Leony Stabla

Frau Nuding, was waren vor zehn Jahren die Faktoren, die Kita zu gründen?

Da kam einiges zusammen. Wir alle hatten das Gefühl, uns einer neuen Herausforderung stellen zu müssen und suchten nach Ideen. Die Überlegung, dass das Familienzentrum in Kooperation mit der Stadt Rheinfelden eine Krippe bauen könnte, war gerade vom Tisch und man beschloss, stattdessen die Tagesmütter zu stärken, da der Bedarf an Kleinkindbetreuung eben da war. So wurde das Rheinfelder Modell ins Leben gerufen, durch das die Tagesmütter pro betreutem Kind und pro Stunde einen Zuschuss erhalten. Ich war damals Geschäftsleitung des Familienzentrums, Angelika und Emanuelle kannte ich auch über das Zentrum, deshalb bekamen wir das alles direkt mit. Trotzdem hatten wir natürlich unsere Schwierigkeiten.

Welche waren das?

Allein, dass die leerstehende Wohnung, in der wir die Betreuung anbieten wollten, für uns freigehalten wurde, bis wir alles organisiert hatten, war ein großes Glück und wir sind der Wohnbau dafür bis heute dankbar. Und dann war da natürlich noch die Doppelbelastung. Wir haben alle bis Ende 2009 gearbeitet, neben Planung des Konzepts und Einrichtung der Wohnung. Es war wirklich schwierig, sich in alle rechtlichen Dinge einzuarbeiten, alles, was so zur Gründung einer Selbstständigkeit gehört. Ab Januar hatten wir dann sechs Kinder zur Eingewöhnung und haben nebenbei noch die letzten beiden Module des Qualifizierungskurses absolviert. Ich erinnere mich an diesen Januar als den anstrengendsten Monat meines Lebens, und meinen Kolleginnen geht es da sicher nicht anders.

Zu Person und Konzept

Viele Tagesmütter sehen es als Vorteil, Zuhause arbeiten zu können...

Ich habe mich ganz bewusst dafür entschieden, außerhalb zu arbeiten und im Team zu arbeiten. Wir alle sind gleichberechtigt, das ist uns sehr wichtig. Arbeit und Privates sind getrennt und wenn wir abends bei den Wurzelkindern rausgehen und abschließen, dann finden wir die Wohnung in genau dem gleichen Zustand am nächsten Morgen wieder vor, was ja nicht unbedingt gegeben ist, wenn man Zuhause arbeitet und selbst Kinder hat (lacht). Ein großer Vorteil ist auch, dass die Wohnung speziell auf die Bedürfnisse von Ein- bis Dreijährigen eingerichtet ist.

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Woher nimmt man das Kapital für solch eine Einrichtung?

Wir haben anfangs mit einer eher spärlichen Einrichtung begonnen und nach und nach aufgestockt, wenn wir Gelder bekommen haben. So haben wir zum Beispiel einen Antrag für Ausstattungspauschale beim Regierungspräsidium gestellt und konnten uns so eine Krippenhochburg, eine Krippenhochbank und einige Spielsachen leisten. Eine Mutter hat uns beim lokalen Bündnis mit einem Gartenprojekt beworben und wir konnten so mithilfe der Eltern den Garten umgestalten. Das rührt mich heute noch.

Wie wirtschaftlich ist das Konzept?

Seit Beginn tragen wir alle Kosten wie Miete, Nebenkosten und so weiter selbst. Anfangs haben wir fünf Euro pro Kind und Stunde erhalten, durch diverse Erhöhungen sowohl bei der Stadt, als auch beim Landratsamt, sind es inzwischen 8,50 Euro. Und da wir durch einen Antrag beim Sozialausschuss eine Platzpauschale pro Kind und Monat bekommen, ist das unternehmerische Risiko nicht mehr ganz so hoch, wenn Plätze zeitweise nicht besetzt sind. Auch die Krankheitsvertreterin, Edeltraut Schramm, die uns schon seit April 2010 zur Seite steht, konnten wir mithilfe der Stadt beibehalten. Für diese Unterstützung sind wir sehr dankbar.

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Möchten Sie Ihr Angebot aufstocken?

Nein, so einfach ist das nicht. Wir haben aktuell neun Plätze, drei für jede Tagesmutter, betreuen aber nur sechs Kinder gleichzeitig, in Eingewöhnungsphasen mal sieben. Bei acht Kindern bräuchten wir von Gesetzes wegen eine pädagogische Fachkraft an unserer Seite. Natürlich könnten wir noch jemanden mit ins Boot holen, doch dann müssten wir räumlich erweitern, um mehr Kinder betreuen zu können, sonst trägt sich das Ganze finanziell nicht. Dann könnten wir auch nicht mehr diesen Betreuungsschlüssel und den speziellen kuscheligen Rahmen bieten, der uns gerade ausmacht. Ich denke, es ist gut, wie es ist. Es ist unsere Stärke, individuell auf Kinder und Eltern eingehen zu können, das unterscheidet uns von einer Krippe.