Global Safety Textiles (GST) strukturiert um, beendet die Produktion von Airbag-Textilien in Murg und baut zumindest zeitweise Arbeitsplätze ab. Wie GST-Geschäftsführer Uwe Zimmermann am Mittwoch im Gespräch mit unserer Zeitung erklärte, wird das GST-Werk Murg zum 1. Oktober als Swarotex-Seiba GmbH ausgegründet. In den folgenden Monaten werde in Murg die Produktion von Airbag-Textilien auslaufen und durch die Herstellung anderer technischer Textilien ersetzt. Die Umstrukturierung bedeutet auch, dass die Hälfte der aktuell rund 150 Mitarbeiter in Murg und Bad Säckingen in eine Transfergesellschaft wechselt.
Seit 2011 gehört die GST zur südkoreanischen Hyosung-Gruppe
Gegenwärtig produziert die GST, die seit 2011 zur südkoreanischen Hyosung-Gruppe gehört, in Murg auf einer Fläche von 20.000 Quadratmetern mit 42 Webmaschinen verschiedenen Typs und 73 Mitarbeitern pro Jahr 1,7 Millionen laufende Meter Flachgewebe und 244.500 Meter Jacquardgewebe. Hauptprodukt ist Gewebe für Airbags.

„Über die letzten Jahrzehnte ist es jedoch zu einem extremen Preisverfall bei den Airbaggeweben gekommen. Mittlerweile sind diese Gewebe ein Massenprodukt, welches in Deutschland kaum noch zu wettbewerbsfähigen Preisen hergestellt werden kann“, erklärt Zimmermann. Gemeinsam hätten sich Geschäftsleitung und der Betriebsrat des Werks Murg unter dem Vorsitzenden Christian Schnellbach daher schon seit einigen Jahren erfolgreich um eine größere Vielfalt im Angebotsbereich bemüht und die Entwicklung sowie Produktion und Verkauf neuer technischer Textilien möglich gemacht.
Die neuen Investoren wollen ihren Namen bisher nicht nennen
Ziel der Neustrukturierung ist es laut Geschäftsführung, künftig am Standort Murg die vollständige textile Wertschöpfungskette abzubilden. Die Neuausrichtung am Standort Murg sei das Ergebnis konkreter Verhandlungen mit zwei Investoren und dem Betriebsrat. Die Namen der beiden Inverstoren in Murg kann Zimmermann auf deren Wunsch hin noch nicht nennen. Eine sehr gute Zusammenarbeit habe es auch mit der Gemeinde Murg gegeben.

„Schon vor zwei Jahren hat unser Mutterkonzern beschlossen, die bisherige Produktion auf dem Airbagsektor in Murg einzustellen. Dies war für uns der Startschuss, um auf Investorensuche zu gehen um mit einem neuen Konzept der Entwicklung und Produktion sowie des Vertriebs und Handels technischer Textilien Investoren zu gewinnen. Damit ist es uns gelungen, als eigenverantwortliche Weberei weiterhin in Murg technische Textilien zu produzieren“, so Zimmermann.
Trotz Stellenabbau soll es keine betriebsbedingten Kündigungen geben
Das Ende der Airbagproduktion sei in Murg jedoch nicht ohne Personalreduzierung möglich, erklärt die Geschäftsführung. Durch eine hervorragende Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat unter dessen Vorsitzenden Christian Schnellbach sei es jedoch gelungen, betriebsbedingte Kündigungen auszuschließen.
75 der 150 Mitarbeiter sollen in eine Transferfirma
„Wir haben den Sozialplan aus dem Jahre 2016 aktualisiert und werden diesen umsetzen, darüber hinaus haben wir ein Freiwilligenprogramm ins Leben gerufen und werden in Murg zukünftig rund 73 Mitarbeiter beschäftigen, 20 weitere werden in Bad Säckingen bei der GST Deutschland in der Verwaltung beschäftigt sein“, ergänzt Zimmermann. Etwa 75 Arbeitskräfte, so der Geschäftsführer weiter, würden in den nächsten Monaten für bis zu einem Jahr in eine Transfergesellschaft wechseln. Ziel sei es jedoch, durch eine stetige Erweiterung der Produktpalette und weitere Investitionen bis Ende 2025 in Murg wieder über 100 Mitarbeiter zu beschäftigen.
Ein Werk – viele Firmennamen
Die Bedeutung der GST und zukünftigen Swarotex-Seiba für Murg fasst Zimmermann in wenigen Worten zusammen: „Fast jeder Murger hat einen Bezug zur Firma oder kennt ein Familienmitglied, welches hier arbeitet.“ , erklärt er und betont die wechselhafte Geschichte des Unternehmens. Das Werk an der Murg wurde 1856 gegründet und hat eine lange Geschichte wechselnder Besitzer. Es waren Schweizer, Deutsche und Amerikaner, zuletzt dann Südkoreaner.
Seit Ende der 1980er Jahre führen bei Airbag-Textilien
Seine Innovationskraft habe das Unternehmen jedoch stets bewahrt, führt Zimmermann aus. So sei es seit Ende der 1980er Jahre maßgeblich an der Airbag-Entwicklung beteiligt gewesen und zu einem weltweiten Marktführer bei deren Herstellung geworden. Ein besonderes Gewicht werde die Swarotex-Seiba zukünftig auch auf eine nachhaltige Produktion legen, betont Zimmermann. „Für die Stromerzeugung werden wir durch eine eigene Wasserturbine unterstützt und Zeitnah unsere Dächer mit Solarpanelen bestücken.“