Dora Schöls

Der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) in Rheinfelden soll weiterentwickelt werden – und dabei will die Stadt die Wünsche der Bürger mit einbeziehen. Deshalb gab es im Februar eine Umfrage, deren Ergebnisse am Montag in der jüngsten Sitzung des Hauptausschusses vorgestellt wurden. Insgesamt kam der ÖPNV dabei auf die mittelprächtige Note 3,4. Die Bürger wollen demnach eine bessere Anbindung der Ortsteile und günstigere Tarife. Die Stadträte lobten die Bürgerbeteiligung, kritisierten aber die Aussagekraft der erhobenen Daten.

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In der Stadt ist man sich einig: Der ÖPNV soll weiterentwickelt und verbessert werden. Deshalb hat sich der Hauptausschuss im November 2019 für eine Bürgerumfrage entschieden, deren Ergebnisse dann in einem Workshop mit Vertretern der Fraktionen vertieft werden sollten. Die Umfrage lief vom 17. bis 28. Februar, der Workshop war auf Mitte März angesetzt – und musste dann aufgrund der Corona-Krise verschoben werden, wohl auf 2021. Da man aber die Bürger nicht so lange warten lassen will, wurden die Ergebnisse nun doch schon vorgestellt.

Insgesamt beteiligten sich 338 Bürger an der Umfrage, 306 davon online und 32 in Papierform, sagte Katja Teuchert, Sachbearbeiterin Steuerung, Schulen und Sport. Die Teilnehmenden verteilen sich auf alle Altersklassen, 57 Prozent gaben an, weiblich zu sein.

Stadtbus eher weniger genutzt

Die meisten Teilnehmer nutzen der Umfrage zufolge den städtischen ÖPNV regelmäßig: 39 Prozent gaben an, mindestens fünf Mal die Woche Bus zu fahren, 16 Prozent mindestens einmal in der Woche. Neun Prozent fahren nie mit dem ÖPNV. Der Stadtbus mit der Linie 7312 hingegen wird weniger frequentiert: Diesen nutzen nur 14 Prozent täglich, 43 Prozent jedoch nie. Bei den Fahrscheinen war das Bild durchwachsen: 36 Prozent nutzen Einzelfahrscheine, 25 Prozent Mehrfahrtenkarten und 34 Prozent Monats- oder Jahreskarten. Auch der Zweck der Fahrten war unterschiedlich: 36 Prozent fahren im Stadtgebiet, 20 Prozent über die Grenze und 43 Prozent nutzen die Busse als Anschlussverbindung zum Regionalbus oder zur Bahn.

Geht so bis nicht zufrieden

Die Zufriedenheit mit dem ÖPNV konnte auf einer Notenskala von 1 (sehr zufrieden) bis 5 (gar nicht zufrieden) angegeben werden: Der Mittelwert liegt bei 3,4. „Zwischen geht so und nicht zufrieden“, konstatierte Teuchert. „Wir sehen ein Entwicklungspotenzial und sind bemüht, ein besseres Bild abzugeben.“ Wobei hier die kritischen Stimmen womöglich auch „ein bisschen lauter“ seien als die zufriedenen, vermutete Teuchert.

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Bei den offenen Fragen zu Wünschen und Anregungen wurde eine bessere Anbindung der Ortsteile genannt, untereinander und zum Zentrum. Eine Haltestelle am Biefang in Obereich­sel wurde angeregt, außerdem eine höhere Taktung aller Busverbindungen. Vor allem abends und am Wochenende sollten mehr Busse fahren. Auch wünschten sich die Teilnehmenden eine Überprüfung der Haltestellen auf Sitzgelegenheiten, Mülleimer und Dächer – und günstigere Tarife, etwa ein Ein-Euro-Ticket, bis hin zur kostenlosen Nutzung des ÖPNV.

Keine Überraschungen

Diese Ergebnisse hätte man wohl vermuten können, sagte Oberbürgermeister Klaus Eberhardt in der Sitzung. Es sei nicht verwunderlich, dass nicht alles nur gelobt wurde. Er betonte, dass es wichtig sei, die Meinung der Menschen einzuholen. Dem stimmten die Stadträte zu, wobei auch Kritik an der Art der Umfrageauswertung laut wurde.

Uwe Wenk (SPD) und Karin Reichert-Moser (Freie Wähler) kritisierten, man hätte doch in die Auswertung mit einbeziehen müssen, wie sich die Beteiligung der Umfrage zu den Nutzungszahlen des ÖPNV insgesamt verhält: Wie viele Nutzer sich also beteiligt haben und wie aussagekräftig die Ergebnisse damit überhaupt sind. Das sei schwer einzuschätzen, antwortete Teuchert, sie werde Zahlen nachreichen.

Man muss es bezahlen können

Für Alexander Strehmel (Grüne) war klar, dass das ÖPNV-Angebot attraktiv sein muss, und zwar möglichst schnell. Nur wenn das Angebot passt, würden die Leute es auch nutzen. Klaus Eberhardt erwiderte, die genannten Themen und Verbesserungswünsche seien alle „Konsens und nice to have – man muss es auch bezahlen können“.

Im gesamten Landkreis Lörrach gebe es ähnliche Diskussionen, so Eberhardt, auch zu der Frage, welche Verkehrsart für welchen Zweck die sinnvollste ist. Der Bus sei da, auch was die Flexibilität angehe, nicht immer das richtige Mittel. Nun können die Stadträte über den Anregungen der Bürger grübeln, bis dann 2021 der Workshop nachgeholt wird.