Thomas Wehrli

Er traut sich. Hannes Burger, langjähriger Stadtrat, seit zehn Jahren Präsident des Museumsvereins Laufenburg, nimmt auf einem der altehrwürdigen Stühle am kleinen, ovalen Tisch in der Sophie-Rüscher-Stube im Museum Schiff Platz, nimmt also genau dort Platz, wo sonst der Zivilstandsbeamte sitzt und heiratswillige Paare traut. "Die Vereinbarung mit dem Zivilstandsamt, dass wir dieses Zimmer für Trauungen zur Verfügung stellen, ist ein Renner", sagt er dann. "Für dieses Jahr sind bereits zehn Trauungen reserviert."

Grundlegende Gebäudeerneuerung

Burger steht auf, geht in den nächsten Raum. Er erzählt, leidenschaftlich, berichtet von dem, was war, von dem, was ist – und vor allem von dem, was sein soll. Nämlich von einem Museum, das wie heute eine regionale Ausstrahlung hat, seine Schätze aber auf deutlich mehr Fläche präsentieren kann.

Das Dachgeschoss soll als Ausstellungsfläche ausgebaut, der Anbau im Erdgeschoss abgebrochen und durch einen Neubau ersetzt werden. Ein Lift soll dafür sorgen, dass auch Menschen mit einer Gehbehinderung in alle Stockwerke gelangen können. Die Gebäudetechnik muss erneuert werden, das Dach ebenso – die Dachhaut hat bereits undichte Stellen. "Nach bald 40 Jahren ist es Zeit, das Museum zu sanieren", sagt Burger.

Unterricht direkt am Objekt

Es ist Zeit für eine neue Museumszeit. Dass dies – gerade in einem denkmalgeschützten Gebäude – nicht ganz billig ist, versteht sich fast von selbst. Auf 3,2 Millionen Franken ist der Um- und Ausbau veranschlagt. Das Erweiterungsprojekt soll an der nächsten Gemeindeversammlung zur Sprache kommen, ein Beitrag aus dem Swisslos-Fonds ist ebenfalls zu erwarten.

Die Investitionen lohnen sich, ist Burger überzeugt. Denn es sind Investitionen in das Gestern, in die eigene Geschichte, in das Wissen, was in nächster Umgebung geschah. Der große Wunsch von Burger ist es denn auch, dass das Museum noch vermehrt von Schulen besucht wird. "Es ist Unterricht direkt am Objekt", wirbt Burger. Und es ist das Lebendighalten von Erinnerungen, das Wachhalten der eigenen Vergangenheit.

Dieses Wissen will das Museum künftig noch zeitgerechter präsentieren. Einige Bildschirme hat es heute bereits – weitere sollen dazukommen. "Uns schwebt ein Medienraum vor, in dem die Besucher alle Infos abrufen können", sagt Burger. Beispielsweise die mehreren tausend Fotos, die das Museum aus den Archiven des Kraftwerks sowie der Fotografen Alfred Leoni und Hansjörg Brugger, besitzt. Schulklassen soll die Möglichkeit geboten werden, die Museumsräume für den Unterricht zu nutzen.

Geschichte adäquat präsentieren

Der Schritt in die mediale Gegenwart sei für das Museum wichtig, ist Burger überzeugt. Ein Museum müsse mit der Zeit gehen, sonst drohe es zur Brockenstube zu verkommen. "Wir haben eine bedeutende historische Sammlung und diese muss adäquat präsentiert werden." Burger selber bedeutet die Historie viel. Sein Ding, wie er sagt, seien besonders die Römer: "Eine absolut faszinierende Zeit." Diese Faszination weiterzugeben, ist das primäre Ziel von Burger und dem Museumsverein. 40 Jahre seien auch eine Verpflichtung für die Zukunft, ist der Vereinspräsident überzeugt.

40 Jahre mit vielen Höhepunkten

Höhepunkte gab es in dieser Zeit viele. Jede neue Jahresausstellung sei ein Höhepunkt. Eine ist Burger besonders gut in Erinnerung geblieben: Jene über Maria Theresia und Joseph II. 1984 wars und die kaiserliche Hoheit zog so viele Besucher an wie keine andere Ausstellung davor und danach. 7000 vertieften sich in die Geschichte der Habsburgdynastie; normalerweise kommen zwischen 2500 und 3000 Besucher.

Auch die aktuelle Ausstellung – der Hochrhein in historischen Landkarten – zeigt den Bedarf eines musealen Zeitzeugen. Die Ausstellung war ursprünglich als Zwischenausstellung geplant. Sie läuft aber derart erfolgreich, dass sie bis Ende Jahr verlängert wurde.

Für Laufenburg sei das Museum wichtig, ist Burger überzeugt. Es sei auch auch die ideale Ergänzung zum Fricktaler Museum in Rheinfelden. "Das Museum in Rheinfelden hat eine starke prähistorische Sammlung, wir sind bei den Römern stark."

Freiwillige Spende am Eingang

Beibehalten will das Museum die Tradition, dass kein Eintritt erhoben wird und stattdessen ein Spendentopf beim Eingang nach einem Obolus lechzt. "So kommt manchmal fast mehr zusammen, als wenn wir Eintritt verlangen würden", sagt Burger. Finanziell unterstützt wird das Museum zudem vom Kanton, den beiden Laufenburg und aktuell von rund 320 Mitgliedern.

Noch mehr dürften es sein, wünscht sich Burger, und nennt als Zielgrösse 400. Ganz am Anfang, als das Museum von Alfred Kuratle, Erwin Rehmann und Sophie Rüscher initiiert wurde, zählte der Verein sogar einmal um die 500 Mitglieder. "Ich hätte nichts dagegen, wenn wir diese Zahl wieder erreichen würden", sagt Burger. Denn, und das ist gleichzeitig sein zweiter Wunsch, "ich möchte ein lebendiges Museum. Und dazu braucht es Leute, die das Historische sehen, schätzen und bewahren helfen".