Im Keller der IG Weinbau im Haus Rabenfels läuft momentan der Heizlüfter auf Hochtouren. Die höheren Temperaturen sollen den biologischen Säureabbau (BSA) unterstützen, der die Weine runder macht. Fast täglich schaut Kellermeister Dietmar Leipert vorbei und prüft die jungen Weine in den Fässern, riecht und schmeckt, ob sie richtig heranreifen. Denn ein festes Ziel hat sich die IG gesetzt: „Wir wollen unser Qualitätsniveau halten“, sagt Leipert.
Das klingt für den Unkundigen vielleicht wenig ambitioniert, ist aber ein schwieriges Unterfangen. Schuld daran sind der Kellermeister und die Hertener Hobbywinzer selbst. Sie haben durch hervorragende Arbeit in den vergangenen Jahren die Messlatte immer höher geschraubt und können längst im Kreis professioneller Erzeuger problemlos mithalten. Gold bei der Berliner Weintrophy, Großes Gold,Gold und Silber beim internationalen Wettbewerb für pilzsresistente Rebsorten (Piwi) im vergangenen Jahr sprechen für sich.
Schwierig, die Qualität zu halten
„Das ist ein super Ergebnis“, konstatierte IG-Vorsitzender Jürgen Reiske in der Hauptversammlung der Interessengemeinschaft. Aber der Ortsobmann der Hertener Winzer Michael Schonhardt stellt klar: „Das ist nicht selbstverständlich, kontinuierlich so gute Arbeit abzuliefern.“ Schonhardt ist mit dafür verantwortlich, dass schon im Rebberg der Grundstein für hochwertige Weine gelegt wird.
Er beobachtet die Entwicklung der Vegetation, hat ein Auge auf Krankheiten, erkennt Schädlinge und gibt seine Erkenntnisse an seine Winzerkollegen weiter. Er weiß, welche Maßnahmen jeweils zu ergreifen sind und rät allen aktiven IG-Mitgliedern, sich fachlich weiter zu bilden. Vorbeugend stellt er Fallen, zum Beispiel gegen die Kirschessigfliege, auf und kontrolliert sie. Das Ergebnis dieser sorgfältigen Arbeit sind hochwertige und gesunde Trauben.
Trauben für Rosé-Herstellung
Auch an der Schnittstelle zwischen Weinberg und Winzerkeller funktioniert die Zusammenarbeit. So hingen zuletzt bei den roten Sorten oftmals unreife und reife Trauben am selben Fruchtstand. Leipert beschloss daraufhin, diese Trauben für die Rosé-Herstellung zu verwenden. „Das bedeutete natürlich eine erhebliche Mehrarbeit durch das Trennen“, räumt der Kellermeister ein.
Dabei ist die Annahme der Trauben ohnehin schon zeitaufwendig, 30 Tonnen Maische wurden 2019 angeliefert, ein durchschnittlicher Ertrag. 2018 waren es 20 Prozent mehr. Die Reifegrade waren sehr hoch, bis zu durchschnittlich 103 Oechsle beim Nobling. Die Gesamtsäure lag bei allen Sorten recht hoch, weshalb Leipert sich zum biologischen Säureabbau entschloss.
18.500 Liter Wein im Lager
In den Fässern lagern jetzt 18.500 Liter, die größten Positionen bilden Spätburgunder (7800 Liter), Johanniter (3200), Gutedel/Sommerflirt (2200 Liter), Regent (1300), Prior (1200) und Weißburgunder (1100). „Der 2019er ist ein sehr guter Jahrgang mit hoher Qualität“, freut sich Kellermeister Leipert, „alle neun Weine sind im Qualitätsbereich, sechs davon im Prädikatsbereich“. Mit Weißburgunder, Nobling und Spätburgunder kann er auch Spätlesen vorweisen.
Fruchtige Weine verspricht Leipert, wobei für ihn die Weißweine dank hoher Säurewerte die Gewinner des Jahres waren. Davon konnten sich die Mitglieder schon bei der Jungweinprobe Mitte Januar ein Bild machen. Ende Februar/Anfang März werden die Weine filtriert und Anfang April wird Leipert die neun Sorten zur Qualitätsprüfung nach Freiburg schicken.