Verena Pichler

Bevor Wolfgang Dreiser 2004 von Karsau in die Römerstraße zog, führte ihn sein Weg ins Rathaus. „Ich habe mich extra erkundigt, ob das hier so bleibt“, sagt der Rentner. Dreiser meint die große Freifläche gegenüber der Römerstraße und seines Hauses. Damals habe man ihm versichert, dass dort nicht gebaut werde. 16 Jahre später sieht das anders aus: Die Stadt plant hier das zentrale Feuerwehrgerätehaus; außerdem soll ein Zwischenlager für Erdaushub entstehen.

Gegen das zentrale Feuerwehrgerätehaus haben Dreiser und seine Nachbarn keine Einwände. Im Gegenteil. „Ich war selbst 20 Jahre bei der Feuerwehr Minseln aktiv“, sagt Olaf Voigt, der neben Dreiser wohnt. Deshalb weiß er aber auch um den Lärm, den allein der Probebetrieb verursacht.

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Als die ersten Pläne zum zentralen Gerätehaus vorgestellt wurden, sei auch von einer Bebauung parallel zur Römerstraße die Rede gewesen. Nun wird das Gebäude längs zur Müßmattstraße gebaut. „Parallel hätte der Gebäuderiegel als Lärmschutz gedient“, sagt Voigt und muss ein bisschen lauter sprechen. Denn während des Reporterbesuchs, der coronabedingt im Vorgarten stattfindet, ist es schon ziemlich laut. Im Minutentakt fahren Autos vorbei. Viele nutzen die Römerstraße als Zufahrt ins Gewerbegebiet Schildgasse, auch Lkw fahren an der Häuserreihe täglich vorbei.

Verkehr, so befürchten die Anwohner, werde es noch mehr geben. Zwar werden die Einsatzfahrzeuge den Standort über die neue Erschließungsstraße am Kreisel verlassen. Zum Einsatz kommen die Feuerwehrleute aber mit ihren Privatfahrzeugen – und die Einfahrt auf den Parkplatz erfolgt via Römerstraße. „Hier wird doch am Bürger vorbeigeplant“, sagt Dreiser. Was die beiden Männer sowie Sylvia Siemers und Hertha Oldenburg, ebenfalls direkte Anwohnerinnen, aber wirklich auf die Palme bringt, sind die Pläne eines Zwischenlagers für Erdaushub.

Wie berichtet, sollen auf dem Gelände acht Lagerboxen gebaut werden, die jeweils 400 Tonnen Aushub fassen können. Fünf Boxen sind für unbelastetes, drei Boxen für belastetes Material vorgesehen. Die Jahresumschlagmengen sind begrenzt auf 16.000 Tonnen unbelastetes und 9600 Tonnen belastetes Material.

„Wie kann man mitten in ein Naherholungsgebiet und eine Wohnbebauung einen Dioxinlagerplatz planen?“, fragt sich Voigt. Zum einen käme damit noch mehr Verkehrslärm auf die Anwohner zu, wenn Lastwagen den Erdaushub anliefern. Zum anderen könne doch kaum verhindert werden, dass der Staub und Dreck über die Römerstraße getragen werde – belastet mit Dioxin.

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Dies wird laut Oberbürgermeister Klaus Eberhardt nicht geschehen. „Es ist geplant, dass das Material in Boxen gelagert wird, die lediglich an einer Seite offen und überdacht sind.“ Somit seien Verwehungen ausgeschlossen. Nach Süden und Westen hin werde das Lager zudem von einem drei Meter hohen Schutzwall umgeben, der mit Gehölz bepflanzt werde.

Durch den Lagerplatz werde dazu beigetragen, dass sich die Sicherheitsstandards in der Stadt erhöhen. „Gerade auch beim Erdaushub sind offenliegende Aufschüttungen ein Ärgernis.“ Mehr Lärm durch die Anlieferung sei nicht zu befürchten, da diese ausschließlich über die neue Erschließungsstraße am Kreisel erfolge und die Römerstraße nicht berühre.

Die Stadt rechnet mit maximal 20 Lastwagen pro Tag. „Bei Einhaltung der vorgesehenen Geschwindigkeit von 20 Stundenkilometer wird keine Lärmbeeinträchtigung erfolgen“, so das Stadtoberhaupt weiter. Im Übrigen sei davon auszugehen, dass nach Inbetriebnahme der Autobahn bis nach Minseln der Lastwagen-Anteil am Äußeren Ring spürbar abnehmen werde.

Dass die Einsatzkräfte in ihren Privatfahrzeugen über die Römerstraße einrücken werden, hat laut Eberhardt Sicherheitsgründe. Die Wege beim Ausrücken sollten sich nicht überschneiden. Auf die Frage, warum das Gerätehaus nicht parallel zur Römerstraße gebaut werde, verweist Eberhardt auf den Wettbewerb im vergangenen Jahr. „Der zweite Platz sah ein Gebäude parallel zur Römerstraße vor. Die Jury hat sich allerdings in einem einstimmigen Votum für die Variante von Dasch und Zürner ausgesprochen.“

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Den Übungsbereich in den nördlichen Teil des Areals zu verlegen, wie es die Anwohner vorschlagen, sei keine Option. „Der Übungsbereich befindet sich beim Turm. Dieser steht an der Ecke Müßmatt-/Römerstraße.“ Geübt werde am Turm, nur tagsüber. Um den Lärmpegel nicht zu überschreiten, reichen laut Gutachten „organisatorische Maßnahmen“.