Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, setzen evangelische und katholische Kindertageseinrichtungen auch in Rheinfelden und Grenzach-Wyhlen inzwischen auf das Gewinnen von spanischen Fachkräften. „Wir müssen neue Wege gehen, um Fachkräfte zu gewinnen. Es gibt niemand mehr auf Arbeitsmarkt“, sagt Ruth Benatia, Leiterin der evangelischen Krippe Weltentdecker in Rheinfelden. Das Thema Fachkräftemangel beschäftigt Kindertageseinrichtungen schon geraume Zeit. Der Mangel an Fachkräften wird durch die Corona-Pandemie noch verschärft, meint Heike Kuruvilla, Leiterin der evangelischen Kita Regenbogen, ebenfalls in Rheinfelden.

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Aufgrund der Pandemie können viele Erzieherinnen, die zu Risikogruppen gehören, nicht eingesetzt werden. Dabei müssen Gruppen strikt getrennt werden, was noch mehr Personal erfordert. Auch zu Randzeiten, wenn etwa nur noch vier Kinder aus zwei Gruppen in der Kita sind. Bei vielen Erzieherinnen steht zudem die Rente an. „Wir müssen vorausschauend denken“, sagt Claudia Greiner vom evangelischen Verwaltungszweckverband Hochrhein-Südschwarzwald, der für die evangelischen Kindertagesstätten die Geschäftsführungsaufgaben übernimmt. Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, beschreiten die evangelischen Einrichtungen mit der Fachkräftegewinnung aus Spanien einen neuen Weg.

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Dabei handelt es sich um ein Programm des Bildungswerks Baden-Württemberg in Kooperation mit der Bundesagentur für Arbeit. Im vergangenen Herbst nahmen die evangelischen Einrichtungen Kontakt zum Programm auf, führt Greiner aus. Für die Einrichtungen in Rheinfelden wurde ein Bedarf von zwei Kräfte angemeldet. Damit die Agentur in Spanien überhaupt auf die Suche nach Bewerber geht, müssen insgesamt 15 Fachkräfte von deutschen Einrichtungen angefordert werden. Die Zahl kam zusammen. „Aus dem Bewerberpool wurden uns vier junge Damen aus Spanien vorgestellt“, sagt Greiner. Lebensläufe wurden zugestellt und via Zoom Vorstellungsgespräche geführt.

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Fachlich überzeugten alle vier Bewerberinnen, hatten mitunter höhere Qualifikationen, als es in Deutschland üblich ist, allerdings bot ihnen der spanische Arbeitsmarkt keine Chancen, weshalb sie im Tourismus- oder Gastronomiebereich arbeiteten, erklärt Kuruvilla. Die Entscheidung fiel für zwei Bewerberinnen, die seit diesem Monat in Spanien Sprachkurse besuchen und im Herbst mit B1-Niveau für ein Anerkennungspraktikum in die Kita Regenbogen und die Krippe Weltentdecker kommen. Für die Einrichtungen bedeutet das, zunächst eine Person zusätzlich anleiten zu müssen, aber nach dem erfolgreich absolvierten Anerkennungsjahr, das mit einem Fachbericht und einer Benotung abschließt, stehen die Neuen als vollwertige Erzieherinnen zur Verfügung.

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Während im Regenbogen eine Stelle unbesetzt ist, ist die Krippe gut besetzt. „Wir machen mit, weil wir eine gute Anleitung bieten können“, sagt Benatia. „Die anderen evangelischen Einrichtungen haben einen so großen Mangel, dass sie keine Anleitung stellen können. Wir unterstützen sie, indem wir das machen.“ Nach der Anerkennung könnte die Spanierin in eine andere Rheinfelder Einrichtung wechseln. Die evangelischen Einrichtungen unterstützen die beiden Spanierinnen auch bei der Wohnungssuche und suchen derzeit nach Einzimmerwohnungen oder einer WG-tauglichen Wohnung. Wer eine Wohnung anbieten möchte, kann sich per E-Mail melden (claudia.greiner@vsa.ekiba.de).

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Auch die katholischen Einrichtungen beteiligen sich an dem Programm und wollen ab Herbst fünf Spanierinnen in Kitas im Landkreis Lörrach einsetzen. „Wir haben uns die Entscheidung des Einsatzortes bewusst noch offen gelassen und dies auch unseren fünf spanischen Fachkräften so kommuniziert“, erklärt Eileen Zovko von der Verrechnungsstelle Schopfheim. Sicher ist bislang, dass eine spanische Fachkraft im katholischen Kindergarten Regenbogen in Wyhlen und eine im katholischen Kindergarten St. Michael in Grenzach eingesetzt wird.

Stadt ausgelastet

Die Stadtverwaltung Rheinfelden kennt das Programm ebenfalls, aber beteiligt sich derzeit nicht daran, berichtet Simone Fuchs von der Abteilung Frühkindliche Bildung und Betreuung. Bei der Stadt sind derzeit 28 Schülerinnen in der praxisintegrierten Ausbildung zur Erzieherin und neun Schülerinnen im Anerkennungsjahr, wodurch die Ausbildungskapazitäten schon ausgelastet sind.