Für die Aluminium Rheinfelden Gruppe ist wohl ein Investor gefunden. Noch sei kein Vertrag unterschrieben, heißt es vonseiten des Sanierungsgeschäftsführers, der Prozess befinde sich aber auf der Zielgeraden.
Viele Mitarbeiter entlassen
Die Aluminium Rheinfelden Gruppe, die im vergangenen Jahr 55 von 256 Mitarbeitenden gekündigt hatte, besteht aus mehreren Teilen. Die Holding hat Insolvenz angemeldet, während die Bereiche Alloys, Carbon und Semis sich zuletzt in einem sogenannten Schutzschirmverfahren befanden, das die Chancen auf eine nachhaltige Sanierung verbessern sollte.
Inzwischen sei der Investorenprozess weit fortgeschritten, sagt der Pressesprecher der Kanzlei, die den Sanierungsgeschäftsführer der Aluminium stellt. „Wir sind zuversichtlich, einen positiven Abschluss zeitnah erreichen zu können.“ Da aber noch kein Kaufvertrag unterzeichnet sei, könne er nichts zu den Inhalten der Gespräche mit dem Investor sagen. „Spekulationen verbieten sich, um die Verhandlungen nicht zu gefährden.“
Eine der Gründungsindustrien der Stadt
Die Aluminium sei eine der Gründungsindustrien der Stadt Rheinfelden, sagt Oberbürgermeister Klaus Eberhardt. „Keinen Käufer zu finden wäre eine Katastrophe“, stellt er klar. Dass es nun weiterzugehen scheint, sei daher eine gute Nachricht.
Die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) hatte befürchtet, ein möglicher Käufer könnte die Bereiche des Unternehmens zerteilen und schließen, sagt der zuständige Gewerkschaftssekretär Wolfgang Zink. Im Laufe des Verfahrens habe es mehrere Interessenten gegeben. Aktuell sehe es so aus, als würde der Investor das Unternehmen am Standort erhalten. „Da passt die Alu gut rein“, so Zink. Er habe sogar die Hoffnung, dass sich die Aluminium mit dem Investor positiv entwickelt und wieder mehr Arbeitsplätze entstehen.
Abteilung Alloys als wichtige Komponente
Das bisherige Konzept der Geschäftsführung sehe vor, den größten Unternehmensteil, die Alloys, zu einer reinen Forschungseinrichtung zu verkleinern. „Und jetzt rettet dieser Zweig vielleicht das ganze Gebilde.“
Bislang produzierte die Alloys jährlich rund 30.000 Tonnen Aluminium-Legierungen – von 66 Mitarbeitern blieben zuletzt aber nur zwölf übrig. Gerade das Know-how der Alloys mit ihren vielen Patenten sei für die Aluminium auch ein Standortvorteil, sagt Zink. Daher sei es schon rein wirtschaftlich sinnvoll, die bereits entlassenen Mitarbeiter der Alloys wieder einzustellen. „Das sind Spezialisten.“ Sobald der Vertrag unterzeichnet ist, sei eine Betriebsversammlung geplant, um die Belegschaft zu informieren.
Auch ein russischer Konzern im Gespräch
Als Investor nicht ausschließen will Zink den russischen Konzern Rusal, den weltweit zweitgrößten Aluminiumhersteller. Bereits 2018 habe es Gespräche der Aluminium mit Rusal gegeben. Im April 2018 hatten die USA Sanktionen gegen das Unternehmen verhängt, wodurch der Aluminiumpreis stark gestiegen war. Nachdem der Kreml-nahe Oligarch Oleg Deripaska seine Unternehmensanteile reduziert hatte, hob Washington die Sanktionen auf.
Aluminium-Geschäftsführerin Erika Zender ließ eine aktuelle Zeitungsanfrage unbeantwortet. Auch der Betriebsratsvorsitzende verweist auf den Sanierungsgeschäftsführer. Hintergrund des Schutzschirmverfahrens waren laut Unternehmen die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie, welche die Gruppe unerwartet stark finanziell belastet habe. Als Zulieferer der Automobil-Branche war das Unternehmen jedoch schon vor der Pandemie in Schwierigkeiten geraten.