Die Schulgeschichte im badischen Laufenburg hatte nach der Trennung der Schwesterstädte 1802 mehr als bescheiden begonnen. Noch bis 1805 gingen die Kinder aus Kleinlaufenburg im schweizerischen Großlaufenburg in die Schule. Erste Schulräume richtete die Stadt erst 1818 im überbauten Waldtor/Rathaus ein. 1932 zog der Schulbetrieb in das jetzige alte Gebäude der Hans-Thoma-Schule um. Aufgrund knappen Schulraums entstand Im Jahr 1962 in Rhina dann die Hebelschule. Die Kapazitäten konnten mit der damaligen Entwicklung auf dem Bildungssektor aber nicht mithalten. 1973 leitete das Bildungszentrum auf dem Rappenstein schließlich eine neue Ära in der Laufenburger Schulgeschichte ein.

Dass die schulischen Kapazitäten trotz des Neubaus der Hebelschule in Rhina schnell wieder erschöpft waren, hatte damit zu tun, dass Laufenburg 1966 Nachbarschaftszentralort für die Gemeinden Binzgen, Grunholz, Hauenstein, Luttingen und Rotzel wurde und die Errichtung einer Nachbarschaftsschule für den Hauptschulbereich damit zwingend erforderlich wurde.

Zudem sah der Schulentwicklungsplan 1967 in Laufenburg auch eine Realschule vor. Festgelegt war auch schon, dass die Schüler aus Luttingen nach Laufenburg sollten. Binzgen und Rotzel sollten ihre Grundschule aufgeben.

Dieter Schwandt, viele Jahre SPD-Stadtrat und von 1986 bis 2004 Rektor der Hans-Thoma-Schule, erlebte die Entstehungsgeschichte des Bildungszentrums Rappenstein fast von Anfang an mit. Der 79-Jährige war ab 1968 im Stadtrat und erinnert sich, dass der Gemeinderat damals voll hinter dem Projekt stand: „Wir wollten die Entwicklung.“ Da der Rappenstein damals zur Bebauung anstand, planten die Verantwortlichen für das Bildungszentrum auch einen Kindergarten mit ein.
Das Bildungszentrum Rappenstein war die bis zu diesem Zeitpunkt bedeutendste Baumaßnahme der Stadt und von Anfang an eine Erfolgsgeschichte. „Die Realschule hatte von Anfang an eine große Anziehungskraft. Sie war einzügig geplant und konnte sofort zweizügig starten“, weiß Schwandt, auch dass sich die Schülerzahlen in den Folgejahren laufend erhöhten. Als Rektor kämpfte er später einige Jahre für einen Anbau, der in den Jahren 1996/97 dann auch realisiert wurde.

Mit dem neuen Bildungszentrum konnte auch Unterricht ganz anders gestaltet werden. „Für Lehrer wie auch Schüler war ein viel differenzierteres und flexibleres Arbeiten möglich“, so Schwandt, der ab 1974 Rektor an der Hebelschule war, bevor er 1986 die Schulleitung auf dem Rappenstein übernahm. Viele neue Impulse wurden in jenen Jahren gesetzt.
Zum Beispiel die Kooperation Kindergarten-Grundschule, Schülerbetriebspraktika, SMV-Tag, Wintersporttage und Jugendschutzaktionen, um nur einige wenige zu nennen. „Die Schulentwicklung hat in Laufenburg wirklich einen überzeugenden Weg genommen“, sagt Schwandt, der Laufenburg eine Schulfreundlichkeit bescheinigt, „die ihresgleichen in der Region sucht“.

Die 70er, das ist inzwischen knapp 50 Jahre her. Der Kindergarten von 1973 ist inzwischen durch einen Neubau ersetzt, auch eine Kinderkrippe ergänzt das Angebot auf dem Rappenstein. Und weil der Zahn der Zeit nagt, steht für die kommenden Jahre eine Innensanierung der Hans-Thoma-Schule an.
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In der großen SÜDKURIER-Sommerserie „Gedächtnis der Region“ blicken wir in unseren Lokalteilen zurück in die 70er Jahre und zeigen Ihnen anhand von Bildern und Geschichten, wie sich das Leben in unserer Region verändert hat. Alle Folgen der Serie finden Sie hier.
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Chronologie des Bildungszentrums Laufenburg
- 1967: Der Rappenstein wird als Standort für ein neues Bildungszentrum mit Schule, Mehrzweckhalle und Kindergarten bestimmt. Das in unmittelbarer Nachbarschaft befindliche Schulgebäude aus dem Jahr 1932 soll weitergenutzt werden.
- 1969: Aus einem Architekturwettbewerb mit über 30 Teilnehmern geht das Architekturbüro Wilhelm + Partner aus Lörrach als Sieger hervor.
- 1971: Im Oktober beginnt der Bau des Bildungszentrums.
- 1973: Im September startet der Unterricht für 519 Grund-, Haupt- und Realschüler. Die Kosten für das Bildungszentrum beliefen sich auf 7,5 Millionen Mark (Schule 2,59 Millionen Mark, Mehrzweckhalle 3,52 Millionen Mark, Kindergarten 490 000 Mark, Außenanlagen und Sportstätten 890 000 Mark). In der Schule stehen zur Verfügung ein Auswärtigen-Schülerraum, Musikraum, Handarbeitszimmer, Mehrzweckraum, Werkraumbereich, Physik- und Chemieraum, Lehrküche, Lehrer- und Verwaltungsbereich, Schülerbücherei, zehn Klassen- und zwei Kursräume. Rektor ist Franz Schweizer.
- 1997: Der Anbau mit Klassen- und Fachräumen wird in Betrieb genommen (Kosten: 7,4 Millionen Mark). Die Hans-Thoma-Schule hat 705 Schüler.
- 2014: Eröffnung der Kinderkrippe Löwenburg (Kosten: 2,6 Millionen Euro).
- 2017: Abriss des Kindergartens Rappenstein und Beginn des Neubaus.
- 2019: Einweihung des fünfgruppigen Kindergartens Rappenstein (Kosten: 4,2 Millionen Euro).
- 2019: Derzeit wird im Bildungszentrum die Heiztechnik für 700 000 Euro auf Nahwärmeversorgung umgestellt. Bis 2022 sind weitere Sanierungen geplant. So auch die Innensanierung der Hans-Thoma-Schule. Die Kostenschätzungen liegen bei 4,3 Millionen Euro.
- 2023: Jubiläum 50 Jahre Hans-Thoma-Schule.