Der Tod ein Tabuthema? Nicht für die ehrenamtlichen Mitarbeiter des ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienstes der Malteser. Sie gehen in die Familien und begleiten Kinder mit fortschreitenden, lebensverkürzenden Erkrankungen. „Sterben muss nicht immer nur traurig sein“, sagt der Ehrenamtliche Erwin Gerischer am Tisch mit drei weiteren Kolleginnen des Teams Lörrach/Hochrhein.
Gute Erinnerungen schaffen und Trost spenden
Gute Erinnerungen würden Trost spenden, also sollte man diese im Leben schaffen, sagt Gerischer im Gespräch mit dem SÜDKURIER. „Die Kinder erleben trotz Krankheit Freude und können ebenfalls eine schöne Zeit verbringen“, ergänzt seine Kollegin Susanne Vester. Die Ehrenamtliche war vor dem Interview noch bei einem ihr zugeteilten Kind. Das besuche sie zu Hause etwa zwei Stunden oder auch mal länger in der Woche.
Die Aufgabe der Ehrenamtlichen in den Familien sei vor allem, Begleiter und Gesprächspartner zu sein, sagt die leitende Koordinatorin Annekathrin Nägele. Je nach Wunsch und Laune des Kindes werde dann die gemeinsame Beschäftigung gestaltet: Etwa Vorlesen, Spielen oder Spielplatzbesuche. „Da ist nichts mit Traurigkeit. Die sind auch mal motzig, freuen sich, nehmen es wie es ist“, sagt Vester zum Leben der Kinder mit entsprechenden Erkrankungen.

Auch würden unbeschwerte Stunden den Geschwisterkindern gewidmet, den sogenannten Schattenkindern. Denn ihre Bedürfnisse würden häufig ins Dunkle rücken. „Wir schauen auf die gesamte Familie, sind mit offenem Ohr da und schenken eine gute Zeit“, spricht Anna-Maria Klünter in die Runde. Ihre Beschäftigung mit den Kindern könne eine Pause für die Eltern sein, um sich auch mal vom Alltag und von Sorgen zu lösen.
Bewegungen im Leben akzeptieren
Auch wenn eine Diagnose schockiere und bekümmere, könne ein guter Umgang im Leben gefunden werden, sagt die leitende Koordinatorin. Denn eine lebensverkürzende Krankheit wie Krebs oder Schwerbehinderung bedeute nicht immer akutes Sterben.
Die betroffenen Kinder könnten bis in das Erwachsenenalter hineinleben und dabei von Ehrenamtlichen positiv unterstützt werden. „Im Leben gibt es Bewegung und Veränderungen. Da ist es gut, einen Begleiter zu haben“, so Nägele.
Das Thema Tod adressieren und Furcht verlieren
Ein sechsmonatiger Qualifizierungskurs hatte die drei Ehrenamtlichen darauf vorbereitet, gute Weggefährten zu werden, die auch mit sensiblen Fragen der Kinder umgehen können. „Was passiert nach dem Tod? Um diese Frage empathisch beantworten zu können, haben wir uns mit unserem eigenen Sterben auseinandergesetzt, uns in die Rolle hineinversetzt“, bescheibt Vester.
Dadurch habe sich auch ihre persönliche Einstellung zum Thema verändert: „Ich hatte nie eine Scheu oder Angst. Aber ich sehe den Tod immer natürlicher als Lachen und Weinen. Er gehört dazu und man braucht sich nicht zu fürchten.“
Das motiviert die Ehrenamtlichen
Alle drei Ehrenamtlichen und die leitende Koordinatorin des Teams Lörrach/Hochrhein haben sich vor allem aus diesen Gründen für die Arbeit im ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst entschieden: Sie sind dankbar für ihr Leben, ihre gesunde Familie und möchten der Gesellschaft etwas zurückgeben. „Ich bin stolz, ein Teil davon zu sein“, sagt Anne-Kathrin Nägele und lächelt.