Präsenzunterricht, Wechselmodell oder Fernunterricht: Die Schulen haben seit Ausbruch der Corona-Pandemie mit vielen Varianten versucht, den Schülern bestmöglich Lerninhalte zu vermitteln. Infos, wie es nach dem Jahreswechsel weitergehen wird, erwartet Hanspeter Brugger, geschäftsführender Schulleiter aller Rheinfelder Schulen, für den heutigen Donnerstag. Geht es nach Frank Grimberg, Vorsitzender des Gesamtelternbeirats, müsste es in der langfristigen Strategie vielmehr „sowohl als auch“ statt „entweder oder“ geben.
Für Frank Grimberg sind die Rheinfelder Schulen in den vergangenen Monaten unterschiedlich weit gekommen, um digitalen Fernunterricht anzubieten. Doch auch für einen wie auch immer ausgestalteten Präsenzunterricht unter Corona-Bedingungen seien nicht alle Schule gleich gut geeignet. „Die Räume sind zum Teil sehr klein.“
Gleichwohl man die Entwicklung der nächsten drei, vier Wochen „sehr ernst“ nehmen müsse, wünscht sich Grimberg mit dem Gesamtelternbeirat darüber hinaus eine echte Auseinandersetzung mit der Frage: Was sind uns die Schulen wert? Welche Funktion hat Schule?
Grimberg ist Vater von zwei Söhnen, der eine elf, der andere 14 Jahre alt. Deren Situation sei im Vergleich zu anderen Familien in Ordnung: Jeder verfüge über passende Endgeräte und eine stabile Internetverbindung. Dass dies längst nicht in allen Rheinfelder Familien der Fall ist, weiß Grimberg. Und das weiß auch Hanspeter Brugger, Leiter der Gemeinschaftsschule. „Das ist immer noch ein echtes Problem“, so Brugger. Rund 70 I-Pads stehen der Gemeinschaftsschule zur Verfügung – bei 380 Schülern. Etwas weniger, nämlich 360 I-Pads, sind aktuell an allen Rheinfelder Schulen insgesamt im Einsatz, wie Stephan Müller, Abteilungsleiter Information und Kommunikation, auf Nachfrage dieser Zeitung am Dienstag sagt. Weitere 130 seien bestellt und würden bis zu den Fasnachtsferien ausgeliefert. Auf die teils langen Wartezeiten hatte Müller bereits im Oktober im Hauptausschuss hingewiesen.
Für Grimberg offenbart sich ein Kernproblem. „Wir sprechen immer von Lernmittelfreiheit. Aber die Endgeräte, die es für Digitalisierung braucht, haben dazu bisher nicht gezählt.“ Was jahrelang verschlafen wurde, könne nicht in wenigen Monaten aufgeholt werden und schon gar nicht in den nächsten drei, vier Wochen. Und: „Die Stadt allein schafft das nicht.“ Die Kassen seien leer, es brauche deutlich mehr Geld vom Staat. „Es gibt so viele Rettungsschirme, warum nicht einen Schutzschirm für Schulen?“
Was die beste Lösung für die nächsten Wochen ist, darüber ist sich der Gesamtelternbeirat nicht einig. Für Grimberg muss das aber auch nicht sein. In der Auseinandersetzung vermisst er Flexibilität. „Es muss viel mehr ‚sowohl als auch‘ geben als nur ‚entweder oder‘.“ Wichtig seien die Schüler. Wie gut deren Unterricht ausfalle, sei Glücksache. „Gerate ich an einen Lehrer, der sich weitergebildet hat, um guten Fernunterricht anzubieten?“ Nicht nur die Schulen seien unterschiedlich weit, sondern auch die Lehrer. „Da braucht es eine grundsätzliche Neuordnung.“
Hanspeter Brugger kann für seine Schulleiterkollegen von einer „relativen“ Einigkeit in der Bewältigung der Corona-Pandemie berichten. So habe man sich etwa vor dem erneuten Lockdown Ende 2020 darauf verständigt, dass man ab einer 7-Tage-Inzidenz von 200 wieder in den Wechselunterricht gehen werde. „Dann kam aber die neue Verordnung, die Schulen wurden geschlossen und es war gar nicht nötig.“
Die Erfahrungen
Er selbst könne sich eine Schulöffnung vorstellen. Die Erfahrung der vergangenen Monate habe ihm gezeigt, dass die Sicherheitssysteme funktionierten. Auch an der Gemeinschaftsschule habe es vereinzelt Corona-Fälle gegeben; Ansteckungen außerhalb des jeweiligen Klassenbereichs habe es aber nicht gegeben.
Die Hoffnung
Im Gespräch am Dienstagnachmittag klingt Brugger gefasst – auch wenn er nicht weiß, ob und welche seiner Schüler er am Montag auf dem Schulhof antreffen wird. Pädagogisch gesehen hätten er und seine Kollegen mit dem Wechselmodell, das von Juni bis Herbst möglich war, die besten Erfahrungen gemacht. Das hieß: Präsenzunterricht in kleinen Gruppen für die einen, für die anderen Fernunterricht zu Hause – im Wechsel. „Die Schüler haben so viel gelernt wie nie zuvor“, sagt Brugger.
Die Entscheidung
Am Dienstagabend stand nach dem Bund-Länder-Beschluss fest, dass Brugger wohl erneut auf sein Konzept für Fernunterricht zurückgreifen muss, das seit dem Frühjahr steht. Auch wenn die genaue Verordnung noch aussteht: Schule als sozialer, interaktiver Ort, wie Grimberg und Brugger sie nennen, wird es so schnell nicht wieder geben.