fichtelhuber. „Wenn jemand Publikumsliebling ist, dann diese Omi“, sagt Hog in aller Bescheidenheit. „Die hat nämlich Haare auf den Zähnen.“ Den Miss Marple-Verschnitt hat der Lauchringer in der ersten Inszenierung des Musicals „Bikini Skandal“ verkörpert.
Der 44-jährige gebürtige Waldshuter ist als diplomierter Betriebsökonom ein Seiteneinsteiger im Musicalbetrieb. Mit dem Gloria-Theater ist er seit der ersten Stunde eng verbunden. Und mit dem aus Horheim stammenden Intendanten Jochen Frank Schmidt noch länger. Seit Schulzeiten, seit der siebten Klasse im Klettgau-Gymnasium Tiengen, kennen sie sich. Hog stand in Schmidts erster Band „Omikron“ als Frontmann und Sänger auf der Bühne, Schmidts Kompagnon Alexander Dieterle saß am Schlagzeug und Schmidt selber war Keyboarder, Sänger und Komponist der Band. 1989 haben sie den Bundespreis „Jugend rockt“ geholt.
Bereits seit Stunde eins dabei
Johannes Hog gehört schon lange zur „Gloria-Familie“. Aber er hat schon vor der Gloria-Zeit in den ersten Musicals seines Schulfreundes mitgewirkt, damals noch in der Martin Stoll-Halle in Tiengen, einer zum Musicaltempel umfunktionierten alten Fabrikhalle. Und als Schmidt und Dieterle das ehemalige Kino in Bad Säckingen übernahmen, half Hog tatkräftig bei der Renovation und beim Umbau mit. Zum allerersten Mal habe er „geplättelt“, die Fliesen im Herren-WC unter Anleitung von Handwerkern angebracht, schmunzelt der Sänger. Sein bester Freund war auch Hogs erster Gesangslehrer. Im Gespräch erzählt er die nette Geschichte, wie sie beide in der Mittagspause in den Bürgerwald gegangen sind und Schmidt ihm das Singen beigebracht hat: „Er weiß so viel über Musik“, schwärmt Hog, „ich habe viel von ihm gelernt.“ Hog erinnert sich, wie Schmidt Ende der 1990er Jahre kam und zu seinen Bandkollegen sagte: „Hey Jungs, ich schreibe ein Musical.“ „Wir machen mit“, antworteten alle, und Hog übernahm in Jochen Frank Schmidts Bühnenerstling „Lust am Leben“ seine allererste Rolle. Im zweiten Schmidt-Musical „Herzklopfen“ war er wieder dabei, dieses Mal als verrückter Erfinder Professor Durakov. In „Lichterloh“ sang er als Leierkastenmann den Titelsong. Dann kam der „Bikini Skandal“, wo er die Erstbesetzung der Omi Fichtelhuber war und in der tollen Nummer mit der Rock-Gitarre das Publikum regelmäßig zum Toben und Ausflippen brachte. „Ich habe Glück“, sagt Hog, „dass Jochen Frank Schmidt für mich so schöne Rollen schreibt, die sehr gut ankommen wie die Omi Fichtelhuber, die eine sympathische Figur ist, dass man sie einfach gern haben muss.“ Ehrensache, dass Johannes Hog auch bei einer großen Musicalgala mit von der Partie war.
Nachdem er zwölf Jahre im schweizerischen Laufenburg gelebt hat, wohnt Hog seit 2017 wieder in Oberlauchringen. Das sei immer seine Heimat gewesen, da fühle er sich wohl, bekennt der leidenschaftliche Musiker, der im Brotberuf seit 20 Jahren als Controller in einem Schweizer Industriebetrieb arbeitet. Einige Jahre pausierte er familienbedingt als Musicaldarsteller, sodass er jetzt im „Karussell“ ein fulminantes Comeback feiern kann. Er habe einfach wieder Lust gehabt, sagt Hog: „Am liebsten würde ich jeden Tag auf der Bühne stehen.“
Mehrere Rollen auf einmal
In der neuen Großproduktion spielt er so viele Rollen wie kein anderer. Er tritt als Erzähler Otto auf, Chef des Karussells, der den Laden am Laufen hält. Und natürlich amüsiert er die Zuschauer in seiner Parade- und erklärten Lieblingsrolle als Omi Fichtelhuber, wobei er noch dieselben Schuhe trägt wie bei der Premiere 2014. Wahnsinnig gut ist Hog laut Schmidt als Herr Büslimann, den er extra für die Karussell-Vorstellungen einstudiert und sich dafür den Dialekt angeeignet hat. „Das macht mir so viel Spaß, ich spiele zum ersten Mal einen Schweizer“, sagt Hog über diese Figur, über die sich die Leute vor Lachen schier nicht mehr einkriegen. Als Büslimann kann er in zwei Szenen Schauspiel und Gesang wunderbar kombinieren. Hog gibt auch eine kurze witzige Einlage als Schweinhorn aus „Tommy Tailors Traumfabrik“. Und er hat ein großes Solo als Graf Krolock aus dem Musical „Tanz der Vampire“ nach dem gleichnamigen Film von Roman Polanski. In den Vampir-Song „Die unstillbare Gier“, sein Lieblingslied im ganzen „Karussell“, kann er viel Emotion reinlegen. Das Publikum hält die Luft an, es entsteht eine Atmosphäre, die ihn jedes Mal packt: „Gänsehaut pur!“ Johannes Hog „hechtet von einem Kostüm ins andere“, wie Gloria-Chef Schmidt über diese Wandlungsfähigkeit staunt. Gefühlt sei er permanent auf der Bühne, meint Hog über die ständigen Rollenwechsel. Zwei Tage bei den Proben übte er nur das Umziehen. Mit der Stoppuhr. Bühne runterrennen, Perücke abgeben, in die Garderobe, Kostüm wechseln, in die Maske laufen, sich schminken lassen. Sechs Hände im Gesicht, zwei Maskenbildnerinnen verwandeln ihn in die nächste Figur. Gern spielt Hog lustige Rollen, denn er mag es, wenn im Theater gelacht wird. Seine Traumrolle wäre allerdings dramatischer Natur: „Jekyll & Hyde“. Was ihm immer wieder bestätigt wird: Er hat eine starke Bühnenausstrahlung, kann den Bogen von der Bühne zum Publikum spannen, die Zuschauer berühren. Die prägnante, schöne Stimme des Baritons hört man heraus. Die Zuschauer hängen förmlich an seinen Lippen. Viele Lauchringer Fans, Nachbarn, Freunde, Bekannte, sogar Arbeitskollegen, kommen extra wegen Johannes Hog ins „Musical Karussell“. Intendant Schmidt weiß seinen „Star“ denn auch sehr zu schätzen: „Wo Hog ist, ist immer gute Stimmung.“