Krähen können ganz schön lästig werden, wenn sie plötzlich in einem Ort in großer Zahl auftauchen. Lärm und Verunreinigung durch die schwarzen Vögel waren und sind immer wieder ein Thema in den Städten und Gemeinden am Hochrhein. In Kaiseraugst in der benachbarten Schweiz sind Krähen zu einem besonders großen Problem geworden. Darum wird hier nun mit Nestentfernung und Drohneneinsätzen zu härteren Mitteln gegriffen, um die Vögel zu vertreiben.

Problemvögel in Kaiseraugst

Noch immer treffen auf der Kaiseraugster Gemeindekanzlei wöchentlich E-Mails und Schreiben ein zum Thema Krähen in der Überbauung Liebrüti. Die Vögel sorgen dort bereits seit Jahren für großen Unmut unter den Anwohnern. Die Gemeinde verfolgt daher seit einiger Zeit das sogenannte Drei-Säulen-Konzept – Nahrungsentzug, Vergrämung und Dezimierung.

„Wir haben in allen Bereichen des Konzepts Maßnahmen ergriffen. Das hat Wirkung gezeigt, leider aber jeweils nur relativ kurzfristig“, sagt Gemeinderat Jean Frey. Die Vögel kehrten immer wieder zurück – und mit ihnen die Reklamationen. „Verständlicherweise“, sagt Frey. Nun hat die Gemeinde vom Kanton eine Ausnahmebewilligung für das Entfernen der Krähennester erhalten, und zwar über die eigentlich am 16. Februar beginnende Schonfrist für Krähen hinaus. „Erst wenn die Eiablage stattgefunden hat, dürfen keine Nester mehr entfernt werden“, sagt Erwin Osterwalder, Fachspezialist Jagd und Fischerei beim Kanton.

„Das ist eine Vergrämungsmaßnahme mit dem Ziel, das Brüten der Krähen in die Waldgebiete außerhalb der Siedlung zu verlagern“, sagt Frey. Am Violenbach und Richtung Autobahn habe es geeignete Bäume. Dort sei das Störungspotenzial viel kleiner. Solche Bewilligungen werden selten erteilt. „Wir sind sehr restriktiv und erteilen diese erst, wenn zuvor andere Maßnahmen durchgeführt wurden, wie das Kaiseraugst gemacht hat“, sagt Osterwalder. „Wir sprechen uns jeweils auch mit Birdlife Aargau ab, bevor wir eine Bewilligung erteilen.“

Der Robotervogel Robird soll in der Kaiseraugster Siedlung Liebrüti helfen, die Krähen zu vergrämen. Marcel Maurer, CEO der beauftragen ...
Der Robotervogel Robird soll in der Kaiseraugster Siedlung Liebrüti helfen, die Krähen zu vergrämen. Marcel Maurer, CEO der beauftragen Firma Eagle Eye Multicopter Services GmbH, erklärt, wie der Robotervogel funktioniert. | Bild: Nadine Böni

Die Saatkrähenpopulation habe sich in Kaiseraugst aber innerhalb kurzer Zeit etabliert und sei rasch gewachsen. „Sie brüten mitten in der Wohnsiedlung. Die damit verbundene Lärmbelastung und die flächendeckenden Kotverunreinigungen übersteigen dort das verträgliche Maß“, so Osterwalder.

Erfahrungswerte zu dieser Maßnahme fehlen zwar. Osterwalder ist aber durchaus zuversichtlich, dass das längerfristig Wirkung zeigen könnte. „Es handelt sich zwar nicht um einen letalen, aber doch um einen sehr starken Eingriff in das Brutverhalten der Vögel.“

Eine Drohne mit Greifarm soll zupacken

Bei der Nestentfernung wird eine eigens dafür entwickelte Drohne mit Greifarm zum Einsatz kommen. Sie stammt von der Firma Eagle Eye Multicopter Services GmbH. Die Firma war in den vergangenen beiden Jahren bereits für die Krähenbekämpfung in der Liebrüti tätig – mit Roboterfalken „Robird“. Vergangene Woche wurde mit der Drohne ein Probeflug durchgeführt. „Es hat funktioniert“, sagt Jean Frey.

Im Februar, wenn die Krähen mit dem Nestbau beginnen, soll die Drohne in Kaiseraugst zum Einsatz kommen. Die Bäume würden dann wöchentlich kontrolliert und die Nester laufend entfernt, sagt Frey. „Ziel ist es, dass es gar nicht erst großflächig zu einer Eiablage kommt, sondern dass die Vögel dafür an andere Standorte ausweichen.“ Der Vertrag mit der Firma werde derzeit ausgearbeitet. Im Budget der Gemeinde sind auch 2021 einige zehntausend Franken für die Krähenbekämpfung reserviert.

Als weitere Maßnahme soll den Krähen die Nahrungsbeschaffung weiter erschwert werden. So werden die Zugänge der Krähen beim Entsorgungsbetrieb im Gebiet Rinau abends und an den Wochenenden mit Gitternetzen verschlossen und die Container abgedeckt. Die entsprechende Baubewilligung der Gemeinde liegt vor. „Wir hoffen, dass wir nun Wege finden, das Problem auch langfristig zu lösen“, sagt Jean Frey.

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