Verena Pichler

Lars Lucas hat seit Februar eine Halbtagsstelle beim Jugendreferat und kümmert sich dort um die Jugendbeteiligung der Stadt. Nach nur wenigen Wochen im Amt kam die Corona-Krise und das Jugendreferat musste völlig neu planen. Wie gut das trotz allem gelungen ist, machten Lucas, Jugendreferatsleiter Andreas Kramer und der diesjährige Achter-Rat in der letzten Gemeinderatssitzung vor der Sommerpause deutlich.

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Das letzte Projekt vor Ausbruch der Krise war das Jugendrathaus im Februar. Das Ziel der Veranstaltung: Die Achtklässler sollten einen Einblick ins Rathaus und die Aufgaben der Verwaltung bekommen. 280 Schüler besuchten an zwölf Terminen verschiedene Amtsleiter und lösten auf einer digitalen Schnitzeljagd Aufgaben. „Die erste Aufgabe war, einen Hund anzumelden“, beschrieb Lucas. Dieses niederschwellige Angebot sei nicht nur bei den Jugendlichen gut angekommen, auch das Feedback der Mitarbeiter im Rathaus sei positiv gewesen.

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Danach aber mussten alle geplanten Veranstaltungen abgesagt werden: Kein Pizza & Politik im Vorfeld der Oberbürgermeisterwahl, keine gemeinsame Begehung des Schwarzen Weges mit dem Ordnungsamt – ein Wunsch, den der Achterrat aus dem vergangenen Jahr an die Stadt gerichtet hatte; auch der Austausch mit eben den Vorgängern fiel ins Wasser. Aber: „Gerade in der Corona-Zeit war es wichtig, Kontakt mit den Jugendlichen zu halten“, sagt Andreas Kramer. Dafür wurde ein vielversprechender Weg gefunden. Dank der 4000 Euro Fördermittel, die das Jugendreferat aus einem Landesprogramm schöpfen konnte, wurden 280 sogenannte Beteiligungspakete an die Schüler verteilt. Darin war neben einem Mund-Nasen-Schutz und Kopfhörern auch ein Umfragebogen, der die Meinung der Jugendlichen zur Stadt einholte. Der Rücklauf war sensationell: 200 ausgefüllte Bogen kamen beim Jugendreferat an.

Konkrete Ideen

Mit dieser Grundlage ausgerüstet, trafen sich einen Tag vor der Gemeinderatssitzung erstmals Mitglieder des Achterrats und des Jugendreferats, um Projekte zu priorisieren. Das Video, das dabei entstanden ist, kam beim Gemeinderat gut an. Die 14-jährige Aileen etwa wünscht sich darin mehr Mülleimer und Paul setzt sich für bessere Radwege ein. Denn es sei „nicht so nice“, wenn man mit einem guten Bike dauernd durch Löcher fahre. Ein weiterer Wunsch ist ein Shopping-Center mit angesagten Läden und Aufenthaltsmöglichkeiten.

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Und: Auch diese Generation fordert einen neuen Skatepark, denn der bestehende sei in schlechtem Zustand. „Skaten ist unsere Leidenschaft“, sagte eine Jugendliche. Eine wirklich pfiffige Idee ist, alte Kaugummiautomaten umzurüsten in Saatgut-Automaten, und den Wunsch nach eigenen Plätzen ohne Aufsicht äußerte auch dieser Rat.

Beim Skate-Projekt musste Karin Paulsen-Zenke (SPD) innerlich seufzen, wie sie sagte. „Schon bei meinen Kindern war das Thema, und die sind jetzt erwachsen.“ Fraktionskollegin Eveline Klein und Heiner Lohmann (Grüne), sahen ebenfalls ein Problem darin, dass der Gemeinderat nicht wisse, welche Projekte denn wirklich etwas geworden sind. Kramer sagte, dass der Skate-Park auch im vergangenen Rat eine wichtige Rolle gespielt habe. Passiert ist aber noch nichts. Immerhin gehe der gewünschte WLAN-Ausbau voran, und auch an der Sportanlage am Campus tue sich etwas.

„Jugendbeteiligung ist aber nicht nur Projektarbeit, das ist auch eine Haltung, Jugendliche stärker einzubinden.“ Altersmäßig am nächsten steht dem Achterrat der 19-jährige Felix Rogge, der scheute sich auch nicht, einen seiner Wünsche für die Stadt zu nennen. „Ich wollte schon immer einen Comicbuch-Laden“, so der Gemeinderat. Wenn auch nur einer der Jugendlichen später für einen Sitz im Gemeinderat kandidieren würde, wäre viel gewonnen.

Der Ball liegt nun auf der Seite der Stadt, sich mit den Jugendlichen und deren Projekten zu befassen. Und vielleicht dem Eindruck eines Mädchens entgegenzuwirken, das ganz am Ende des Videos zu sehen war und das sagte: „Egal, wo wir draußen sind, wir stören nur.“