Laufenburg Knut Diers aus Hannover ist seit 1. März Burgschreiber zu Laufenburg. Die Zeit seit seinem Amtsantritt nutzte er intensiv für Erkundungen in seiner neuen Umgebung und daraus resultierende Niederschriften. Am Mittwoch las er erstmals in Laufenburg entstandene Texte in der Bibliothek in Laufenburg/Schweiz vor.
Diers punktete vor kleiner Runde mit scharfsinnigen und witzigen Analysen seines vorübergehenden Aufenthaltsortes. So erzählte er von einem Bett aus dem Jahr 1812, in dem er die Nächte verbracht habe. „Ich habe nie zuvor in einem Bett geschlafen, das über 200 Jahre alt ist.“ Es habe nichts gequietscht, die Matratze sei einmal erneuert worden. „Wie viele Menschen fanden in dem Bett ihre Ruhe, manche ihre letzte?“, fragte er. Die Antwort darauf konnte er nicht geben. Hingegen habe er noch mehr Bettgeschichten auf Lager, kündigte er an. „Aber da müsst ihr euch gedulden.“ Gedruckt sei noch nichts, weshalb er offen für Anregungen sei.
Knut Diers (65) machte schnell klar, dass er seinen Auftrag, den Bezug zu Laufenburg und dessen spezieller Situation literarisch erkennbar zu machen, ernst nimmt. So sehr, dass er tags darauf um 8 Uhr zum Heuberg bei Kaisten aufbrechen wollte. Mit Ausschlafen hat er also offenbar nicht viel am Hut. Was ihn lockt: Ereignisse aus Laufenburg so zu beschreiben, „dass es auch Leute aus Sylt lesen und verstehen können“.
Ein Beispiel: An der Fasnacht habe er dem „lustigsten Gottesdienst, den ich je erlebt habe“ beigewohnt. „Das war eine so fröhliche Messe, die dem Herrgott sicher gefallen hätte“, fand er. Was ihn ebenso beeindruckte: das weiße Schlössle in Laufenburg auf deutscher Seite. Darin der Panoramasaal, in dem er vierhändig gespielte Klaviermusik von Gabriela Fahnenstiel und Shahane Zurabova-Masan gehört habe. Zwangsläufig stieß er auf die Schlössle-Madame Mary Codman (1839 bis 1929). „Ein Glücksfall für Laufenburg“, so Diers.
Der Burgschreiber geht nicht nur den Besonderheiten Laufenburgs auf die Spur, sondern begibt sich auch an die Schule. Dort habe er ein paar Stunden verbracht, um mit Schülern das von ihnen ausgesuchte Thema „Zeitreise“ zu behandeln. „Daraus sind Geschichten entstanden, wie sie sich das Leben in zehn Jahren vorstellen“, berichtete Diers. Nächste Woche gehe es um das Thema „Interview“.
Sein Fazit nach zwei Wochen ist positiv: „Es ist zum Niederknien, wie freundlich die Laufenburger sind“, sagte Knut Diers. „Die Laufenburger haben das Herz am rechten Fleck.“