Rheinfelden „Es wird nicht einfacher werden“, hat Rheinfeldens Oberbürgermeister Klaus Eberhardt bei der Abschlussveranstaltung der Innenstadtberatung im Campus Rheinfelden gesagt. Victoria Arens von der Industrie- und Handelskammer (IHK) stellte den Händlern, Gewerbetreibenden und Stadträten die zentralen Ergebnisse der umfangreichen Erhebung vor. Sie zeigen Möglichkeiten auf, wie Rheinfeldens Zentrum attraktiver gestaltet werden kann – und wie man die Probleme durch den Strukturwandel im Einzelhandel in Teilen abfedern kann.

Welche Vorzüge Rheinfelden hat und wo die Schwächen liegen, ermittelte die IHK Hochrein-Bodensee mit der Wirtschaftsförderung und Standortentwicklung Rheinfelden (WST) und dem Gewerbeverein. Seit August 2024 wurden Analysen vorgenommen, Erfahrungen ausgetauscht und in Workshops mit allen Beteiligten Ideen gesammelt. Eine erfolgreiche Innenstadt sei ein Gemeinschaftswerk, mahnte der OB, es erfordere Mut, etwas zu unternehmen. Rheinfelden sei eine junge Stadt, die in ihrem Zentrum nicht so gewachsen sei wie andere Städte. Positiv sei, dass Rheinfelden noch eine „gesunde Durchmischung“ von Wohnen, Handel und Arbeiten aufweise. Diese Mischung lasse erkennen, dass die Stadt eine Aufenthaltsqualität biete. Allerdings müsse die Fußgängerzone mehr entwickelt werden, sagte Eberhardt.

Rund 200 Betriebe wurden laut der Erhebung verzeichnet, davon 70 Einzelhandelsgeschäfte, 40 Gastronomiebetriebe und 38 Dienstleistungsunternehmen. Alles in allem, so Innenstadtberaterin Arens, weise Rheinfeldens Zentrum noch einen guten „Nutzungsmix“ auf. Mit Messgeräten in der Karl-Fürstenberg-Straße und in der Kapuzinerstraße wurden über Monate die Besucher gezählt und an einem Dienstagnachmittag im September Passanten befragt.

Bei 102 vollständigen Interviews wurden 90 Prozent der Stadtbesucher aus Deutschland registriert, davon 70 Prozent direkt aus Rheinfelden. Nur zehn Prozent kamen aus der Schweiz. An dieser Zahl regten sich in der Diskussion bei der Abschlussveranstaltung Zweifel. Bei eigenen Erhebungen in Geschäften seien mehr als 50 Prozent Schweizer Kunden ermittelt worden. Generell handle es sich unabhängig von der Herkunft beim Gang in die Innenstadt um „zweckgebundene Besuche“, fasste die Beraterin zusammen: „Die Leute wissen genau, was sie wollen.“

Bei den Umfragen wurden Schulnoten vergeben. Am besten bewertet wurden die Wochenmärkte, die Erreichbarkeit mit dem Pkw und ÖPNV und die Gastronomie. Schlechter als im Durchschnitt schnitten das Parkplatzangebot, die Attraktivität und das Flair ab. „Da ist noch Luft nach oben“, stellte die IHK-Vertreterin fest. Allerdings zeigte sich auch, dass Auswärtige das Parkplatzangebot und das Ambiente der Stadt besser beurteilten als Einheimische. Auf die Frage, was sie vermissten, nannten viele „Deutsche Küche“ in der Gastronomie, mehr Angebote im Bereich Elektronik und Haushaltswaren und vor allem Sauberkeit. Eberhardt merkte an, dass das Problem mit der „massiven Müllablagerung“ ein gesellschaftliches sei: Der Respekt vor dem öffentlichen Raum habe abgenommen.

In Gesprächen mit den Händlern und Diskussionsrunden wurde unter anderem als positiv vermerkt, dass es unter der Woche keine Parkplatzprobleme gebe, Engpässe wurden nur am Wochenende registriert. Die Betriebe werteten als Stärken unter anderem die Aufenthaltsqualität, die attraktiven Plätze und die begrünten Stadtbereiche. Als Schwächen wurden ebenfalls die trotz einer merklichen Verbesserung immer noch mangelnde Sauberkeit vermerkt. Negativ wurde auch angeführt, dass die Friedrichstraße an Attraktivität verloren habe und die Plätze noch attraktiver gestaltet werden könnten. Vorgeschlagen wurde unter anderem, die Stadteingänge noch schöner zu gestalten.

An den Handel selbst richtete sich allerdings auch die Kritik, dass er die verschiedenen Veranstaltungen der Stadt und des Gewerbevereines zu wenig für ergänzende Aktionen nutze. Auch im Gewerbeverein seien, so der Vizevorsitzende Frank Sattler, noch zu wenige Händler vertreten. Das Internet werde, obwohl sich die Kunden heute vorwiegend dort über Angebote informieren, von einigen Betrieben noch zu wenig genutzt. Positiv wurde in der Zusammenfassung der Ergebnisse unter anderem angeführt, dass die Händlergemeinschaft offen für Veränderungen sei, die Innenstadt fußgängerfreundlich sei und Rheinfelden ein vielfältiges Stadterlebnis ermögliche. Auch die Schaufensterberatung wurde von den teilnehmenden Betrieben als sehr gut empfunden.

Als Ergebnis der Innenstadtberatung laufen bereits die Arbeiten an einem Gutscheinheft für Neubürger. Die Frequenzmessung soll fortgesetzt werden und die interne Kommunikation der Betriebe verbessert werden. An einem zweiten Runden Tisch nach Ostern wird der Erfahrungsaustausch fortgesetzt. Die IHK-Berater empfahlen unter anderem, die Stadtgesellschaft mit Grünflächen-Patenschaften einzubeziehen, die Platzgestaltung zu verbessern, einen digitalen Einkaufsgutschein anzubieten und Kampagnen in den sozialen Medien zu starten.

Oberbürgermeister Klaus Eberhardt sagte, man sollte Rheinfeldens Märkte- und Zentrenkonzept noch einmal auf Chancen und Perspektiven hin untersuchen. Eberhardt ermunterte die Betriebe außerdem, auf die WST zuzugehen und die Beratungsmöglichkeiten zu nutzen.