Rheinfelden – Wer dieser Tage die Rheinfelder Christuskirche betritt, merkt sofort, dass etwas anders ist als sonst. Statt andächtiger Stille hämmert, klirrt und rauscht es von der Empore herab. Die Sanierung der Kirchenorgel läuft auf Hochtouren.
Auf dem Weg das steinerne Treppenhaus hinauf trifft man auf die ersten Orgelpfeifen. In Reih und Glied an die Wand gelehnt oder in ordentlich beschriftete Kartons verpackt, warten sie darauf, nach ihrer Reinigung wieder in die 45 Jahre alte Rensch-Orgel eingebaut zu werden. Oben auf der Empore, die mit allerlei Werkzeugkoffern und Boxen zugestellt ist, steht Beatrix Neumaier an einem Tisch und putzt kleine Orgelpfeifen. Sie hat den Aufruf in der Zeitung gelesen und geht den Orgelbauern als eine von zwölf Freiwilligen bei der Sanierung zur Hand. „Ich finde, das ist eine tolle Möglichkeit der Zusammenarbeit“, erzählt Neumaier. Dann tunkt sie ein Tuch in eine Mischung aus Spiritus und Wasser und reibt damit eine Pfeife ab.
Zuvor wurden die Pfeifen mit einem großen Sauger, der über starke Filter verfügt, von Staub befreit. „Orgeln müssen turnusmäßig, etwa alle 25 Jahre, gereinigt werden, der Staub tut ihnen nicht gut“, erzählt Reinhard Metzger. Der Orgelbauer aus Leonberg ist mit einer Mitarbeiterin und einem Mitarbeiter seit dem 20. Januar in der Christuskirche am Werk. Zur Verdeutlichung zeigt er ein verstaubtes Hochraster, eine Art Holzrahmen, in den später wieder Pfeifen eingehängt werden. Auch dieses muss noch abgestaubt werden.
Neben der Reinigung der mehr als 2500 Pfeifen erhält die Orgel auch ein „Update“. Bisher konnte der Organist die verschiedenen Register, mit denen die Klangfarben gewählt werden, mechanisch von Hand auswählen. Dank eines kleinen Computers, der in das Instrument eingebaut wird, sollen die Register künftig elektronisch ausgewählt werden können. „Wenn der Organist zum Beispiel einen Choral mit fünf Strophen spielt, kann er vorher alle gewünschten Klangfarben einstellen“, erklärt Reinhard Metzger und zeigt auf den Spieltisch, also den Teil der Orgel, von dem aus die Musiker das Instrument bedienen. Diese Arbeit ist laut dem Orgelbauer eine der größten Herausforderungen an der Sanierung. Schließlich ist die Orgel ursprünglich nicht dafür gemacht, dass darin Elektronik verbaut wird.
Im Zuge dessen bekommt die Orgel auch ein neues Register. Durch die tiefe Klangfarbe Fagott, die besonders für romantische Werke genutzt werde, wie es Kantor Rainer Marbach erklärt, erhalte die Orgel eine „größere stilistische Vielfalt“. Für das neue Register werden zahlreiche neue Pfeifen benötigt, einige davon sind vier Meter lang. Um diese unterzubringen, muss das Schwellwerk erweitert werden. Die Pfeifen des Schwellwerks befinden sich in einem großen, geschlossenen Holzkasten, der im nicht sichtbaren Bereich der Orgel, direkt hinter dem sogenannten Hauptwerk, angebracht ist. Diesen Teil der Orgel kann der jeweilige Organist mit einem Fußpedal ansteuern. Dadurch öffnen oder schließen sich mechanisch die Jalousien des Gehäuses, sodass sowohl eine Laut-Leise- als auch eine Nah-Fern-Wirkung erzielt wird.
Wenn alles nach Plan läuft, soll die Sanierung bis Pfingsten abgeschlossen sein. Die Kosten für das Großprojekt liegen laut Marbach bei rund 250.000 Euro. Ein Viertel davon übernimmt die Landeskirche, auch die Stadt ist beteiligt. Außerdem hat die Kirchengemeinde seit zehn Jahren Rücklagen für die Orgelsanierung gebildet. Neben einigen Einzelspendern habe man zusätzlich in der Rheinfelder Konzertorganistin Irmtraud Tarr, die „eine besonders persönliche Beziehung zu dem Instrument habe“, eine Großsponsorin gefunden.
Der Fortschritt der Sanierung kann im Internet unter www.evangelisch-in-rheinfelden.de/Musik und auf Instagram unter #mar.bach_kimu verfolgt werden.