Eine Gesellschaft ohne Ehrenamtliche ist kaum vorstellbar. Sie übernehmen Aufgaben, die für Hauptamtliche nicht zu leisten sind. Damit schließen sie Lücken, sowohl im zwischenmenschlichen Bereich wie auch in Organisation oder bei der Tatkraft. Ehrenamtliche kümmern sich um andere und helfen, das Miteinander zu gestalten. Viele in der Stadt Rheinfelden sind bereit, einen Beitrag zu einer sozialen Stadt zu leisten, doch kaum einer kennt die Vielfalt der Einsatzgebiete Ehrenamtlicher. Wir stellen in einer Reihe Freiwillige und ihre Motivation vor, heute: Miriam Mehlin.
Sie hat die Arbeit ein bisschen unterschätzt
Seit rund drei Jahren ist Miriam Mehlin Abteilungsleiterin des Bereichs Kinderturnen beim 1. SC Minseln und sagt heute, dass sie die Arbeit völlig unter- und die Bereitschaft anderer, zu helfen, völlig überschätzt hat.
Kinder zwischen 18 Monaten und sieben Jahren
Drei Gruppen für Kinder zwischen 18 Monaten und sieben Jahren beinhaltet das Kinderturnen des Vereins derzeit. Hierbei kümmert sich Mehlin um die An- und Abmeldungen, die Informationen, die Datenpflege, die Warteliste, die Verabschiedung der Kinder zu ihrem siebten Geburtstag sowie proaktiv um die Einteilung der Kinder. „Das bedeutet zum Beispiel, dass ich regelmäßig kontrolliere, wer wann fünf Jahre alt wird, und die Eltern anschreibe, dass das Kind nun den Kurs für die größeren Kinder besucht“, erklärt die Diplomingenieurin für Landschaftsarchitektur und Umweltplanung ihr Vorgehen.
Und das alles neben Beruf und Familie
Neben Job und zwei Kindern sei das alles sehr viel Arbeit und man dürfe auch die regelmäßigen Sitzungen und den Jahresbericht nicht vergessen. Trotzdem macht die 40-Jährige weiter. „Es ist mir wichtig, meinen Teil zum Wohl des Dorfs beizutragen“, betont sie, doch das Pensum sei einfach nicht mehr zu schaffen, ohne dass die Qualität darunter leide, denn das Interesse am Kinderturnen sei in den vergangenen Jahren explodiert.
Sie sucht noch Unterstützung für ihre Arbeit
Aus diesem Grund sucht Mehlin aktuell nach jemandem, der sie unterstützt, hat aber keine große Hoffnung. Schon als sie damals das Amt von ihrer Vorgängerin übernommen habe, die es aus gesundheitlichen Gründen niederlegen musste, hätte diese geschmunzelt, als die zweifache Mutter sagte, dass sie anderen gerne den Vortritt überließe, wenn sich noch jemand melden würde. Tagtäglich spüre sie, dass die Bereitschaft zu helfen, nur noch bei wenigen vorhanden sei, so Mehlin. „Der Vereinsgedanke ist am Aussterben, das merken viele Vereine mittlerweile. Viele nutzen die günstigen Sportangebote, aber keiner ist mehr bereit, ein Stück Ehrenamt zu geben, um genau diese Möglichkeit aufrecht zu erhalten.“
Freitagnachmittag-Kurs endet nach den Sommerferien
Beim Kinderturnen am Freitagnachmittag sei dem Verein der Übungsleiter weggebrochen. Mit Ach und Krach und sehr viel Engagement der Übungshilfe habe man es geschafft, genug Eltern zusammen zu bekommen, um den Kurs noch bis zu den Sommerferien aufrecht zu erhalten. Nach den Ferien sei aber Schluss.
Kein Turnen mehr für die größeren Kinder
„Die Zeit, nach Personal zu suchen und Vorstellungsgespräche zu führen, fehlt mir einfach, solange ich nicht selbst Hilfe bekomme“, sagt die Minslerin bedauernd. Deshalb gäbe es wohl bald nur noch das Eltern-Kind-Turnen am Mittwochnachmittag und kein Turnen mehr für größere Kinder, was wirklich sehr schade sei und einen echten Rückschritt für den Verein bedeute.
Auch die „Offene Turnhalle“ gibt es nicht mehr
Auch die „Offene Turnhalle“, ein Angebot, das der Bereich Kinderturnen viele Jahre lang am Minsler Dorffest angeboten hat, gibt es nicht mehr. „Die Bettelei nach Personen, die die Aufsicht übernehmen, kostet einfach zu viel Zeit“, erläutert Mehlin und ergänzt traurig, dass sie bisher auch noch nicht eine Person auf der Liste für Kuchenspenden stehen hätte.
Miriam Mehlin gibt noch lange nicht auf
Trotzdem gibt sie nicht auf. „Ich mache das, weil ich sehe, wie gut das Turnen den Kindern tut und wie wichtig es ist, dass die Kinder von Anfang an ein Teil der Dorfgemeinschaft sind, sich austauschen und sich schon früh ihr Netzwerk aufbauen können“, appelliert Mehlin auch an andere Eltern, „vielleicht findet sich ja doch noch jemand, der das genauso sieht.“
Kontakt: Wer Interesse an der Mithilfe hat, darf sich gerne melden, per E-Mail (m.mehlin_scminseln@gmx.de).