Die Fußgängerzone wird im kommenden Jahr zur Baustelle. Die Verlegung von Nahwärmeleitungen und Glasfaserkabeln durch die Karl-Fürstenbergstraße wird voraussichtlich das ganze kommende Jahr zu Beeinträchtigungen führen. Dabei hat die Stadt versucht, die Nachteile für die Geschäfte und ihre Kunden so gering wie möglich zu halten. Bei einem Informationstermin am Mittwochabend stellte die Verwaltung die Maßnahme vor. Das Interesse der Gewerbetreibenden hielt sich allerdings noch in Grenzen.

Wer war da?
Im Bürgersaal war zwar für rund 200 Personen gestuhlt, es kamen aber nur 21, um sich zu informieren. Da aus einigen Betrieben zwei Menschen da waren, dürften die Anwesenden etwa 15 Geschäfte vertreten haben.
Auf dem Podium des Bürgersaals war ein langer Tisch für die Beteiligten aufgebaut. Neben Oberbürgermeister Klaus Eberhardt stand Tobias Obert als Leiter Tiefbau und Leiter der Stadtwerke Rede und Antwort. Elmar Wendland von der Wirtschaftsförderung und Dominic Rago, der Leiter des Ordnungsamts, waren da.
Als Referenten kamen Paul Kempf vom Zweckverband Breitbandversorgung des Landkreises, Daniel Weiß als Betriebsführer der Stadtwerke Rheinfelden und als Planer der Maßnahme der Ingenieur Werner Ganter zu Wort.
Worum geht es?
Rheinfelden hat ein großes Potenzial entdeckt: Bei Evonik entsteht so viel Wärme als Abfallprodukt, dass damit der gesamte Wärmebedarf der ganzen Stadt gedeckt werden könnte. Rheinfelden baut mit den Stadtwerken ein großes Nahwärmenetz auf.
Ziel ist, das Freibad zu erreichen. Der Weg dorthin führt über das Rathaus und dann durch die Karl-Fürstenbergstraße. Parallel zu dem Nahwärmenetz soll auch die Versorgung mit schnellem Internet erfolgen. Der Zweckverband will darum die Gelegenheit nutzen, mit den Wärmeleitungen auch Glasfaserkabel bis in jedes Haus zu verlegen.
Wann soll das passieren?
Aktuell hat es die Nahwärmeleitung schon bis in die Müssmattstraße kurz vor das Rathaus geschafft. Noch vor Jahresende soll das Rathaus angeschlossen werden. Das kommende Jahr steht dann im Zeichen des Weiterbaus.
Der Start der Tiefbauarbeiten ist im Mai vorgesehen. Zuvor wird allerdings laut Ingenieur Ganter der aus verlegten Steinen bestehende Belag der Fußgängerzone im Mittelbereich herausgenommen. Die Steine seien in gutem Zustand, könnten aber bei Anlieferungen zur Baustelle und Baumaschinen leiden. Darum werden die sie zwischengelagert.
Als Belag wird eine dünne Asphaltdecke aufgebracht, die nach der Gesamtmaßnahme wieder durch die gewohnten Steine ersetzt werden soll. Insgesamt sechs Bauabschnitte inklusive der Kapuzinerstraße sind ab Mai für die Verlegung der Rohre vorgesehen, wobei die Fußgängerzone vornehmlich Juni bis Oktober betroffen sein wird. Ende November sollen alle Arbeiten abgeschlossen sein, so die Planung.
Wie geht man vor?
Die Fußgängerzone wird natürlich nicht das ganze Jahr gesperrt. Im Gegenteil soll sie durchgängig nutzbar sein. Alle Geschäfte sollen für die Kunden zu erreichen sein.
Allerdings wird es zu Baustellenverkehr durch die Fußgängerzone kommen. Laster und Baumaschinen würden jeweils von einer Sicherheitskraft zu Fuß begleitet, damit es zu keinen Unfällen kommen kann. Die Karl-Fürstenberg-Straße wird in drei Bauabschnitten tangiert.
Nur im jeweiligen, etwa 50 Meter langen Abschnitt, wird es in der Mitte der Straße (zwischen den Bäumen auf der einen und den Laternen auf der anderen Seite) eine Absperrung geben. Nur dort wird dann gegraben und im Graben die Rohre verlegt und geschweißt. Für Fußgänger bleibt auf beiden Seiten ein etwa drei Meter breiter Bereich übrig. Auf dem kann auch die Gastronomie weiterhin Tische aufstellen, es wird aber weniger Platz zur Verfügung stehen als bisher.
Wie sind die Reaktionen?
Begeistert zeigten sich die Vertreter der Geschäfte nicht. Frank Sattler als Sprecher des Leistungsverbandes des Gewerbevereins sah Einbußen auf die Geschäfte zukommen. Acht Wochen Baustelle könne vor allem für die kleinen Geschäfte schwer werden.
Eberhardt meinte, dass aber alle Zugänge zu den Geschäften durchgängig frei blieben. Dietmar Baum, der auch die Initiative Pro Rheinfelden vertrat, fragte nach, ob sich die Stadt etwa in Sachen Anlieferung für die Geschäfte flexibel zeigt und die erlaubten Zeiten ausweiten würde. Ordnungsamtsleiter Rago betonte, dass jeder einzelne Abschnitt noch mit den Betroffenen genau besprochen werde. Sondernutzungen in der Fußgängerzone würden in der Bauzeit flexibler gehandhabt.
Wie hilft die Stadt?
Die Außengastronomie fürchtet größere Einbußen, weil gerade im umsatzstärkeren Sommer gebaut wird. Bei kalten Temperaturen könne man allerdings die Bautätigkeit nicht ausführen, erklärte der Ingenieur.
Aber auch anderen Geschäftsleuten merkte man Sorgen an. Wirtschaftsförderer Elmar Wendland versprach, dass Aktionen angedacht würden, die Fußgängerzone in der Bauphase attraktiv zu halten.
Eine solche Aktion, die schon länger existiert, ist ja bekanntlich das Cityfest des Gewerbevereins. Dieses wird direkt während der Bauphase laufen. Organisator Süma Meier sei bereits informiert. Oberbürgermeister Eberhardt sagte: „Uns ist klar, dass es Beeinträchtigungen gibt, aber wir passen die Innenstadt an Erfordernisse der Zukunft an.“