„Wir fühlen uns gestört von den Krähen. Sie lärmen schon morgens um fünf Uhr und sie verdrecken alles“, erklärt Ruedi Berner. Er wohnt an der Propsteigasse 6 in Rheinfelden/Schweiz, in unmittelbarer Nähe zum Hauptwachtplatz. Dort, auf den hohen Bäumen, haben sich in letzter Zeit vermehrt Krähen niedergelassen, um ihre Nester zu bauen. Aber auch bei der Schifflände und beim ehemaligen Altersheim Kloos sind in den vergangenen Wochen zahlreiche neue Nester entstanden – nicht zur Freude der Anwohner.
Bei der Stadt ist man sich des Problems bewusst. Stadtschreiber Roger Erdin erklärt auf Anfrage: „Die Situation hat sich über die vergangenen Jahre akzentuiert.“ Die Population der Saatkrähen im Siedlungsgebiet habe zugenommen. Anwohnerinnen und Anwohner seien von Lärm und Dreck betroffen. Für Konfliktstoff sorgten im Moment die Brutkolonien beim Hauptwachtplatz und bei der Schifflände, weil dort innerhalb weniger Tage zahlreiche Nester entstanden seien.
Brutzeit ist Schonzeit
Die Saatkrähen waren bis vor ein paar Jahren geschützt. Heute gilt für sie vom 16. Februar bis zum 31. Juli während der Brutzeit Schonzeit. „Das heißt, dass in dieser Zeit grundsätzlich keine Maßnahmen gegen die Tiere erlaubt sind“, so Erdin. Große Probleme mit Krähen kennt auch die Siedlung Liebrüti in Kaiseraugst. Dort haben in den vergangenen Jahren verschiedene Vergrämungsaktionen stattgefunden. So wurden Nester mit Hilfe einer Drohne entfernt, der Kanton hat dazu eine Ausnahmebewilligung erteilt.
In Rheinfelden prüft die Stadt derzeit verschiedene Möglichkeiten, wie das Problem eingedämmt werden könnte. „Den größten Erfolg hatten wir in den vergangenen Jahren mit dem Entfernen der Nester und dem periodischen Rückschnitt der besiedelten Bäume unmittelbar vor Beginn der Schonzeit erzielt“, schildert Erdin. Auch dieses Jahr sei nach diesem bewährten Muster vorgegangen worden.
Allerdings musste man feststellen, dass sich zum Beispiel am Hauptwachtplatz in den letzten Tagen Brutkolonien mit neuen Nestern entwickelt haben. Dabei habe sich, so Erdin, laut einem Baumspezialisten erstmals eine neue Erscheinung gezeigt: „Bisher haben die Vögel ihre Nester ausschließlich in den Platanen platziert. Diese wurden denn auch im Februar noch zurückgeschnitten. Nun haben sich die Vögel erstmals auch in den benachbarten Kastanienbäumen eingenistet.“ Diese könnten im Unterschied zu Platanen nicht einfach zurückgeschnitten werden, weil der Baum dadurch Schaden nehmen kann, erklärt der Stadtschreiber und ergänzt: „Unsere Baumpfleger prüfen nun, ob und in welchem Ausmaß künftig allenfalls auch die Kastanienbäume zurückgeschnitten werden können.“ Gleichzeitig suche man den Kontakt zum Kanton und wolle weitere Maßnahmen prüfen.