Erst kam Corona, dann die Baustelle: Von der Sperrung der Murger Ortsdurchfahrt ist neben den Anwohnern der Umleitungskstrecken vor allem auch die Geschäftswelt betroffen. Inzwischen zeigen Plakate und Wegweiser den Kunden auf, wo es langgeht. Die Geschäftswelt sieht vor allem die Sperrbarken Richtung Murg in Laufenburg kritisch, die Anwohner fordern Geschwindigkeitskontrollen durch die Polizei auf den Umleitungsstrecken und sammelten inzwischen Unterschriften.
Vor Vollsperrung der A 98 zwecks Wartungs- und Mäharbeiten Anfang Juni waren zwar auch schon kritische Stimmen zu hören, so richtig kochte das Thema Sperrung Murger Ortsdurchfahrt aber erst hoch, als sich an zwei Tagen der gesamte Personen- und Schwerverkehr und dazu noch die Busse des öffentlichen Nahverkehrs durch die schmalen Straßen in Murg quälten.
Die Untere Straßenverkehrsbehörde in Bad Säckingen besserte daraufhin bei der Ausschilderung nach, und dank zweier Barken in Laufenburg und Rhina mit Hinweis auf die gesperrte Ortsdurchfahrt Murg, sowie weiteren Hinweisen von Bad Säckingen her entspannte sich die Situation auch. Allerdings nicht zur Freude aller.

„Der Handel muss fließenden Verkehr haben“, erklärt Jürgen Sulger vom Edeka Sulger Markt. Bevor die Baken gesetzt worden seien, wären zwar auch weniger Kunden gekommen, aber es sei so einigermaßen gegangen. „Jetzt merken wir es stark“, so Sulger zur aktuellen Situation. Auch Thorsten Brotz vom Möbelhaus Brotz bestätigt: „Das größte Problem sind die Sperrbaken.
Das verwirrt die Kunden total.“ Er bezeichnet die Barken als geschäftsschädigend: „Wir wollen die weghaben.“ Trotz Gesprächen mit der Gemeinde stehen die Sperrbarken noch immer: „Der Bürgermeister will nicht, dass sie wegkommen“, sagt Brotz. Dem Wunsch der Betriebe, mit Plakaten auf die Murger Geschäfte sowie Zufahrts- und Parkmöglichkeiten hinzuweisen, kam die Gemeinde jedoch nach und ließ Schilder und Plakate drucken. Das Möbelhaus Brotz schilderte zusätzlich auf Privatgelände aus.

Aber auch für die Geschäfte im Bereich Hirschenbrunnen macht sich die Sperrung der Ortsdurchfahrt bemerkbar. „Es fehlen die Kunden von Laufenburg her“, weiß Angelika Klomki von Foto Schmid. Astrid Leber vom Blumenfachgeschäft Immergrün bestätigt: „Das ist für die Murger Geschäftwelt nicht gut.“ Da in der Summe weniger Durchgangsverkehr stattfindet, fehlen auch Kunden : „Bei uns hat das Geschäft viel mit gesehen werden zu tun.“
Und jene Kunden, die trotzdem vorbeischauen, ärgern sich über die erschwerte Zufahrt. Die Anwohner der Umleitungsstrecken bestätigen indes, dass sich die Verkehrssituation, insbesondere in der Eglerstraße, aufgrund der Nachbesserungen in der Ausschilderung zunächst verbessert habe. Allerdings ziehe der Verkehr mittlerweile wieder an.
Kritik am Tempo der Autofahrer
Hauptkritikpunkt in der Eglerstraße ist die Geschwindigkeit. Nicht alle halten sich an die 30er Beschränkung: „Die Hälfte der Autofahrer ist zu schnell unterwegs. Besonders nach der Ecke Totenbühlstraße/Eglerstraße geben sie Richtung Hüssystraße wieder Gas“, so Anwohner Manfred Zeller und versteht nicht, dass nur im hinteren Bereich der Eglerstraße gemessen werde, wo die Autofahrer langsamer unterwegs seien.
Ein anderer Anwohner der Eglerstraße fragt sich: „Wo ist die Polizei?“ Er sieht das Problem darin, dass nicht geblitzt und geahndet wird. Eine Möglichkeit zur Verkehrsberuhigung sähen die Anwohner zum Beispiel darin, Berliner Schwellen wie in Bad Säckingen vor dem Möbelhaus Beck einzurichten. Dies zwänge die Autofahrer zum Abbremsen. Anwohner in der Eglerstraße sammelten inzwischen 120 Unterschriften und übergaben diese an Bürgermeister Adrian Schmidle. Hauptkritikpunkte sind das vermehrte Verkehrsaufkommen, der Verkehrslärm und die Gefährdung von Personen. Bei letzterem Punkt geht es um das Nadelöhr Ecke Totenbühlstraße/Eglerstraße, an dem die Fußgänger kaum ausweichen können. Kritisiert wird außerdem, dass im Vorfeld der Arbeiten keine Informationen an die Anwohner ging.
Finalphase der Murger Mitte
Bürgermeister Adrian Schmidle weist darauf hin, dass die Umleitungen zusammen mit der Straßenverkehrsbehörde und der Polizei ausgewiesen worden seien und betont: „Wir haben das jetzt einigermaßen im Griff.“
Schmidle erklärt weiter: „Das ist die Finalphase der Murger Mitte.“ Er zeigt durchaus Verständnis für die Anliegen von Anwohnern und Gewerbe, verweist aber auf Tatsachen: „Das ist jetzt halt so.“ Schmidle bescheinigt der Firma Schleith ein gutes Arbeiten und hofft, dass die Maßnahme eventuell vor September 2021 abgeschlossen werden kann: „Wenn alles optimal läuft, schaffen wir es vielleicht bis Juni nächsten Jahres.“