In den 70er Jahren hat sich die Schullandschaft in Todtmoos grundlegend verändert. Dieses denkwürdige Jahrzehnt der Schulgeschichte bedeutete den Wegfall der sogenannten Zwergschulen in den weit verzweigten Ortsteilen aufgrund der vom Staat eingeleiteten Schulreform.
Durch vorausschauendes, wohl überlegtes Handeln des damaligen Rektors Hermann Oehler sowie von Bürgermeister Hermann Josef Dewald und seinem Nachfolger im Amt Wolfgang Heuschmid gelang es, den wichtigen Grundstein für den Erhalt der Todtmooser Grund- und Hauptschule zu legen. Heute ist in Todtmoos nur noch die Grundschule übrig geblieben, die von Jörg Oehler, dem Sohn des damaligen Rektors, geleitet wird. Diese Entwicklung war nicht zuletzt eine Folge des demografischen Wandels mit immer weniger schulpflichtigen Kindern.

Der große Umbruch
Ein Satz aus der Bauchronik der Todtmooser Schule aus dem Jahr 1970 spricht Bände: „Die Nachbarschule ist wegen Raummangel und zu geringer Schülerzahl in Gefahr – die Auflösung der Hauptschule droht.“ Zunächst wurde daran gedacht, die Kinder aus Herrenschwand in Todtmoos einzuschulen, um mehr Schüler zu bekommen. Diese entschieden sich jedoch für den Schulbesuch in Todtnau.
In Todtmoos ging die Angst um vor langen Anfahrtswegen in die Hauptschulen etwa nach Wehr oder St. Blasien. Es wurde gleichzeitig versucht, die Einwohner von Todtmoos davon zu überzeugen, dass die Zwergschulen nicht mehr zu halten sind und eine neue Struktur nötig sei.
Es gab sogar Vorschläge, die Schulen in Hintertodtmoos und im heutigen Ortsteil Weg zusammenzulegen mit einem Neubau in Strick. Auch das Köpfle kam als möglicher Standort für eine neue Schule in Betracht. Schnell wurde jedoch klar, dass nur eine einzige zentrale Schule in Todtmoos die Chance bot, den Standort zu erhalten.
Der neue Schulpavillon
Der damalige Gemeinderat und Chefarzt der Klinik Wehrawald, Wolfgang Koye, entschloss sich, nach Stuttgart zu fahren, um mit dem einstigen Ministerpräsidenten Kurt Georg Kiesinger persönlich zu sprechen. Er kam mit der positiven Nachricht zurück, dass ein Holzbau mit zwei Klassenzimmern Genehmigung finden würde. Bis zur Umsetzung wurden die Schüler als Notlösung in verschiedenen Klassenzimmern, unter anderem im Haus Bethanien, unterrichtet.
Nach intensiver Suche nach einem geeigneten Standort für den neuen Schulpavillon wurde beschlossen, diesen neben dem bereits bestehenden Schulgebäude, das 1960 eingeweiht wurde, zu errichten. Am 7. Juli 1973 konnte das Gebäude, der sogenannte „Pfahlbau“ im Beisein des Ministerpräsidenten eingeweiht werden.
Der Neubeginn
Nach der Einweihung des Schulpavillons auf der Jägermatt wurden alle Grund- und Hauptschüler der 13 Ortsteile in Vordertodtmoos eingeschult. Die Ära der Zwergschulen war endgültig vorbei und ein neues Zeitalter der Todtmooser Schulgeschichte begann. Doch das Zittern um den Erhalt der Schule in Todtmoos ging zunächst weiter.
Erst 1975 kam aus Stuttgart die Nachricht: „Todtmoos ist wegen seiner besonderen topographischen Lage als Sonderfall zu behandeln; die erweiterte Grund- und Hauptschule bleibt erhalten“. In der Folge wurden weitere Klassenzimmer und Fachräume benötigt. Auch ein weiterer Anbau wurde nötig, der 1984 fertig gestellt wurde und im Wesentlichen dem heutigen Gebäude entspricht. Am 13. Februar 1986 erfolgte die Namensgebung der Grund- und Hauptschule Todtmoos in Dr.-Rudolf-Eberle-Schule. Diesen Namen trägt die Grundschule Todtmoos bis heute.
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„Herr Kessler teilte des Öfteren mit seinem Stock ‚Tatzen‘ aus“
Jörg Oehler (58) leitet seit 2001 die Dr.-Rudolf-Eberle-Schule in Todtmoos. Er löste damals Rektor Herbert Kreuzwieser ab.

Herr Oehler, sind Sie Anfang der 70er Jahre noch auf eine der Zwergschulen gegangen, bevor diese aufgelöst wurden?
Ja, ich war noch ein Jahr beim damaligen Lehrer Kessler in der Zwergschule in Hintertodtmoos. Damals waren die Klassen eins bis acht in einem einzigen Klassenzimmer vereint.
Habe sie an diese Zeit noch besondere Erinnerungen?
Ja natürlich. Herr Kessler teilte des Öfteren mit seinem Stock so genannte „Tatzen“ aus. Besonders oft traf es meinen damaligen Schulkameraden Rainer.
Wie haben Sie in der Zeit des Umbruchs Ihren Vater Hermann erlebt, der damals Rektor in der Grund- und Hauptschule war?
Mein Vater war sehr mit dem Umbruch beschäftigt. Es stand ja damals zur Debatte, dass die Hauptschüler nach Görwihl verlegt werden sollten. Mit dem erreichten Bau des Stelzenhauses war dann der Erhalt der Hauptschule gewährleistet. Bürgermeister Hermann Josef Dewald und sein Nachfolger im Amt, Wolfgang Heuschmid (ab 1974) sowie mein Vater setzten sich stets für den Erhalt der Hauptschule ein.
Wie beurteilen Sie die Entwicklung der Schullandschaft im hiesigen ländlichen Raum von den 70er Jahren bis in die heutige Zeit?
Natürlich haben wir einen Rückgang der Schülerzahlen zu verzeichnen, aber leider ist unsere Werkrealschule nun nicht mehr vor Ort. Wir hatten zwar immer recht kleine Hauptschulklassen, jedoch wurden die Schüler dadurch optimal gefördert. Die beruflichen Schulen bestätigten uns immer wieder, dass unsere Schulabgänger sehr gut für die weiterführenden Schulen vorbereitet waren.
Sehnen Sie sich manchmal an die gute alte Schulzeit zurück?
Ich kann mich noch gut an das schöne alte Klassenzimmer in der Zwergschule in Hintertodtmoos erinnern. Es war sehr gemütlich. Ich gehe heute zwar auch mit dem digitalen Zeitalter mit, jedoch war es auch schön, mit den alten Landkarten die Welt im Erdkundeunterricht zu erkunden. Auch das Erlernen des Schreibens auf der Kreidetafel ist mir noch in guter Erinnerung.